Donnerstag, 17. November 2011

Holbox – Baer geht Pleite im Paradies

[Cancún 1 – Holbox]
Einmal mehr dreht mein Rucksack durchnässt seine Runden auf dem Laufband, als ich am 01.11.11 in Cancún lande. Den Regen habe ich aus Miami grad mitgebracht, doch bald verziehen sich die Wolken, als ich mit dem Sammeltaxi an den unzähligen Hotelkomplexen an der Zone Hotelera vorbeifahre, die auf die nächste Touristenwelle (oder spätestens auf Springbreak) warten. Für zwei Nächte checke ich in der Altstadt von Cancún im etwas chaotischen, aber herzlichen Hostel Ka’beh ein, wo die Übernachtung im Dorm nicht mal 10 USD kostet. Der junge Hostelbesitzer empfiehlt mir wärmstens die Insel Holbox (sprich: Holbosch), denn ich erzähle ihm, dass ich ein paar entspannte Tage an einem ruhigen Plätzchen verbringen will. Genau dort will ich hin! Am Abend des 02.11.11 chille ich mit Julia aus Deutschland bei einem erfrischenden Pacifico Bier am Parque Las Palapas, wo wir das bunte Treiben des Festes „Día de los Muertos“ beobachten. Offensichtlich fürchtet man sich hier in Mexiko nicht vor dem Tod, sondern begegnet ihm mit einer gewissen Ironie, denn der Tod wird als allgegenwärtiger Teil des Lebens betrachtet.
Ein etwa 3,5h Bustrip bringt mich am Mittag des 03.11.11 raus aus der grossen Stadt, vorbei an grünen… ich schlafe ein… und wache zum Glück just auf, als der Bus um einen Kreisel fährt, wo „Welcome to Chiquila“ steht. Hier muss ich raus, um die Fähre nach Holbox zu nehmen! Schnell krame ich meine Sachen zusammen und stampfe zum Pier. Nach 30 Minütiger Fahrt mit raunenden Dieselmotoren in der wunderschönen Spätnachmittagssonne komme ich im Paradies an…
Welcome to Holbox…
…a tranquil peace of heaven
In Holbox gibt es keine geteerten Strassen und fast ausschliesslich Golfwagen, die als Taxi, Goods carrier und Insel-Cruisemobile fungieren. Bei meiner Ankunft sind die Strassen übersäht von grossen Wasserpfützen, die von starkem Regen zeugen – gutes Timing, denn knapp habe ich die Hurricane Evakuation vor ein paar Tagen verpasst. Das verschlafene, bunte Dörfchen mit schnüsigen Hotels, kleinen Tante Emma Läden, schmucken Boutiquen, einladenden Cafés und Restaurants versinkt in der Abendsonne, während ich von einer teilzeit Taxichauffeuse zum Tribu Hostel chauffiert werde. Freundlich werde ich von der Besitzerin Mia empfangen und leiste mir ein Einzelzimmer mit grossem Bett, eigenem Bad und Balkon. Aber die Backpackercommunity trifft sich auf der runden Terrasse neben der Küche…Da sind unter anderem die Langzeitgäste, Teilzeitaussteiger oder Kurzurlauber Jenny aus den USA, Marco aus Holland, Camila aus Schweden, Marc aus UK und Ariel aus Argentinien, Sabine aus der Schweiz, sowie ein Kitesurfer Pärchen und der Hostel Hund Mango, der am Strand jeweils die T-Shirts der badenden (nicht nur) Hostelgäste einsammelt und zum Hostel zurück bringt. Das farbenfrohe Hostel ist wundervoll, sauber und eine Minute vom Strand und fünf Minuten vom Dorfkern entfernt. Hier bin ich, um wiedermal Ferien von den Ferien zu nehmen.:-) Ohne viel zu unternehmen bleibe ich sage und schreibe zwei Wochen bis zum 17.11.11 auf der ruhigen, verchillten Insel Holbox. Fern von jedem Zeitgefühl, Parties, chaotischen, versmogten Städten, sightseeing und sonstigen Verpflichtungen (von denen ich als Backpacker ja ohnehin wenige habe). Die Zeit des süssen Nichtstuns vergeht wie im Flug…
„Geschäftiges“ Treiben am Morgen
Onkel „Emma“ wartet auf Kundschaft

Holbox Chillt…


…badet…


…und fischt!

Mein Zuhause im Paradies
Mein Designer-Stuhl am Strand
Am ersten Abend auf der Insel werde ich als Empfang gerade mal von 35 Mücken an meinen beiden Füssen gestochen. Die Mistviecher sind überall! Es sind wohl gemerkt nur weibliche Moskitos, die einen stechen…die männlichen ernähren sich von Blumen – auch in real life sind wir Männer ja meist mit weniger zufrieden.:-) Anyway…von da an bade ich clever täglich im Anti Brumm, was mich davor rettet nochmals lebendig aufgefressen zu werden. À propos auffressen:
Zusammen mit Camilla mieten  wir zwei Drahtesel, um auf die andere, unbewohnte Seite der Insel zu fahren, respektive bis zum Fluss, der die beiden Inselteile trennt. Unterwegs kaufen wir noch Moskitoschutz und wir werden von der Verkäuferin hingewiesen auf all die Gefahren von Mücken (nicht umsonst nennt man den Teil der Insel „punto mosquito“), scharfen Muschelkanten, Fischen, die einen elektrisieren, wenn man drauf tritt und anderen gefährlichen Gruselviecher; wobei wir sprachbedingt den Kontext nicht immer verstehen. Indiana Jones-mässig waten wir durch das seichte Meer auf der Sandbank weiter aussen im Meer, wo eine Flamingokolonie herumstolziert, um die andere Seite zu erreichen (den Fluss kann man nicht überqueren). Ein wundervoller, friedlicher Strand mit unzähligen grossen Muscheln, Seesternen und riesen Seeschneckenhäuser heisst uns willkommen. Die angenehme Brise hält Moskitos und die Hize fern. Als wir zurück ins Hostel kommen, erfahren wir, dass auf diesem Teil der Insel Krokodile leben. Das war dann in diesem Fall der Teil der Warnung, den wir nicht verstanden haben. Wieder mal Glück gehabt!:-)
Erkunden der Insel
Das Wandern ist des Flamingos Lust?
Verchillter Kumpel
Verchillter Strand-mit Krokodil im Wasser?

Die Hauptattraktion von Holbox ist der Strand, wo ich Spaziergänge im glitzernd weissen Sand unternehme, entspannt ein Buch lese (über Quantenphysik, da ich mein Hirnzellen wiedermal etwas herausfordern muss) oder ins erfrischende Meer eintauche. Am Morgen brauche ich den Wecker nicht zu stellen, denn ich wache meistens mit dem Tageslicht um 6 Uhr auf und beginne dann den Tag mit einer Joggingrunde, solange es noch nicht zu heiss ist. Das Abendprogramm besteht jeweils aus einem atemberaubenden Sonnenuntergang – Quality Time für stille Gedanken oder SPA für die Seele. Anschliessend koche ich entweder in der Hostelküche ein einfaches Essen oder gehe mit den Leuten aus dem Hostel in unser Favoriten-Restaurant „La Sirenita“. Hier gibt’s für ungerechnet ca. 0.7 CHF pro Häppchen leckere tacos, soupes oder tortas (sandwiches). Anders als bei den viel, viel teureren Touristenfallen isst man hier halt aus (mehr oder weniger sauber gespülten) Plastiktellern und gibt sich mit einem minimalen Interior zufrieden (einem etwas heruntergekommenen Altar und ein TV, der herzzerreissende Soaps spielt, die ständig durch irgendwelche spanischen Werbungen unterbrochen werden). Aber wer braucht denn schon Luxus, wenn man bereits im Paradies is(s)t? So brauche ich wenig Geld und realisiere erst, als ich noch 200 Pesos (ca. 13 CHF) habe, dass der eizig funktionierende Bankomat hier weder meine Postcard, noch meine Kreditkarten akzeptiert (in Holbox gibt’s drei Bankomaten: Zwei davon zeigen anscheinend schon seit Wochen irgendwelche Errors und der dritte boykotiert meine Karten). Na toll! Das Hostel, indem es keine Möglichkeit für Kreditkartenzahlung gibt, ist noch nicht bezahlt und irgendwie muss ich auch wieder von der Insel kommen. Überglücklich finde ich 500 Pesos in den Taschen meiner Hose, als ich sie waschen will. Das bringt mich wenigstens durch die nächsten Tage. Zur Feier des Tages leiste mir frisches, warmes Brot aus der Bäckerei und dazu ein eiskaltes Goggi. Herrlich! Die Hostelrechnung kann ich schlussendlich via meinem Dad mit einer Banküberweisung begleichen  und mir – ganz im Sinne der Leitsätze der VBZ: „Ich bin auch eine Bank“ – vom Hostel noch 500 Pesos in Cash auszahlen lassen. Knapp bin dem Pleitegeier entkommen…
Baer in Paradise!
Perfekter Sonnenuntergang…
…aber achtung: Moskitoalarm!
Perfektes Dinner

Und weils so schön ist nochmals:-)
Als die Strände vom vielen Seegras gereinigt werden, bemerkt man, dass die Touristensaison so langsam anrollt. Auch das Dörfchen wacht aus seinem Dornröschenschlaf auf, als immer mehr Touristen eintreffen und die Baren ihre Musik lauter aufdrehen. Im Dezember beginnt auf Holbosch die Hochsaison. Am 17.11.11 ist meine Regenerationsphase abgeschlossen und ich bin ready für die Maya Tempel, Grossstadtrummel und bestimmt auch wieder etwas Party.;-) 04.00 zeigt die Uhr, als der Wecker klingelt, um die 5 Uhr Fähre aufs Festland zu erwischen. Die Morgenluft ist noch immer schwül. Gemeinsam mit zwei anderen aus dem Guesthouse machen wir uns auf in die Dunkelheit, Richtung Hafen…
“Silence has nothing to do with being quiet. It’s being quiet in the jaws of noise. Only one thing going on! Everything! Many faces, one body. Infinite is its reach. So very, very big it can afford to be very, very small, with nothing lost.“ – Robert Yanasak
Cheers
Alex

Montag, 14. November 2011

I’m in Miami Bitch

[Miami – Everglades – Palm Beach]
Als ich am 18.10.11 voller Erwartung in Miami lande, regnet und ich frage mich, wie es die Fluggesellschaft immer wieder schafft, dass mein Rucksack nass wird? Nichts desto trotz zaubert die Stadt ein breites Grinsen auf mein Gesicht, als ich die Palmenumsäumten Strassen, die Art Deco Häuser und das Schild des Ocean Drives in South Beach erblicke. Überglücklich bin ich endlich dort, wo ich schon längst hin wollte:
Speaks for itself…:-)
Meine Bleibe für die nächsten 9 Tage ist das South Beach (Party-) Hostel, wo ich Ben und Juan aus Honduras kennen lerne. Gemeinsam mit Ben‘s Cousin Miguel aus Miami und ein paar Freundinnen von ihm, tauchen wir in das verrückte Nachtleben von South Beach ein und enden etliche Rum+Coke später im Club Mangos. Als ich am nächsten Tag (besser Nachmittag) sichtlich verkatert ins Bad schlurfe, treffe ich Ben, der gerade im Spiegel seine aufgeknallte, angeschwollene Lippe begutachtet und verstört sagt „Dude, look at me!“. Während ich mit einem Bein das schaukelnde Bett gebremst habe, sind die Jungs nochmals losgezogen und eine Vodkaflasche später hat Ben vom Cousin seines Cousins aus (bis Redaktionsschluss) ungeklärten Gründen eins auf die Fresse gekriegt. Ich begleite die Jungs ins Spital, wo wir 4h warten und Ben 1‘200 USD erleichtert (die aber der Verursacher übernimmt), mit prächtigsten Blowjoblippen und dem Befund „keine schlimmen Schäden“ entlassen wird. Am Abend treffe ich Tatj, eine Freundin aus der Schweiz, die in Miami bei einem Sprachaufenthalt time of her life verbringt. Gemeinsam mit Ben, Juan, Miguel und etwa 15 Freunden gehen wir VIP ins Mokay, einem schickimicki Club mit griechischem Touch, der mich stark an die Clubs in Ibiza erinnert (die Türsteher und leicht bekleideten Bardamen tragen Eyes Wide Shut-mässige Masken). Flux ist eine Flasche Rum bestellt – mehr brauchen wir nicht zum steil gehen und ein echter Lebenskünstler schätzt eben Venus und Bacchus.:-) Wir feiern bis in die Morgenstunden, respektive bis es mir ablöscht, als ich einen Liliputaner-Animationstänzer mit Umschnalldildo auf der Bühne tanzen sehe und es mir auf den Keks geht, dass die versnobte Clubmasse sich ab der Absurdität amüsiert. WTF!?!
Fast wie zuhause an meiner Wand
Clubbing-Wer ist wohl Ben?:-)
Tags darauf, am 20.10.11, ist herrliches Wetter und ich chille an der Beach während mich die warmen Sonnenstrahlen bräunen, ich die frische Meeresluft einatme und dösend zu meiner „Contemplate the reason you exist“-Chillout CD mir die kleinen und grossen Fragen des Lebens durch den Kopf gehen lasse. Bei meiner Joggingrunde am South Beach im Sonnenuntergang schwitze ich noch die letzten teuren Rum Tropfen des gestrigen Abend raus und bin danach wieder total ready für Party im Poolgesäumten open air Club Clevelander direkt am Ocean Drive mit Tatj, Ben, Juan und „Aspirin“ einem Dude aus Dänemark. Ohne dick aufzutragen, kann ich sagen: Wir haben den Club gerockt und die ganze Party unterhalten. Zurück im Hostel fälle ich meinem Zustand zum Wohl den Blitzentscheid „ab in die Haia“, die sich dreht und schaukelt (ob derjenige, der oben an mir schläft auch dieses Gefühl hat?).
Smile for Ocean Drive
We are the Party :-)
Während der 21.10.11 ein trister Hangovertag ist, geht’s am 22.10.11 ausgenüchtert auf eine touristische halbtagestour in die Everglades mit Tatj und Freunden von ihrer Schule. Mit dröhnendem Motor des Airboats preschen wir durch die tropischen Grasflüsse der Everglades und sehen Alligatoren und Schildkröten. Die gruslige Steve Irwin-mässige Tiershow, wo der Ranger mit einem Alligator rumspielt und uns eklige Tiere aus dem Sumpf zeigt, rundet den Trip ab. Am Abend sind Tatj und ich bei Alli, einer Lehrerin von Tatj, zu ihrem Geburtstags-Potluck Dinner eingeladen und so bereiten wir chefkochmässig Älplermaccaroni zu, die so lecker werden dass ich hier unser Geheimrezept preisgeben muss: Kartoffeln+Süsskartoffeln weich und Maccaroni al dente kochen. Zwiebelringe mit Öl, etwas Pfeffer und viel süssem Paprika andünsten, ebenso (aber separat) gehackte Zwiebeln und geschnittene Pilze. Auf Haushaltspapier abtrocknen. Gehackte Zwiebeln, Pilze, gekochte Kartoffeln+Maccaroni vermischen, mit Rahm verfeinern und schichtenweise mit Reibkäse in eine Backform geben. On top kleine Stücke Racclette-Käse verteilen (yep, haben wir im US Supermarkt gefunden!), nochmals etwas mit Rahm übergiessen, die Zwiebelringe verteilen und mit Schweizer Fähnchen dekorieren (Fähnchen zum Backen bei ca. 220°C während ca. 15 min, bis der Käse geschmolzen ist, entfernen). Tja, Leute…es braucht nicht viel, aber damit haben wir am Abend unzähliges Lob geerntet!
Mit dem Airboat durch die Everglades…
…Mamma Alligator hält Ausschau…

…und Baby Alligator plantscht fröhlich.
Trotz innigem Kuss kein Prinz aufgetaucht

Tataa..unsere Leckere Älplermaccaronen
Potluckdinner Partycrew
Tatj und ich beschliessen spontan, am 23.10.11 ein Corvette Cabriolet zu mieten und für zwei Tage nach Palm Beach/West Palm Beach zu cruisen. In der gehobenen Gegend hat’s sich ausgeflip-flopped und wir essen in teuren Restaurants  (der Spiessrutenlauf zum ATM hat sich in Florida schon längst zum neuen Sport entpuppt), schlendern entlang der Worth Avenue (quasi die Zürcher Bahnhofstrasse unter Palmen), entdecken am Nobelpier im feinsäuberlich geschnittenen Rasen aufgeschlagene Zelte von „Occupy Palm Beach“ (etwa 20 Hippies sind grad in der Besprechung, wie sie sich organisieren wollen – ich weiss, das Wort „Hippie“ und „Organisieren“ sollte nicht im gleichen Satz verwendet werden) und stehen vor verschlossenem Flagler Museum (es ist wiedermal Montag). Wir verbringen good times in der Sonne, schalten einen Gang zurück und fühlen uns zur Abwechslung auch mal reich und nicht nur schön. Auf der Rückfahrt via Lake Ochechobe geraten wir, wie Mücken angezogen vom Licht der Neonwerbung, zum Seminole Hard Rock Hotel in Hollywood (Florida) – einem Vegas ähnlichen Casinokomplex wo wir nebst einarmigem Banditen Spiel auch leckere Burger und eine rockige Fontänen-Lichtshow geniessen.
Mit Corvette bei den Reichen+Schönen…
…in Palm Beach…
…Occupied by Hippies…
…protected by Security:-)
Wir wollen gewappnet sein – daher gehen Tatj und ich am 25.10.11 unser Halloween Kostüm shoppen. Die Idee von Super Mario und Princess Toadstool wird schnell wieder verworfen, als wir das passendere Kostüm des versauten Nonnenflittchens und des anständigen, geschleckten Pfarrers (mit Rum-Flasche in der ausgehöhlten Bibel) entdecken. Glücklich vom guten Kauf gönnen wir uns Sushi vom Take away und „ein“ Glas Rotwein bei guten Gesprächen… Das Wetter bleibt trotz Hurricane Season gut und so treffe ich am 26.10.11 Tatj und ihre Mitstudenten, nachdem ich nachgeschlafen und am Strand gejoggt habe, im gratis Open Air Kino (ich will ja nicht schon wieder zum ATM laufen) zum Horrorklassiker, dem Americas most heart-pounding „Poltergeist“ und anschliessendem Gaumenschmaus, Americas most mouth-watering „Frozen Yoghurt“. Der 27.10.11 wird mein Office Day (zu gut alt EY „other admin“), wo ich meine Weiterreise nach Mexiko plane und für einen Tapetenwechsel meinen Elefantenrucksack zum Deco Walk Hostel schleppe und dort einchecke, direkt an meinem heissgeliebten Ocean Drive.  
Jemand macht den Regentanz! Am 28.10.11 prasselt der Regen auf Miamis sonst so geschäftige Lincoln Road nieder und so sitzen Tatj und ich bei einem Smoothie im Mac Donalds und beobachten Leute. Am Abend geht’s mit Giuseppe, einem Freund von Tatj ins „Twist“, wo aus gutem Grund Männerüberzahl herrscht. Meine Idee wars nicht in den Club zu gehen, doch ich meistere mich gekonnt, während ich die Po-Backen zusammenklemme (und jetzt versuch mal so zu tanzen…haha).
Etwas verspannt im der Clubwelt…
…und das dazu passende Polizeiauto
Der starke Regen hält auch am 29.10.11 an und zwingt mich Miami Bitch-mässig in den Unterhosen von der Busstation durch die überschwemmten Strassen zu Tatjs Haus zu laufen, da meine Schuhe und Hosen zum Halloween-Outfit sonst nass würden. Verkleidet geht’s nach einem kurzen „Bödälä“ in der Take away Pizzeria Rustica (best Pizza in Town) in den Club Mansion, wo die kostümierte Masse tobt und unser verbotenes Kirchenoutift bei den sonst christlichen Amis regen Anklang findet. Der von mir heimlich in der Bibel und unter meiner Kutte am Türsteher vorbeigeschmuggelte Rum befreit uns von einem Gang zum ATM und wir geben im überteuerten Club keinen Rappen für Alkohol aus.:-)
Pfarrer+Nonne…

…Nonnenflittchen…

…ready to party!!!
Meine Rede zu Sodom+Gomorra…
…nützt anscheinend nichts!
Um vor Abreise mein Sight-seeing noch unter einen Hut zu kriegen, buche ich mit Tatj  am 30.10.11 in einem Superschnäppchen die Miami City- und Boat Tour. Als wir Pizzaessend in den Tourbus einsteigen wollen, verwehrt uns der Guide den Eintritt, verspricht uns aber, uns nach einem Turn auf der anderen Strassenseite abzuholen, damit wir das Essen noch schnell vertilgen können. Als er nach 30min noch nicht kommt, mein Bauch vom Herunterdrücken der Pizza schmerzt und wir pissed-off sind, gehen wir zurück, um die Tickets umzutauschen. Auf dem Weg sehen wir ebendiesen Tourbus bei einer Abbiegung in einer Sandmulde im Trottoir stecken. Wir vertagen unser Sightseeing auf den nächsten Tag und machen stattessen die Art Deco Walking Tour aus dem Loneley Planet und besichtigen, wegen abermaligem starkem Regen, das prickelnde World Erotic Art Museum (inkl. Steinfiguren aus Khajuraho, um den Kreis zu meinen Abenteuern aus dem 5. Blogeintrag zu schliessen). Ohne im Trottoir stecken zu bleiben kurven wir tags darauf mit dem Bus durch den historischen Art Deco District, über MacArthur Causeway nach Downtown Miami, zum historischen Coconut Grove, nach Coral Gables, vorbei am Venetian Pool nach Little Havanna, um dort einen masslos übersüssten Kubanischen Kaffee zu schlürfen. Direkt im Anschluss boarden wir das 90 Minütige Cruise Schiff, das uns an den bekannten Stadtteilen am Wasser und an den Strandvillen der Superstars vorbeiführt.
War das nicht unser Bus?
Epic Fail!:-)
Art Deco Walk am OCD
...so viel zur Gesichtserkennung der Kamera
Am 01.11.11 sind meine 90 Tage USA um. Nun heisst es nach einem leckeren Farewell-Frühstück mit Tatj weiterreisen und die Art Deco-Party-Stadt mit dem Latinogroove, den Schaufensterpuppen mit extragrossen Brüsten, Sonnenbrillenverkäufern die teure Uhren sammeln und mit keinem Strassenzug ohne einen polierten Camaro zu sichten, zu verlassen. Auf jeden Fall kann ich jetzt endlich sagen: I WAS IN MIAMI BITCH.
“The major advantage of domestic travel is that, with a few exceptions such as Miami, most domestic locations are conveniently situated right here in the United States.” – Dave Barry
Cheers
Alex

Sonntag, 6. November 2011

Washington DC – The capital of the World!

[New York 2 – Washington DC – New Jersey]
Obwohl ich alles und weil ich doch nichts von der einmaligen Metropole, die gemäss Frank Sinatra niemals schläft, gesehen habe, verlängere ich noch ein paar Tage, denn bereits am 03.10.11, trifft meine ehemalige Kommilitonin Evi, mit ihrer Freundin Nici in New York ein. Tags darauf (ich schlafe in meinem neu bezogenen Guesthouse trotz ohrenbetäubendem New Yorker Strassenlärm aus) verpassen wir uns knapp für die Fähre nach Ellis Island. Durch ein Missverständnis landen Evi und Nici auf Ellis Island, während ich, geführt von einem lahmen Audioguide, am Fusse der 46m hohen, neoklassizistischen, blauen Göttin der amerikanischen Freiheit wandere. Wo ist Walther-mässig treffen wir uns im Financial District wieder, bestaunen die noch immer anhaltende Wallstreetdemo (der Protest für die amerikanische Revolution wird von der Polizei mit Argusauge bewacht), durchforsten China Town (Hello Titty T-Shirts sorgen bei uns noch lange für Spass), Little Titt…äääh Italy (wo anscheinend Moby wohnt) und feiern Evi’s Geburtstag mit Sushi im Nobu. Um Mitternacht – sichtlich müde vom langen Tag – finden wir uns am Times Square in der Marriott Bar wieder und holen uns einen Sinnesrausch im hohen Glaslift. Anschliessend um ca. 01.30 gehen wir noch am Times Square shoppen, in einem wechselnden Zustand zwischen hellwach-erschöpft von der verrückten Liftfahrt und überdreht-schlaftrunken vor Müdigkeit.
Happy Birthday Evi!!!
Haha..Tränen gelacht

Geschenk der Franzosen

Baer demonstriert

Our Message
 Am 05.10.11 gönnen wir uns nach feiner Pasta im Eataly einen Drink auf dem Rooftop der 230 Fifth Bar, lassen uns ein Kombiticket von New York Skyride (absoluter sh*t) und Empire State Building aufschwatzen und regen uns total wegen der schlechten Organisation auf (von wegen fast lane!). Da die Sonne schon unten ist, beschliessen wir morgen rechtzeitig on top des höchsten Gebäudes von NYC zu sein. Die 5th Avenue ist am 06.10.11 für mehrere Stunden unser Shoppingparadies. Ich widerstehe der Kauflust und bin für diesmal nur Style Consultant der Ladies. Am Abend tauchen wir ins Nightlife der spoiled Hudson Terrace ein. Bevor ich am 07.10.11 Abschied nehme, flanieren wir zum Central Park, bestaunen die R.I.P. Steve Jops Hysterie beim Apple Store und geniessen einen Custom Built Burger im „The Counter“ nahe dem Times Square. Danach kämpfe ich mich ca. 1.5h aus der Stadt Richtung Baltimore. Die Landschaft unterscheidet sich in den Bundesstaaten New Jersey, Delaware bis District of Columbia nicht mehr nennenswert. Die stark an Europa erinnernden braun, rot und gelb leuchtenden Bäume verraten, dass der Herbst nun definitiv Einzug gehalten hat.
Rotwein mit Aussicht

Apple Store at 5th


Auf einmal wird einem alles klar: das Puzzle New York City
„Goodbye“ Metropole der Welt – „Hello“ Hauptstadt der Welt! Am 08.10.11 werde ich von Stephan und Martina, zwei Freunden aus der Schweiz, die gegenwärtig in Washington DC leben, herzlich begrüsst. In ihrem Apartment fühle ich mich für die nächsten 7 Tage zuhause… so richtig… mit eigenem Zimmer, Fahrrad, Waschmaschine und Tumbler, täglicher Joggingrunde, Sofa, selber Kochen und selbstverständlich good company. Stephan und ich nutzen den wundervollen, warmen Herbsttag, um durch Adams Morgan und Georgetown zu schlendern und am Fusse des Potomac River’s immerwährend-gute, philosophische Gespräche zu führen und die Highlights der letzten 1.5 Jahren auszutauschen. Am 09.10.11 radle ich mit Stephan im schönsten Sonnenschein am Weissen Haus vorbei, zur Mall hinunter, hinauf zum Capitol Hill, wo wir lecker brunchen und den sonntäglichen Künstler-Flohmarkt besuchen. Am Abend checken wir die Baren aus und führen solide Rum-Gespräche.
An FSIX gedacht
Baer’s Curry für die Gastgeber
Nebst Föderaler Hauptstadt mit prächtigen weissen Gebäuden,  wichtig aussehenden Leuten und unzähligen Monumenten und Museen, ist Washington DC eine feine Ansammlung von Nachbarschaften mit schnuckeligen alten Häusern und interkulturellem, intellektuellem und individuellem Charme. Ein Mix zwischen beamtischem Bern, geschäftigem Zürich, internationalem Genf und herzigem Winterthur (um einen Hauch von Heimat einzubringen).
Connie Demonstriert seit '81 vom Weissen Haus
Willkommen?
Schnell paar wichtige Dokumente unterzeichnet…

…und eine unter die Haut gehende Rede gehalten

 Here we go… 10.10.11, ich habe Geburtstag und bin noch kein Jahr älter geworden!;-) Columbus Day sei Dank, haben Stephan und Martina heute frei und wir feiern zusammen. Zuerst schlagen wir uns bei einem ausgedehnten Brunch die Bäuche voll, danach gehen Stephan und ich ins Newseum, wo die Geschichte der amerikanischen Medien aus fünf Jahrhunderten gezeigt wird. Obwohl der Slogan „Newseum Celebrates Freedom“ lautet, sind für mich die amerikanischen Massenmedien Fastfood fürs Gehirn und purer Brainwash der Gesellschaft: Schockierende Stories mit schrecklichen Bildern, die keiner sehen will, schnelle cuts, die einem keine Zeit für die eigene Meinungsbildung lassen, ein Verwirren der Gesellschaft, um mit versteckten politischen Messages ein einheitliches Denken zu indoktrinieren und ein verzweifeltes Heucheln, dass der Krieg zum Wohl der Nation ist. Pfui! Sorry für meine Ausschweifungen – das Newseum an und für sich ist genial und informativ! Mein Favorit: Die eindrücklichen ein-Bild-sagt-mehr-als-tausend-Worte Purlitzer Preis Fotos. Am Abend werde ich von meinen Gastgebern zum Geburtstag zum NHL Eishockey Spiel der Capitals gegen die Lightinings eingeladen. Ein rasantes Spiel mit 5 Toren auf jeder Seite, nervenkitzelndem Penaltyschiessen zum Abschluss und einem Sieg der Heimmannschaft. Die Stimmung im Stadion ist genial und friedlich. Beim Tor der Gegenmannschaft schreien wir lauthals „who cares!“ mit und je näher der Punktestand zu 5 geht, desto lauter wird unser „free wings“ Geschrei, denn eine Restaurantkette wirbt damit, ab 5 Toren gratis Chickenwings zu verteilen.
We’re in tha houzz
Das muss man uns nicht 2x sagen.:-)

Vom 11.10.11 bis zum 12.10.11 zwingt mich der Regen zur Gemütlichkeit. Vom Flashpacker zum Falschparker kriegt mein Camaro ein Knöllchen, was meine Stimmung aber ganz und gar nicht herunterzieht, denn am 13.10.11 und 14.10.11 scheint wieder die Sonne. Schnell schwinge ich mich auf den Drahtesel – Zeit für Sightseeing! Zuerst erklimme ich frech, wie ich bin, die Stufen des Freimaurertempels und kriege sogar eine persönliche Führung durch die Gefilde der geheimen Gesellschaft (selbst den Raum mit den 33 Stühlen für die monatlichen Hoheitssitzungen wird mir gezeigt). Danach geht’s zum Weissen Haus, weiter zur National Mall zum bekannten Obelisk, dem Washington Monument, das gegenwärtig wegen einem Erdbeben leider für Besucher geschlossen ist. Danach düse ich zum WWII Memorial und Lincoln Memorial, wo der Bürgerrechtler Martin Luther King anno 1963 seine bekannte „I have a dream“-Rede gehalten hat. Die Brücke überquert, bin ich bereits im Bundesstaat Virginia, wo ich einen kurzen Abstecher zum Arlington Militärfriedhof mache und einen Blick aufs Pentagon erhasche. Tags darauf will ich doch noch ein paar der gratis Museen besuchen und so gehe ich ins grossartige National Air and Space Museum (der Film im IMAX Hubble 3D ist einfach genial!) und gebe mir den ultimativen Kunstkick im Sculpture Garden. Am Abend haben Stephan und Martina ein paar Freunde eingeladen für eine legendäre Fajita-Night-goes-Washington-DC!;-)
„Reflecting“ Pool:-)


Arlington Friedhof
Steil@Fajita Night


Der Verfachtung Bumblebees in die Schweiz ist organisiert und so fahre ich am 15.10.11 nach Edison (New Jersey). Mit Schrecken stelle ich fest, dass meine temporäre Autonummer bereits einen Tag abgelaufen ist…oops ab jetzt wäre mein Auto steuerpflichtig. Die nächsten zwei Tage relaxe ich im Hotel, gehe fleissig ins Fitness und mache nur einmal den Fehler, dass ich im hoteleigenen Harolds New York Deli essen gehe. Obwohl die Portionen „made to be shared“ sind, sehe ich ein Restaurant voller unter Fettsucht leidender Amis ihre überdimensionierten „Double Italian Hot Dogs“, XXXL „Triple-Decker Sandwiches“ und gigantischen „Supersize Chocolate Eclair“ in sich hineinstopfen. Pfui! Obwohl ich mit Heisshunger direkt aus dem Fitness komme, kann ich meinen Vegiburger+Salat bei weitem nicht aufessen. Am 17.10.11 übergebe ich Wehmütig meinen treuen USA Begleiter, mit dem ich in nur 61 Tagen 14‘770 km gefahren bin an die Seefrachtspedition. Gute Reise, mein liebstes und teuerstes Souvenir, wir sehen uns in der Schweiz wieder!

Cheers
Alex 

„All the pathos and irony of leaving one’s youth behind is thus implicit in every joyous moment of travel: one knows that the first joy can never be recovered, and the wise traveler learns not to repeat successes but tries new places all the time.” – Paul Fussell