Donnerstag, 7. Juni 2012

It's coming-home time!

[Rotterdam – Winterthur – Bachtel]

Den ganzen 23.05.12 bin ich etwas beduselt, da ich mich nach der Ankunft des Schiffes nochmals aufs Ohr gelegt hab und wohl in einer ungünstigen Schlafphase vom Kapitän geweckt werde, um bei der Passkontrolle mehr schlecht, als recht, anwesend zu sein. Ein Taxi fährt Mike und mich die 40km vom Hafen ins Stadtzentrum und wir checken im Hostel Room ein, das sich preislich und vom Stil her nicht gross vom durchschnittlichen Hostel in Südamerika unterscheidet. Meine Rückkehr nach Rotterdam ist ein guter Einstieg auf Zuhause: Es ist super Frühlingswetter und ich kenne mich in der Stadt noch bestens aus, da ich vor sieben Jahren ja für ein Semester hier studiert habe (good ol‘ Rot Rockerz Time :-))
Weil man sich in Holland ja hauptsächlich mit dem Fahrrad fortbewegt, mieten Mike und ich zwei „Fiets“ und strampeln los, ins Zentrum der Stadt. Seit 2005 hat Rotterdam noch kein bisschen an seiner grossartigkeit eingebüsst. Kulturell, architektonisch und ethnologisch kann die Stadt mich noch jedes Mal bezirzen! Stylische Leute, gestylte Gebäude und stilechte Grünflächen. Die zweitgrösste Stadt in den Niederlanden, welche teilweise unter dem Meeresspiegel liegt, ist die einzige Europäische Stadt mit einer Skyline und hoffentlich gut haltenden Deichen. Während die meisten Touristen wohl zuerst in den nächstgelegenen Coffeeshop steuern, um auf „Reise“ zu gehen, kümmere ich mich um meine Rückreise und gehe zur Centraal Station, wo ich meine Zugfahrt von Rotterdam via Utrecht via Frankfurt via Olten nach Winterthur buche. Hierzulande ist Reisen im Vergleich zu Südamerika wieder etwas teurer, und so blättere ich 186 EUR (ca. 223 CHF) für die 10h Fahrt hin; kann aber im Gegenzug den Tag einer angepissten Billet-Verkäuferin retten. Sie will mich nämlich schon gehässig anpfeifen, weil sie das Gefühl hat, der Schweizer will sich vordrängeln. Nachdem ich etwa 20 Minuten auf meinen Aufruf vom nicht durchdachten elektronischen Ticketing System warte, frage ich sie (in einem freundlichen Ton), ob ich meine Nummer verpasst hätte. Ihre bissige Antwort kann ich gekonnt abwenden, als just in diesem Moment meine Nummer aufgerufen wird. Mit einem breiten Grinsen sage: „Ok, let us both start over again – in a friendly way“. Sie gesteht mir, dass sich die Leute schon den ganzen Tag über das Anstehen beschweren. Später erzähle ich ihr von meiner Weltreise und meiner Vorfreude auf Zuhause. Der kleine Disput ist längst gegessen, als wir uns freundlich lächelnd verabschieden. Danach mache ich einen Schritt in die Retrospektive und zeige Mike all die Schauplätze aus meiner damaligen Studentenzeit.
Unsere Drahtesel im endlosen Fahrradparkplatz am Bahnhof wiedergefunden, cruisen wir zu den Kubuswoningen, den eindrücklich-verrückten Würfel-Häuser, die 1984 vom Architekt Piet Blom gebaut wurden. Danach geht’s weiter über die Willemsbrücke auf die Insel Noordereiland, die von oben aussieht, wie ein Frachtschiff und sogar spasseshalber auf einem Häuserblock (der die Brücke darstellt) ein grünes und rotes Positionslicht installiert wurde.
Wo haben wir das Fahrrad abgestellt?
Die lustigen Kubushäuser
Auf der Rotterdam-wiedererlebenstour fahren wir weiter in den Süden zum Studentenheim „African Inn“, wo ich damals gewohnt habe. Anstatt des fidelen Studentenlebens von anno dazumal (ausartende Poolparties, steckengebliebener Lift, Ibiza white, Rauchalarm, illegale Rooftopsunsetparty, Franzose der im Suff über seinen Laptop brünzlet etc.), treffen wir „seileeeence“ und gähnende Leere an. Das ehemalige 24h Partymekka scheint stillgelegt worden zu sein. Darum geht’s gleich weiter zum C1000, unserem einstigen Food&Beverage Supply und Studienobjekt für Logistik-Klassen. Leider finde ich weder Egglis‘ Müeslibollen, noch Öi’s Energy drink von damals. Dafür kaufe ich Stroopwafels als Mitbringsel ein. Das Foodangebot hat sich also auch verändert. Ebenso die Inholland University, an der ich studiert habe. Die Barracken wichen einem Parkplatz, dafür wurde das kunstvolle Hauptgebäude um einen Anbau erweitert. Innendrin sieht alles unverändert aus und ich frage mich, ob wohl Peter Anker noch immer über „USA – The world is flying on one Engine“ philosophiert und sein Haus in den Ferien seinen Lieblingsstudenten zum Haustausch anbietet. Oder ob der verrückte Dutch Language and Culture-Lehrer auch heute wieder verkatert in die Schule kam, als wäre er direkt aus Miami Bitch eingeflogen.:-) Hach… was für Erinnerungen.:-) Ich will euch hier meinen damaligen Artikel vom Studentenmagazin Brainstorm nicht vorenthalten: http://www.web262.server-drome.net/netherlands.ch.vu/picturesandfiles/download/berichtbrainstorm.jpg
Leeres African Inn*

Still Now&Wow
 
Mike on the Bike

Het Erasmusbrug
Inolland in Holland

Via Sehenswürdigkeit Erasmusbrug, vorbei an der Skyline, cruisen wir zurück zum Hostel und ich widme mich dem Mails beantworten und Blog updaten. Vor Spannung, morgen nach 399 Nächten in der Ferne wieder nachhause zu kommen, kann ich kaum einschlafen.;-) Am Morgen des 24.05.12 ist der Tag dann endlich da, wo ich mein Übergepäck beim 3-maligen Umsteigen anhaltend verfluche, trotzt Zugverspätungen alle meine Anschlüsse schaffe und im Zug zum letzten Mal mit anderen Backpackern Reiseabenteuer austausche. Nach einer endlos lang scheinenden Reise (aber was sind denn schon 10h?) komme ich um 20.03 Uhr in Winterthur an…
Schon kurz vor meiner Einfahrt werde ich von klein Janine (man erinnere sich an Ecuador/Galápagos) und ihrer Schwester per MMS aus den Ferien willkommen geheissen. Als ich in Winterthur aus dem Zug steige, habe ich schon ein etwas mulmiges Gefühl, dies ist aber wie weggeblasen, als ich von meinem lieben Empfangskomitee herzlich begrüsst werde: Gebruder Jay und F6 Sonnenschein Fabsi, die meinen fleissigen Bloglesern bestens bekannte Tatj, P****-Crew Vertretung Pink Pearl (wie gewohnt in Heels und Tigerlook) meine beiden Häsli Alex (siehe Foto-Love Story) und Nicole (sie tragen sogar extra das damals zu meinem 30igsten kreierte Shirt;-)), Pura-Vida-Surferboy Daen und Jan, der während meiner Abwesenheit eins meiner Häsli geheiratet hat.:-) Um richtig anzukommen und erste Stories auszutauschen, verschieben wir in meine F6 WG. Wie schön…im Eingang und in der Wohnung riecht es noch immer gleich vertraut, wie ich es in Erinnerung habe und an unserer Pinnwand hängen Karten und Grüsse die ich aus meiner Reise nachhause geschickt habe. Später kommen noch Leo und Sarah (mein Bruder und meine Lieblingsschwägerin), sowie Liv* (die mittlerweile Schweizer-Vize-Einparkerin geworden ist), Sabine (ehemalige Zimmerbesetzung) und Sarah (gegenwärtige Zimmerbesetzung). Ich freue mich sehr, alle wieder zu sehen, zu knuddeln und Geschichten auszutauschen…
Empfangskomitee aufm Handy
Empfangskomitee am Wintibahnhof
Im Rampenlicht mit Sarah+Leo..
…und Liv*+Sabrina
Tags darauf kann ich meinen Camaro (bestens bekannt aus der Blog-FolgeDie Erfüllung eines Traumes…“ und fortfolgende) beim Strassenverkehrsamt einlösen – perfekt um bei bestem Sommerwetter auf den Bachtel zu fahren, wo ich mit Jay und meiner WG ein ruhiges Pfingstweekend verbringe. Am Sonntag gehe ich bereits ein erstes Mal steil (mit meiner Ibiza P****-Crew), am Katermontag kommt meine Familie für ein grosses BBQ und die Baeren-Insiderstories zusammen und am Dienstag mische ich die Combat-Stunde im Fitnessplus auf und bin erfreut, dass mir auch hier ein Dubstep-Track begegnet.;-)
Ziemlich cool: Audi, Royal Enfield + Camaro
Ziemlich heiss: Extended F6-WG

Schweiz pur: Brunch auf dem Bachtel..
..schön war die Aussicht!

Mit der P*****-Crew im Bolero (by Tillate)
Jaipur? Swollywood Reunion mit Heidi

Während den kommenden Wochen treffe ich mich mit verschiedensten Leuten: Von meinem Versicherungsvertreter für interessante Stories von meiner Reise (und nebenher unterschreibe ich noch den Rundumschutz für den Camaro), bis Theresa aus dem verrückten Swollywood-Abenteuer in Indien, die jetzt in der Nähe der Schweiz studiert. Wie schön ist es, wieder zuhause bei der Familie, Freunden und in vertrauter Umgebung zu sein… mit einem Rucksack voller Erfahrungen, Erlebnissen und neuen Ideen. Rückblickend sind die 13 Monate schnell vorübergegangen, so als hätten all die neuen Eindrücke die Zeit fieberhaft vorangetrieben; obwohl einige Momente wie stehengeblieben sind und ich mir wiederum bei anderen gewünscht hätte, sie würden etwas länger dauern. Aber auch zuhause ist die Zeit weitergelaufen und ich bin stolz, was mein Umfeld alles erreicht, geschaffen, genossen oder kreiert hat… Beförderung, Prüfung bestanden, Job gewechselt, schönen Sonnenuntergängen beigewohnt, wichtige Entscheidungen auf dem Berufsweg gefällt (oder diesen aufgegeben und eine Auszeit zu nehmen), Steilgegangen, Studium begonnen, an der Doktorarbeit gebastelt, Parties organisiert, Freundschaften beendet und neue geschlossen, geheiratet, schwanger geworden, Geschäftsideen entwickelt etc…
Wie und ob ich das Reisen vermissen werde, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen. Aber eines kann ich sagen: Ich freue mich sehr, wieder zuhause zu sein!

 “No one realizes how beautiful it is to travel until he comes home and rests his head on his old, familiar pillow.” – Lin Yutang

Cheers
Alex
*Ich kann das Geheimnis jetzt ja lüften: Meine Haare sind nicht ab. Pfft, was sind denn schon 1000 USD, wenn man mit authentischem südamerikanischen Look in die Schweiz zurück kehren kann?