Freitag, 2. März 2012

Regenwald, Regenwald… du lässt mich völlig kalt


[Santa Teresa 3 – Jacó – Manuel Antonio – San José 3]

Da stehe ich nun, wie der Paddington Bear, ganz alleine und verlassen am Coca-Cola Terminal von San José, um den Nachmittags-Bus am 26.01.12 zurück nach Santa Teresa zu nehmen. Nachdem ich eine gewisse Zeit mit jemandem gereist bin und grossartige Momente erlebt habe, ist es immer wieder eine Umstellung alleine zu reisen. Aber die Leute, die mich im Minihostel erwarten, sind ja nach den knapp zwei Wochen wie meine Zweitfamilie.;-) Bevor mein Bus fährt, kommen Alex und Gisela – die beiden Girls vom Scenic…ääh…Clinic-drive – noch kurz vorbei, um tschüss zu sagen, denn sie reisen morgen zurück in die Schweiz. Judith hat bereits den Morgenbus nach Santa Teresa genommen. Für sie stehen nun zwei Wochen keine Sonne und kein Surfen an. Im Bus lerne ich Renate und Ralf kennen, ein CH-DE-Pärchen, die in Fuerteventura eine Surfschule haben und in Santa Teresa Surfferien machen. Sie bieten an, mir – trotz ihrem wohlverdienten Urlaub – in den nächsten Tagen eine Surflektion zu geben. Das ist perfekt, denn von Profis instruiert zu werden ist um einiges besser, als das try&error auf eigene Faust, wie sich noch herausstellen wird.

Wieder zurück in Santa Teresa hat die Nachricht vom Quad-Unfall die Runden gemacht und ich ernte wegen meiner Hilfsbereitschaft von so manchen Leuten aus dem Hostel den Respekt. Für mich ist dies jedoch eine Selbstverständlichkeit und zugleich ein „Dankesakt an mein Karma“, dass ich die vergangenen 9 Monate eine unfall- und problemfreie Reise hatte (Lappalien, wie Stromstoss, nasser Rucksack und die bis jetzt gottseidank einmalige Rache des Montezumas natürlich ausgeschlossen). À propos Unfall: Während meiner Abwesenheit überschlägt sich ein Auto, das zwei Hostelmitbewohner beim Autostopp mitgenommen hat, auf Santa Teresas kurvigen Strassen. Wie durch ein Wunder bleiben aber alle Insassen unverletzt – und somit bleibt ihnen eine nervenaufreibende Costa-ricanische Krankenhausgeschichte erspart. Anyway… vom 27.01.12 bis 30.01.12 widme ich mich einmal mehr der Sonnenseite des Lebens mit Surfen Chillen und entspanntem Backpackerleben. Die Surfstunde bei Renate und Ralf ist spitzenklasse!* Sie zeigen mir Tips und Tricks beim richtigen anpaddeln der Welle (optimale Position auf dem Board, damit die Nose knapp aus dem Wasser ragt), blitzschnellen Aufstehen (Takeoff am Strand üben, Körper mitdrehen) und Balance halten beim Surfen (Richtiger Stand, Gewicht mehr nach Vorne, ausgestreckter Arm in Surfrichtung). Nach unzähligen Versuchen auf dem Surfboard mit oder ohne Sturz ins Wasser, unterhaltsamen Abenden mit oder ohne Lagerfeuer am Strand,  Sonnenuntergängen mit oder ohne Bier und verchillten Nachmittagen mit oder ohne Buch in der Hängematte, ist es am 01.02.12 Zeit weiterzureisen. Um 6 Uhr nehme ich den Bus, um via Puntarenas nach Jacó zu gelangen. Mit mir reisen 14 Leute aus dem Minihostel ab – es kehren also wieder etwas ruhigere Zeiten ein.:-)
Fast wie ein Profi…
…die Welle erwischt
 Als ich in Jacó ankomme, knallt die Mittagshitze so richtig runter und ein völlig überteuertes, eiskaltes Goggi rettet mich einmal mehr vom Verdursten. Das Städtchen erinnert mich etwas an eine billige Kopie von Miami: Man nehme South Beach, verkleinere es um 80%, entferne sämtliches Art Deco und die prolligen Autos, tausche die Kubaner gegen Ticos ein und mache den Strand noch etwas schmuddeliger. Aber so schlimm, wie alle immer behauptet haben ist es hier gar nicht. Tags darauf wappne ich mich früh morgens mit Wasserflasche und Kamera und stapfe dem Sonnenaufgang entgegen, Richtung dem Berg Miros, wo mich der primäre (=unberührte, ursprüngliche) und sekundäre (=von Menschenhand berührter Dschungel, nämlich mit Canopy-Zip-Lines) Regenwald mit seiner vollen Geräuschkulisse und Gruseligkeit erwartet (damit meine ich die riesige Spinne mit den gelb-schwazen Beinen, die sich mir gefährlich nähert, während ich im Gebüsch pinkle). Die Hitze hält sich noch in Grenzen, trotzdem läuft mir der Schweiss vom Hochlaufen herunter. Oben angekommen werde ich von einer fabelhaften Aussicht über Jacó und auf die Bucht belohnt. Am Abend des 02.02.12 kille ich mit den Franzosen (Emma, Katie, Remi Gaillard) und einem Deutschen (Wolfgang) aus meinem Hostel beim Kartenspiel einen Rum. Semisteil endet der Abend nach einer Beachparty verchillt am Strand – der, wie mir am nächsten Tag von Locals gesagt wird, nachts ziemlich gefährlich ist. Ups…
Barkeeper übt beim Sonnenuntergang
French-Swiss-Connection
Die Strasse weiter südlich von Jacó schlängelt sich über mehrere Hügel und bietet eine malerische Aussicht auf bewaldete Hänge und hinunter zur palmengesäumten Küste. Meine Busfahrt am 04.02.12 bringt mich nach Manuel Antonio, eine kleine Bucht, die vom Tourismus in Beschlag genommen wurde. Hier befindet sich auch der Eingang zum zweitkleinsten Nationalpark von Costa Rica  „Parque National Manuel Antonio“. Genau deswegen bin ich hierhergekommen. Am 05.02.12 wage ich mich erneut in den Regenwald… hier solls ja neben Affen und Iguanas auch Faultiere geben, die sich in den Bäumen herumtreiben. Ich sehe sie alle, die Tiere! Leider ist der Park „etwas“ überlaufen von Touristen, und so bewege ich mich zwischen Seniorenveranstaltung und Tico-Volkswanderung. Dafür muss ich mir keinen Guide nehmen, denn an jeder Ecke steht eine Gruppe mit Guide und starrt in ein Gebüsch, Baum oder macht sonst ein langes Gesicht. Zurück im Hostel fühle ich mich müde, verkatert und habe etwas die Schnauze voll von Hitze und Feuchtigkeit, als ob der Spaziergang Regenwald mir nicht gut getan hätte. Ich gönne mir eine späte Siesta und spiele mit dem Gedanken, dem Regenwald und der Hitze den Rücken zuzuwenden…
Für einmal die Hochzeit nicht ge-crashed :)
Picture of the moment
Die Senioren haben was entdeckt
Faultier im Nationalpark
Idyllischer Ausblick im Nationalpark
Baer ready für die Weiterreise…
Am 06.02.12 überlasse ich die Entscheidung ganz der Spontanität. Während ich im Bus nach Quepos drei aufgestellt Amis kennen lerne, die auf dem Weg nach Domenical sind (da wollte ich eigentlich auch noch hin), bin ich noch ambivalent, ob ich mich ihnen anschliessen, oder den nächsten Bus nach San José nehmen soll, um nach Peru zu fliegen (ich schleppe ja schon seit Ecuador einen Lonely Planet von Peru herum, den ich geschenkt bekommen habe). Der Bauchentscheid fällt zu Gunsten von Peru und so checke abermals im Alajuela Backpackers, in der Nähe des Flughafens ein. Ich leiste mir ein Einzelzimmer und plane die kommenden Tage meine Weiterreise, treibe Sport und warte, bis der 08.02.12 eintrifft… Um 03.45 aufgestanden, nehme ich den umwegigen Flug via Mexiko City nach Lima… Ich weiss, meine Reiseroute gleicht bis Anhin ja eher einem Puzzle, als einem Dominospiel.:-)

“You got to be careful if you don’t know where you’re going, because you might not get there.” – Yogi Berra 
Cheers
Alex

*Falls jemand in Fuerteventura eine kompetente und preiswerte Surfschule mit super Instrukteuren sucht: Ich kann Renate und Ralf’s Nalu-Surfshop wärmstens empfehlen. Die beiden unterrichten mit Professionalität und Elan. www.nalusurf.com





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen