Montag, 14. November 2011

I’m in Miami Bitch

[Miami – Everglades – Palm Beach]
Als ich am 18.10.11 voller Erwartung in Miami lande, regnet und ich frage mich, wie es die Fluggesellschaft immer wieder schafft, dass mein Rucksack nass wird? Nichts desto trotz zaubert die Stadt ein breites Grinsen auf mein Gesicht, als ich die Palmenumsäumten Strassen, die Art Deco Häuser und das Schild des Ocean Drives in South Beach erblicke. Überglücklich bin ich endlich dort, wo ich schon längst hin wollte:
Speaks for itself…:-)
Meine Bleibe für die nächsten 9 Tage ist das South Beach (Party-) Hostel, wo ich Ben und Juan aus Honduras kennen lerne. Gemeinsam mit Ben‘s Cousin Miguel aus Miami und ein paar Freundinnen von ihm, tauchen wir in das verrückte Nachtleben von South Beach ein und enden etliche Rum+Coke später im Club Mangos. Als ich am nächsten Tag (besser Nachmittag) sichtlich verkatert ins Bad schlurfe, treffe ich Ben, der gerade im Spiegel seine aufgeknallte, angeschwollene Lippe begutachtet und verstört sagt „Dude, look at me!“. Während ich mit einem Bein das schaukelnde Bett gebremst habe, sind die Jungs nochmals losgezogen und eine Vodkaflasche später hat Ben vom Cousin seines Cousins aus (bis Redaktionsschluss) ungeklärten Gründen eins auf die Fresse gekriegt. Ich begleite die Jungs ins Spital, wo wir 4h warten und Ben 1‘200 USD erleichtert (die aber der Verursacher übernimmt), mit prächtigsten Blowjoblippen und dem Befund „keine schlimmen Schäden“ entlassen wird. Am Abend treffe ich Tatj, eine Freundin aus der Schweiz, die in Miami bei einem Sprachaufenthalt time of her life verbringt. Gemeinsam mit Ben, Juan, Miguel und etwa 15 Freunden gehen wir VIP ins Mokay, einem schickimicki Club mit griechischem Touch, der mich stark an die Clubs in Ibiza erinnert (die Türsteher und leicht bekleideten Bardamen tragen Eyes Wide Shut-mässige Masken). Flux ist eine Flasche Rum bestellt – mehr brauchen wir nicht zum steil gehen und ein echter Lebenskünstler schätzt eben Venus und Bacchus.:-) Wir feiern bis in die Morgenstunden, respektive bis es mir ablöscht, als ich einen Liliputaner-Animationstänzer mit Umschnalldildo auf der Bühne tanzen sehe und es mir auf den Keks geht, dass die versnobte Clubmasse sich ab der Absurdität amüsiert. WTF!?!
Fast wie zuhause an meiner Wand
Clubbing-Wer ist wohl Ben?:-)
Tags darauf, am 20.10.11, ist herrliches Wetter und ich chille an der Beach während mich die warmen Sonnenstrahlen bräunen, ich die frische Meeresluft einatme und dösend zu meiner „Contemplate the reason you exist“-Chillout CD mir die kleinen und grossen Fragen des Lebens durch den Kopf gehen lasse. Bei meiner Joggingrunde am South Beach im Sonnenuntergang schwitze ich noch die letzten teuren Rum Tropfen des gestrigen Abend raus und bin danach wieder total ready für Party im Poolgesäumten open air Club Clevelander direkt am Ocean Drive mit Tatj, Ben, Juan und „Aspirin“ einem Dude aus Dänemark. Ohne dick aufzutragen, kann ich sagen: Wir haben den Club gerockt und die ganze Party unterhalten. Zurück im Hostel fälle ich meinem Zustand zum Wohl den Blitzentscheid „ab in die Haia“, die sich dreht und schaukelt (ob derjenige, der oben an mir schläft auch dieses Gefühl hat?).
Smile for Ocean Drive
We are the Party :-)
Während der 21.10.11 ein trister Hangovertag ist, geht’s am 22.10.11 ausgenüchtert auf eine touristische halbtagestour in die Everglades mit Tatj und Freunden von ihrer Schule. Mit dröhnendem Motor des Airboats preschen wir durch die tropischen Grasflüsse der Everglades und sehen Alligatoren und Schildkröten. Die gruslige Steve Irwin-mässige Tiershow, wo der Ranger mit einem Alligator rumspielt und uns eklige Tiere aus dem Sumpf zeigt, rundet den Trip ab. Am Abend sind Tatj und ich bei Alli, einer Lehrerin von Tatj, zu ihrem Geburtstags-Potluck Dinner eingeladen und so bereiten wir chefkochmässig Älplermaccaroni zu, die so lecker werden dass ich hier unser Geheimrezept preisgeben muss: Kartoffeln+Süsskartoffeln weich und Maccaroni al dente kochen. Zwiebelringe mit Öl, etwas Pfeffer und viel süssem Paprika andünsten, ebenso (aber separat) gehackte Zwiebeln und geschnittene Pilze. Auf Haushaltspapier abtrocknen. Gehackte Zwiebeln, Pilze, gekochte Kartoffeln+Maccaroni vermischen, mit Rahm verfeinern und schichtenweise mit Reibkäse in eine Backform geben. On top kleine Stücke Racclette-Käse verteilen (yep, haben wir im US Supermarkt gefunden!), nochmals etwas mit Rahm übergiessen, die Zwiebelringe verteilen und mit Schweizer Fähnchen dekorieren (Fähnchen zum Backen bei ca. 220°C während ca. 15 min, bis der Käse geschmolzen ist, entfernen). Tja, Leute…es braucht nicht viel, aber damit haben wir am Abend unzähliges Lob geerntet!
Mit dem Airboat durch die Everglades…
…Mamma Alligator hält Ausschau…

…und Baby Alligator plantscht fröhlich.
Trotz innigem Kuss kein Prinz aufgetaucht

Tataa..unsere Leckere Älplermaccaronen
Potluckdinner Partycrew
Tatj und ich beschliessen spontan, am 23.10.11 ein Corvette Cabriolet zu mieten und für zwei Tage nach Palm Beach/West Palm Beach zu cruisen. In der gehobenen Gegend hat’s sich ausgeflip-flopped und wir essen in teuren Restaurants  (der Spiessrutenlauf zum ATM hat sich in Florida schon längst zum neuen Sport entpuppt), schlendern entlang der Worth Avenue (quasi die Zürcher Bahnhofstrasse unter Palmen), entdecken am Nobelpier im feinsäuberlich geschnittenen Rasen aufgeschlagene Zelte von „Occupy Palm Beach“ (etwa 20 Hippies sind grad in der Besprechung, wie sie sich organisieren wollen – ich weiss, das Wort „Hippie“ und „Organisieren“ sollte nicht im gleichen Satz verwendet werden) und stehen vor verschlossenem Flagler Museum (es ist wiedermal Montag). Wir verbringen good times in der Sonne, schalten einen Gang zurück und fühlen uns zur Abwechslung auch mal reich und nicht nur schön. Auf der Rückfahrt via Lake Ochechobe geraten wir, wie Mücken angezogen vom Licht der Neonwerbung, zum Seminole Hard Rock Hotel in Hollywood (Florida) – einem Vegas ähnlichen Casinokomplex wo wir nebst einarmigem Banditen Spiel auch leckere Burger und eine rockige Fontänen-Lichtshow geniessen.
Mit Corvette bei den Reichen+Schönen…
…in Palm Beach…
…Occupied by Hippies…
…protected by Security:-)
Wir wollen gewappnet sein – daher gehen Tatj und ich am 25.10.11 unser Halloween Kostüm shoppen. Die Idee von Super Mario und Princess Toadstool wird schnell wieder verworfen, als wir das passendere Kostüm des versauten Nonnenflittchens und des anständigen, geschleckten Pfarrers (mit Rum-Flasche in der ausgehöhlten Bibel) entdecken. Glücklich vom guten Kauf gönnen wir uns Sushi vom Take away und „ein“ Glas Rotwein bei guten Gesprächen… Das Wetter bleibt trotz Hurricane Season gut und so treffe ich am 26.10.11 Tatj und ihre Mitstudenten, nachdem ich nachgeschlafen und am Strand gejoggt habe, im gratis Open Air Kino (ich will ja nicht schon wieder zum ATM laufen) zum Horrorklassiker, dem Americas most heart-pounding „Poltergeist“ und anschliessendem Gaumenschmaus, Americas most mouth-watering „Frozen Yoghurt“. Der 27.10.11 wird mein Office Day (zu gut alt EY „other admin“), wo ich meine Weiterreise nach Mexiko plane und für einen Tapetenwechsel meinen Elefantenrucksack zum Deco Walk Hostel schleppe und dort einchecke, direkt an meinem heissgeliebten Ocean Drive.  
Jemand macht den Regentanz! Am 28.10.11 prasselt der Regen auf Miamis sonst so geschäftige Lincoln Road nieder und so sitzen Tatj und ich bei einem Smoothie im Mac Donalds und beobachten Leute. Am Abend geht’s mit Giuseppe, einem Freund von Tatj ins „Twist“, wo aus gutem Grund Männerüberzahl herrscht. Meine Idee wars nicht in den Club zu gehen, doch ich meistere mich gekonnt, während ich die Po-Backen zusammenklemme (und jetzt versuch mal so zu tanzen…haha).
Etwas verspannt im der Clubwelt…
…und das dazu passende Polizeiauto
Der starke Regen hält auch am 29.10.11 an und zwingt mich Miami Bitch-mässig in den Unterhosen von der Busstation durch die überschwemmten Strassen zu Tatjs Haus zu laufen, da meine Schuhe und Hosen zum Halloween-Outfit sonst nass würden. Verkleidet geht’s nach einem kurzen „Bödälä“ in der Take away Pizzeria Rustica (best Pizza in Town) in den Club Mansion, wo die kostümierte Masse tobt und unser verbotenes Kirchenoutift bei den sonst christlichen Amis regen Anklang findet. Der von mir heimlich in der Bibel und unter meiner Kutte am Türsteher vorbeigeschmuggelte Rum befreit uns von einem Gang zum ATM und wir geben im überteuerten Club keinen Rappen für Alkohol aus.:-)
Pfarrer+Nonne…

…Nonnenflittchen…

…ready to party!!!
Meine Rede zu Sodom+Gomorra…
…nützt anscheinend nichts!
Um vor Abreise mein Sight-seeing noch unter einen Hut zu kriegen, buche ich mit Tatj  am 30.10.11 in einem Superschnäppchen die Miami City- und Boat Tour. Als wir Pizzaessend in den Tourbus einsteigen wollen, verwehrt uns der Guide den Eintritt, verspricht uns aber, uns nach einem Turn auf der anderen Strassenseite abzuholen, damit wir das Essen noch schnell vertilgen können. Als er nach 30min noch nicht kommt, mein Bauch vom Herunterdrücken der Pizza schmerzt und wir pissed-off sind, gehen wir zurück, um die Tickets umzutauschen. Auf dem Weg sehen wir ebendiesen Tourbus bei einer Abbiegung in einer Sandmulde im Trottoir stecken. Wir vertagen unser Sightseeing auf den nächsten Tag und machen stattessen die Art Deco Walking Tour aus dem Loneley Planet und besichtigen, wegen abermaligem starkem Regen, das prickelnde World Erotic Art Museum (inkl. Steinfiguren aus Khajuraho, um den Kreis zu meinen Abenteuern aus dem 5. Blogeintrag zu schliessen). Ohne im Trottoir stecken zu bleiben kurven wir tags darauf mit dem Bus durch den historischen Art Deco District, über MacArthur Causeway nach Downtown Miami, zum historischen Coconut Grove, nach Coral Gables, vorbei am Venetian Pool nach Little Havanna, um dort einen masslos übersüssten Kubanischen Kaffee zu schlürfen. Direkt im Anschluss boarden wir das 90 Minütige Cruise Schiff, das uns an den bekannten Stadtteilen am Wasser und an den Strandvillen der Superstars vorbeiführt.
War das nicht unser Bus?
Epic Fail!:-)
Art Deco Walk am OCD
...so viel zur Gesichtserkennung der Kamera
Am 01.11.11 sind meine 90 Tage USA um. Nun heisst es nach einem leckeren Farewell-Frühstück mit Tatj weiterreisen und die Art Deco-Party-Stadt mit dem Latinogroove, den Schaufensterpuppen mit extragrossen Brüsten, Sonnenbrillenverkäufern die teure Uhren sammeln und mit keinem Strassenzug ohne einen polierten Camaro zu sichten, zu verlassen. Auf jeden Fall kann ich jetzt endlich sagen: I WAS IN MIAMI BITCH.
“The major advantage of domestic travel is that, with a few exceptions such as Miami, most domestic locations are conveniently situated right here in the United States.” – Dave Barry
Cheers
Alex

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