Montag, 15. August 2011

USA – A crazy Foto-Lovestory in Vegas!!!

[Salt Lake City – Arches National Park – Flagstaff – Grand Canyon – Route 66 – Las Vegas]
Gespannt (und vom langen Fliegen auch etwas verspannt) komme ich via Atlanta am Donnerstag 04.08.11 in Salt Lake City in den USA an. Der Morgenanflug über die weite Seen- und Moorlandschaft mit den grünen Farben und dem blauen, wolkenlosen Himmel ist unbeschreiblich. Die Immigration durch Homeland Security Border Control ist ein Sonntagmorgenspaziergang im Vergleich zu meinem Visa-Versuch: 1h anstehen, scan right thumb, scan right hand, smile into the camera und that’s it… Aus Respekt vor einer Falschdeklaration auf meinem I-94W Formular (Absatz 11: I am bringing […] food […], den ich im Flugzeug selbstsicher mit „NO“ angekreuzt habe) werfe ich noch vor dem Zoll auf dem Klo heimlich die leckeren Yuca-Brötchen weg, die ich eigentlich als Geschenk aus Ecuador für die Ladies mitgebracht habe.
Ich werde bereits von Alex und Manu und ihrem 4x4 Jeep Wrangler erwartet und herzlich begrüsst. Nach einem „kurzen“ Abstecher in den gigantischen Wal Mart, wo die Packungen mindestens 1.5x die Grösse der Produkte unserer Supermärkte in der Schweiz haben (Morgan Spiced gibt’s hier für USD 20 in 1.5lt Flasche), geht unsere Fahrt weiter Richtung Arches National Park.
Als wir dort ankommen bricht ein Gewitter über uns herein, was die mystische Stimmung um die kolossalen roten Felsformationen noch intensiviert. Der Regen hört zum Glück schnell auf, das Gewitter verzieht sich und wir beobachten das Flackern der Blitze  um uns herum. In voller Fotoeuphorie klettere ich auf einen Felsen um von mir ein Yeah-I-rock-the-world-Foto mit ausgespreizten Armen und Beinen schiessen zu lassen. Doch noch bevor Alex die Kamera im Anschlag hat, fühle ich ein komisches Kribbeln in meinem linken Arm, ganz, als ob sich eine elektrische Spannung aufbaut… Fuck!!! Ich exponiere mich hier als Blitzableiter, geht es mir in Sekundenschnelle durch den Kopf, während ich zum Erstaunen der Ladies subito wieder herunter klettere. Einmal mehr Glück gehabt.;-) Wer weiss, was passiert wäre, wenn ich noch einige Sekunden länger hier oben ge-posed hätte? Don’t try this at home!!!
Arches Nationalpark
Gefährliche Gewitterstimmung
Under the Arch
Now who’s the Bighornsheep?!
Stundenlang fahren wir mit 65mph durch die schier endlose Nacht, um Flagstaff zu erreichen. Ich bin völlig übermüdet, rede während dem Fahren nur noch Schwachsinn, um mich wach zu halten (habe seit Mittwochmorgen ca. 1h im Flugzeug geschlafen) und bin froh, als ich das Steuer übergeben kann. Alex und Manu stimmen mir zu: Ausser einem Pizza Hut ;-) gibt es in Flagstaff nichts Besonderes; aber wir nächtigen hier ja auch nur wegen dem Grand Canyon! Die erste Nacht schlafen wir zu dritt in einem Queen-Size Bed und haben je ca. 60cm privacy, so dass ich mir für die zweite Nacht ein eigenes (überteuertes) Zimmer nehme.
Der Grand Canyon löst in uns allen einen Wow-Effekt aus! Er ist noch gigantischer, als ich ihn mir vorgestellt habe und jeder Aussichtspunkt bietet uns wieder neue Szenen und Möglichkeiten für verrückte Fotos (wir unternehmen gefährliche Kletteraktionen für noch ausgefallenere Posen). Ein ca. 20 Minütiger sehr eindrücklicher Helikopterflug und Sunset-watching runden unseren unvergesslichen Trip zum Grand Canyon am 05.08.11 ab.
Chillen am Grand Canyon…
…erfordert manchmal Kletterübungen

Eindrückliche Formationen
Lunch direkt am Canyon
Feierabend
Der Samstag 06.08.11 ist geprägt von Autofahren durch die heisse Steppen- und Wüstenlandschaft von Arizona und Nevada. Unterwegs besuchen wir die Geburtsstädte der legendären Route 66. Unser Navi „Anita“ weist unseren Wrangler „Lord Kingman“ planmässig ans Ziel: Las Vegas, Baby!!! Wie es sich gehört residieren wir im ultramodernen 5-Stern Hotel Trump International – wer will in Vegas denn schon Backpacken?:-)
Route Sixtysix
Noch am selben Abend, nachdem ich mich bei Abercrombie neu eingekleidet habe, mischen wir den ultimativen Club „Studio 54“ vom MGM Grand Hotel&Casino auf. Nach 1 Monat Salsa, Reggaetón und ekligem Rum fühle ich mich hier so richtig zuhause mit richtiger (ok, etwas zu lauter) Clubmusik und Morgan Spiced.;-) Tags darauf am 07.08.11 besichtigen wir Vegas: The Venetian (Venedig by US), Treasure Island (leider verpassen wir die legendäre Show der Sirenen), The Mirage (die Poollandschaft ist der reinste Wahnsinn), Caesars Palace (wir sind in Italien gelandet und der künstliche Himmel macht uns ganz konfus), Bellagio (eindrückliche fountain Show by night and day), New York – New York (Yeah, hier gibt’s ne Skyline in der Skyline), MGM Grand (kurzer Blick auf den goldenen Löwen), den M&Ms Store (pssst…wir haben heimlich genascht!), Fremont Street Experience (eine geniale Sound&Vision-Show), Wedding-Chappell (dazu mehr weiter unten;-)) und Stratosphere Tower (wo wir uns bei fesselnder Aussicht auf Vegas einen „Schlummi“ gönnen).
Clubbing wie die Stars

Vegas, Baby


Die Casinos sorgen bei uns jedes Mal für Verwirrung. Ein Hoch auf die Architekten, die sie so gestaltet haben, dass man fast nicht mehr herausfindet… schliesslich will man die Spieler unter künstlicher Atmosphäre so lang, wie möglich hier behalten. Symbolisch verspiele ich an einem einarmigen Banditen 1 USD und gewinne natürlich nichts.:-)
Unser Vegas-Bummel wird zudem Geburtsstädte einer romantischen Foto-Lovestory.:-)

Szene 1: Einführung

Szene 2: Superman

Szene 3: Der Kampf
Szene 4: Die Prinzessin

Szene 5: Das erste Treffen
Szene 6: Das erste Date

Szene 7: Um die Welt
Szene 8: Der Heiratsantrag

Szene 9: Wedding
Szene 10: The End

Behind the Scenes: Danke Manu, der Fotografin, für die Fotos! Ich habe Superman und auch das M&Ms Männchen NICHT verletzt! Und auch sonst gilt: No animals were harmed during the production of this Foto-Lovestory. Beim Heiratsantrag vor den Bellagio-Fountains applaudieren Passanten. Ich gebe es zu, ich werde etwas nervös.;-) Im Bus fragen wir nach dem Weg zur Wedding Chapel die Leute um uns gratulieren uns und freuen sich riiiiiiiesig!:-) Als wir aus dem Bus aussteigen und in die falsche Richtung laufen, hören wir Gottes Stimme (der Busfahrer hat einen Aussenlautsprecher) sagen: „Other way, the Wedding Chapel is just behind you“. Auf dem Weg zur Wedding Chapel wird Alex O. etwas nervös.:-) Alex  O. verarscht ihre Familie am nächsten Tag mit Fotos, sie hätte wirklich geheiratet. Ob sies glauben, oder nicht, bleibt ungeklärt…
Wir haben zwar die riesige Fashion Show Mall direkt vor unserem Hotel, doch in den USA geht man in noch grössere, günstigere Outlet Stores. Las Vegas hat zwei von dieser Sorte. Eine im Norden, die andere im Süden. So entscheiden wir uns am 08.08.11 uns für Las Vegas Premium Outlets – South, welche wir bequem per Bus erreichen. Nachdem wir ausge-shopped haben (eine Verkäuferin habe ich so verwirrt, dass sie mir gleich beide Artikel zum halben Preis gegeben hat;-)) geht’s zurück zum Hotel, wo wir unseren Jeep fassen, Nordwärts zum Gold’s Gym fahren und eine sensationelle Bodycombat („KIAAAA“) und Bodypump („Mag nüme z’viel Gwicht“) Doppelstunde besuchen. Zum Belohnung gibt’s leckere Sushis im Sushisamba im Palazzo.
Dienstag, 09.08.11, reisen die Ladies weiter nach Kalifornien, während ich mich nochmals für 5 Tage zu einem Schnäppchenpreis ins Trump Hotel einbuche. Habe ich schon erwähnt, dass mein luxuriöses Zimmer im 56-igsten Stock nebst grosser Dusche ein Jacuzzi, eine Kochnische einen grossen Kühlschrank, einen Loungebereich und ein kuschliges King-Size Bed mit 5 Kissen hat? Ha, ich zeige dem Backpacken meine kalte Schulter!:-)

“The world is a book (or sometimes a Foto-Lovestory;-)) and those who do not travel read only one page.” – St. Augustine

Cheers
Alex

Mittwoch, 3. August 2011

Quito: Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt…

Um 5 Uhr morgens am Freitag, dem 22.07.11, komme ich zerknittert in Quito an. Nachdem ich im zentral gelegenen Queen’s Hostal mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis in Quito eingecheckt (USD 13/Nacht) und doch nochmals etwas Schlaf nachgeholt habe;-), mache ich mich ready für Quito Nightlife, was aber nicht so spektakulär ausfällt, wie damals mit Janine+Janine.:-) Samstag 23.07.11 und Sonntag 24.07.11 ist herumgammeln angesagt. Etwas shoppen, etwas USA planen und am Sonntagmorgen um 4 Uhr werde ich doch tatsächlich von einer Schiesserei vor meinem Hotel geweckt!
Flux ist mein Hotelzimmer zum Reisebüro umfunktioniert
Das erste, was ich am Montagmorgen (25.07.11) mache, ist Kontaktaufnehmen mit der US Botschaft in Quito. Ich will ein Visa für die USA! Auf Emails bezüglich Visafragen wird partout nicht geantwortet heisst es in einem sauertöpfischen Auto-reply auf mein sorgfältig formuliertes Email an die Botschaft. Auch ein Ich-bin-ein-hilfloser-Schweizer-Email führt zum selben Resultat: Der fade Auto-Reply Nr.2. Es führt nichts darum herum für wucherige USD 12 am Telefon einen Pin zu kaufen, der mich berechtigt 8 Minuten mit der Botschaft zu telefonieren. Die Crux an der ganzen Sache ist, dass ich eine Ziffer im 13-stelligen Pin auch nach 3x Wiederholen akustisch nicht verstehe! Die Zahl, welche mir von der elektronischen Stimme vorgelesen wird, hört sich an, wie „häis“, so dass ich mir keine Zahl aus dem englischen 0-9 daraus erraten kann.:-) Nach dem vierten mal Wiederholen drücken mit der Taste „9“ werde ich automatisch mit DD* aus der Embassy verbunden. Die Dame ist weder hilfsbereit, noch motiviert, noch kompetent, noch selbständig, noch intelligent, noch gar nichts. Die Hälfte der 8 Minuten versuche ich ihr zu erklären, dass ich eine Ziffer des Pins nicht verstanden habe. So kommts, wies kommen muss: Mitten im Gespräch für einen möglichen Interview Termin bricht die Leitung ab. Abermals maile ich der Botschaft, dass ich auch am Telefon nicht sonderlich erfolgreich war. Ich kassiere zum dritten Mal den süssen Auto-Reply. Für ein Visum für das Land der Begrenzten Möglichkeiten ist es nämlich so: Man braucht ein persönliches Interview mit einem Botschafter, man füllt einen schier unendliche Onlinefragebogen aus und man muss jede Menge Papierkrams bereit haben (ja, die wollen sogar die letzten Kontoauszüge sehen!). Nun gut, vielleicht mailen die mir freundlicherweise heute ja doch noch zurück. Ich nutze die Wartezeit, um all die Informationen fürs Interview zusammen zu suchen, auszufüllen und auszudrucken.
Das erste, was ich am Dienstagmorgen (26.07.11) mache, ist meine Mails checken. Ausser meiner drei Auto-Reply Trophäen ist nichts von der US Botschaft drin. Es bleibt mir daher nichts anderes übrig, als nochmals so einen Code für 12 USD zu kaufen. Freunde, auch dieses Mal verstehe ich zwei Ziffern des Pincodes nicht (und ich kann auf Englisch auf Zehn zählen)! Das muss ein Systemfehler sein. Mit dem Code 015082“häis“41“häis“438 gelange ich wieder zu Fräulein DD. Diesmal sage ich ihr, dass ich die 8 Minuten konstruktiv nutzen will. Und ich kriege schlussendlich sogar einen Termin angeboten! Am 30.08.11 darf ich zum Interview… Moment, das ist ja in einem Monat!? Yup. Das ist der einzige Termin, welcher der Computer anzeige, meint sie. „Bitch“, denke ich. Ich bleibe scheissfreundlich und versuche ihr meine Situation zu erklären und einen Termin heute oder wenigstens diese Woche zu verhandeln. Nop, es gäbe nichts ausser nochmals nen Pincode anzufragen und USD 12 zu zahlen – ich könne dies übrigens sooft ich wolle wiederholen – aber sie könne mir nicht garantieren, dass der Termin dann viel näher zum heutigen Datum wäre. Klick und da sind die 8 Minuten auch schon wieder um.
Da ich möglichst bald fliegen will, entscheide ich mich zuallererst die Situation mit Humor zu nehmen und dann für Plan B: Das einfacherere Visa Waiver Program. Und so kommt es anders, als gedacht: Aus fünf Monaten USA mache drei. Anscheinend wollen die Amis mein Feriengeld nicht. Der US Konjunktur muss es ja saugut gehen. Um sicher gehen, checke ich die online News und lese Überschriften, wie „Wenn in Washington das Geld ausgeht“, „Die USA braucht eine Schuldenbremse“ und „Die USA taumeln in die Staatspleite“… seid ihr sicher, dass ihr mich nicht doch 5 Monate wollt?
Am Abend gehe zum Bodycombat in Quito und stelle einmal mehr fest, dass die Stunden zuhause im Fitnessplus einfach unschlagbar sind. Dass man nicht mit nassen Haaren am kühlen Quitoabend nachhause laufen sollte, merke ich am nächsten Tag, wo sich Halsschmerzen bemerkbar machen. O-ooo! Nichts desto trotz buche ich mich am Mittwoch, 27.07.11 ins „The-place-to-be-Secret Garden Hostel“ in der Altstadt ein, um ein paar Backpacker für mein letztes, wildes Partyweekend in Quito kennen zu lernen. Ich lerne jede Menge cooler Leute kennen! Die Atmosphäre hier ist super, die „heissen“ Duschen aber lau bis kalt.
Obwohl ich halstechnisch recht angeschlagen bin, gehe ich mit Elly (England), Michael und Paul (zwei Aussies) am Donnerstag 28.07.11 zum Must-see von Ecuador: Die Äquatorlinie. Ganze 40cent kostet uns die ca. 1.5h Busfahrt zur Nullpunktlinie, zum Ort, wo man wegen den Zentrifugalkräften 0.3% weniger wiegt, wo ein Ei auf einem Nagel stehen bleibt und wo man einen Stempel in den Reisepass kriegt, wenn man ihn dabei hat… Auf dem Rückweg bin ich müde und ich friere. Daher beschliesse ich, den Rest des Tages im Bett zu verbringen. Als ich aufwache, habe Hals- und Gliederschmerzen. Na toll… das wars dann mit dem Partyweekend! Aber es kommt ja anders, als man denkt…
On-0°-0‘-0“-Line?
Pass vergessen, dafür Loneley auf S.114 signiert
Das sagenumwobene stehende Ei

Fotografieren verboten? Spass muss sein!




Tags darauf, am 29.07.11 verschlechtert sich meine Lage, es kommt Fieber hinzu. Ein anwesender Backpacker prophezeit: Angina. Ich verkrieche mich umgehend ins Bett und konsumiere sämtliche mich gut dünkenden Medikamente aus meiner mitgebrachten Reiseapotheke. Und siehe da, am Samstag 30.07.11 geht’s mir schon viel besser (Danke Leo+Val!). Nun ist es so, dass ich für Samstag bereits einen Tagestrip für USD 35 zum Cotopaxi Vulkan gebucht und bezahlt habe. Den trete ich dummerweise in meiner Euphorie von Besserung zusammen mit Elly auch an...
Auf der Hinfahrt schlafe ich unter meinem warmen Poncho, da ich allgemein in meinem 6-Betten-„orange“-Dorm relativ schlecht schlafe („relativ“ ist notabene untertrieben). Unterwegs laden wir noch weitere Leute auf, unter anderem auch Katy (USA), welche ich bereits beim Buchen in Quito für diese Tour sozusagen überredet habe.:-)
Der ca. 250m hohe Aufstieg vom Parkplatz zum Base Camp „Refugio José Rivas“ auf 4810m ist pures Gift für meine havarierten Mandeln. Die Angina meldet sich wieder zurück. Hagelschlag, kalter Wind und die dünne Luft tragen ebenfalls ihren Teil bei. Im Basecamp angekommen zittere ich vor Kälte, wie Nachbars Lumpi, und bin froh, dass das Wetter schlecht ist und wir nicht noch einen Sektor höher gehen können. Indes werde ich von den Amis in unserer Gruppe auf meinen bevorstehenden USA Trip gebrieft. Sie zeichnen mir eine Karte mit den Sehenswürdigkeiten, bieten mir Support beim Autokauf an und selbstverständlich soll ich sie besuchen kommen, wenn ich im jeweiligen Staat bin. Cool. Diese netten Amis haben grad einiges wiedergut gemacht, was Miss DD von der Embassy verbockt hat!:-)
Gute Miene zum kranken Spiel
Der Aufstieg im Nebel+Hagel
Da meine Schuhe eklig nass und meine Füsse eisig kalt sind, verzichte ich auf die Downhill Bike Tour und warte im warmen Bus, bis die anderen ausge-biked haben. Meine Stirn glüht. Das anschliessende Mittagessen ist ein Desaster für Vegetarier, so dass ich mich schlussendlich mit Chips, Äpfeln, zwei Scheiben Brot und nem selbst gekauften Goggi zufrieden geben muss (naja, kann ja sowieso nicht Schlucken). Den Rückweg verbringe ich unter meinem Poncho. Ich freue mich auf eine heisse Dusche – shit, gibt’s ja nicht im Secret Garden! – und mein Bett.
4810m und ich war schon fitter…
Beim „Aufwärmen“ in der Hütte
Ich, natürlich der einzige mit Sneakers!
Aussicht egal – will ins Bett!
Per Zufall sind Stephan und Martina, zwei Freunde aus der Studienzeit, auch grad in Town und per noch grösserem Zufall im gleichen Hostel, wie ich. Erst gestern eingecheckt, sind wir uns noch nicht über den Weg gelaufen. Als sie mich heute Abend aufsuchen, bin ich bereits in meinem in Neocitran ertränkten Fieberschlaf…
Wir treffen uns aber zum Frühstück am Sonntagmorgen, den 31.07.11, und verabreden uns auf Dienstag, da sie heute auf den Cotopaxi gehen. Mein Wunsch nach baldiger Genesung, auf eine heisse Dusche und uf dä tüüüfi gsundi Schlaaf sprechen für eine Umsiedlung zurück ins Queen’s Hostal. Dort angekommen buche ich mich bis Mittwoch ein und verschreibe mir 3 Tage strengste Bettruhe. Als nächstes dusche ich Heiss und ausgedehnt, dann lege ich mich ins Bett und wache erst am Abend wieder auf. Auch die nächsten zwei Tage, bis am Dienstag 02.08.11, verbringe ich im Bett und peppe mich auf mit Vitaminen, Zwiebelwickel und Schmerztabletten. Siehe da, die Angina weicht von meinen Mandeln! Dienstagabend fühle ich mich wieder salonfähig und treffe mich mit Stefan und Martina zu einem unterhaltsamen, gemütlichen Abendessen. Am Mittwoch 03.08.11 ist der Tag gekommen wo ich Ecuador verlasse und gespannt in die USA reise…
Mit Stefan+Martina
Happy Gringo – wieder gesund!
Wie ist Quito? Quito ist versmogt, wie Athen, heruntergekommen, wie einst die Ostblockstaaten, gefährlich, wie die Bronx in den 80er Jahren, sehenswürdig, wie jede andere Touristenstadt und ausgangstechnisch Lloret de Mar by Salsa gleichzusetzen. Natürlich gibt’s auch schöne Seiten, aber ich habe definitiv zu viele Nächte in dieser Stadt verbracht, um noch schwärmen zu können. Eigentlich wäre das nicht geplant gewesen… aber eben, meistens kommt es anders… :-)

“One’s destination is never a place, but a new way of seeing things.” – Henry Miller
Cheers
Alex
*Name der Redaktion bekannt

Dienstag, 2. August 2011

Chillout (und ein bisschen Party) in Atacames

Man hat mich gewarnt: Atacames sei das Mallorca von Ecuador. Das Meer ist angenehm frisch, das Klima sonnig, feucht und warm, doch die Ortschaft an und für sich ist wirklich nichts Besonderes. Am Strand reihen sich unzählige hölzerne, mit Palmenblättern bedachte Bars aneinander, locken mit trostlosen Drinks und plärren den ganzen Tag Salsa und Reggaetón Musik. Absolutes Copy+Paste mit unterschiedlichen Playlists. Hier ist der Ort, wo sich die mehrbesseren Ecuadorianischen Familien ihre Bäuche bräunen, Bier saufen und im Überdruss Nahrung zu sich nehmen: Ceviche in allen Variationen, frittierte Langusten, Reis mit Muscheln,… nur für den armen Vegetarier steht nichts auf der Speisekarte! Ich war zwar noch nie in Mallorca, aber es könnte hin hauen…
Ich komme am Montag 11.07.11 nach 7h Busfahren in Atacames an. Mein Loneley Planet empfiehlt mir als Unterkunft die Cabañas Los Bohios: hübsche, saubere, kleine Bambushäuschen, etwas weg vom Strandrummel, für USD 10 pro Nacht. Deal!
Meine Bambushütte
Ich kann auf dem Wasser gehen!
Bis und mit Montag 18.07.11 betreibe ich MEIN Copy+Paste: Chillen oder Lesen im Liegestuhl am Strand, Baden, den Wolken zuschauen, Siesta machen in meinem Kabäuschen unter dem Ventillator (mittlerweile überlebe ich ganz gut ohne A/C), bei Sonnenuntergang am Strand Joggen... Yeah, ich habe Ferien von den Ferien – das braucht’s manchmal, dass kann jeder Backpacker bestätigen.:-) Ich habe den Strand und der Strand hat mich. Täglich sehe ich die Gezeiten kommen und gehen… Zu meinem Erstaunen gibt es leider wenig, bis keine andere Backpacker hier. Abends ist jeweils absolute Kindergartenstimmung. Vollgefressene Familien Ober-und Nebenhäupter schunkeln etwas komisch in den Bars zu Salsamusik, während ihre Kinder aufgedreht rumturnen und an einem (hoffentlich) alkoholfreien Drink nuckeln. Es kommt noch besser. Eines Tages beobachte ich, wie zwei Reisecars voll mit Schulkindern total ready für „ausgelassene“ Strandferien in die Stadt einfahren. Wo bin ich hier nur gelandet?:-) Ich überlege mir, wie lange ich bleiben soll…das Weekend abwarten, oder zurück nach Quito? Ich entscheide mich für Abwarten...mindestens das Weekend…
Mein Strand+Meer zum chillen
Mein Terrain+Panorama zum Joggen

Die Mallorca-Seite von Atacames
Das meine ich mit Kindergartenstimmung

Hie+da wird mir auch ein Kunststück vorgeführt


Am Strand lerne ich Habib, einen Local kennen, der verrückte Saltos einübt. Er will mir am Freitagabend die Party zeigen. Am Wochenende sei Atacames voll von ecuadorianischem Partyvolk. OMG… Und WAS für eine Party wir gefeiert haben!:-p Mit Schrecken stelle ich jedoch fest, dass sämtliche Partygänger ins Meer pinkeln! Manchmal schaffen sie es nicht mal bis zum Wasser und verrichten ihr Geschäft im Sand. Dies relativiert meine Beziehung zum Strand etwas.
Als hätte ich es geahnt, kehre ich samstags dem Partymachen den Rücken zu, obwohl die Clubs lauthals nach mir lechzen. Während ich mein Copy+Paste weiter betreibe, stelle ich nämlich fest, dass seit Sonntag sämtliche Bars verstummt sind und auch am Strand kein Alkohol mehr getrunken wird. Nicht mal am Kiosk bekomme ich ein Bier (es sei temporär verboten worden). Hmmm… Mallorca?! Ich geniesse die alkoholfreie Ruhe am Strand und in der Nacht (meine Bambushütte ist echt ringhörig). Wie ich erst später des Rätsels Lösung erfahre, wurde in ganz Ecuador für 4 Tage Alkoholverbot ausgesprochen, da durch gepanschten Alkohol im Land 23 Personen ums Leben gekommen sind* (in Atacames seien am Samstag vier Personen gestorben – Glück gehabt!). Obwohl nur noch wenig von Flat’s Rum übrig ist, halte ich mich an die besorgten Worte von klein Janine per Email: „Alex, heb di a dim Captain Morgan fest!“.:-)
Die Abendstimmung wirkt doch auch ohne Alkohol...
Am Montag 18.07.11 werde ich von Jimena, einer kolumbianischen Losverkäuferin am Strand angesprochen. Sie ist nicht die einzige Strandverkäuferin, aber die cleverste: Sie spricht zwar kein Englisch, ich kein Spanisch; dennoch überredet sie mich für eine Manicure am Abend, wo sie mit selbstverständlicher Verspätung auch eintrifft. Wie war das nochmals mit der südamerikanischen Pünktlichkeit? Egal, meine Nägel glänzen und ich erhalte auch 2 Wochen nach dem Treatment noch Komplimente von Leuten!:-) Tags darauf, am 19.07.11, soll ich ihre 14 netten, verrückten, kolumbianischen Losverkäufer-Freunde kennen lernen, mit denen sie zusammen in einem Haus in Atacames lebt. Heute werden keine Lose verkauft, dafür gemeinsam den ganzen Tag an einem abgelegenen Teil des Strandes ge-chillt (mein Motto!). Der Tag mit den Leuten des „casa de locos“, wie ich sie nenne, wird zu einem unvergesslichen Erlebnis! Mit grösster Herzlichkeit laden sie mich zum Mittagessen ein, wir baden, spielen Volleyball im Wasser, springen aufs Schiff auf und sehen Delfine (Martin!), flitzen mit dem vom Boot gezogenen Tube durchs Wasser, sie zeigen mir die versteckte Höhle und wir haben GOOD TIMES.
Mit Katherinn+Jimena aufm Weg zur Beach
Todos los locos a la playa
Martiiiiin!
Las reinas
Am Abend des 20.07.11 treffe ich mich mit Jimena und ihren „reinas“ zum Pizza Essen. Danach feiern wir Milton’s 42. Geburtstag mit Kuchen, Bier mit Eiswürfeln und Salsa im „casa de locos“. Meine Idee am nächsten Tag mit den „locos“ ein paar Stunden Lose am Strand zu verkaufen wäre zwar ein grosser Spass gewesen, dennoch kam’s leider nicht zustande, da sie wohl ahnten, dass ich mit dem Megafon den ganzen Strand aufgemischt hätte.:-) Der Abschied mit den Kolumbianern fällt sehr schwer und ist genau so herzlich, wie die erste Begegnung. Dennoch ist es am Abend des 21.07.11 nach zehn Tagen Atacames Zeit, nach Quito aufzubrechen. Ich werde zum Abendessen ins „casa de locos“ eingeladen und mit Geschenken, Abschiedsbriefen und guten Wünschen überhäuft und auch ich habe eine kleine Überraschung für die Leute und zudem einen perfekten spanischen Abschiedsbrief (Danke Petra fürs Übersetzen!)
Beim Ziehen der LOTTO Zahlen
Genau so hätte ich Lose verkauft :-)
Alle begleiten mich zum Bus
Im Nachtbus lasse ich revue passieren, was ich die vergangenen Tage erlebt habe. Die Herzlichkeit dieser Leute, welche in ärmlichen Verhältnissen leben (zu viert im Zimmer schlafen und zu 14 ein Klo/Dusche teilen!), hart arbeiten (Ganzer Tag pralle Sonne, kleiner Lohn), die Schicksale hinter den Personen (3 Jahre Kolumbianischer  Knast wegen Arbeiten auf illegalen Kokainplantagen, Familie+Kinder im 50 Busstunden entfernten Kolumbien) und dennoch sind diese Leute wohl nicht unglücklicher, als viele in unserer Gesellschaft… ich schlafe ein…Plötzlich wird der Bus angehalten. Ich schrecke auf und bin verwirrt. Völlig verpennt begreife ich noch nicht ganz, dass es eine Polizeikontrolle ist. Nachdem wir alle im Bus gefilmt  (?!?) werden, müssen wir raus aus dem Bus. Von mir wollen sie den Reisepass sehen. Ich überreiche meine alte, feuchte, durch die 3 Monate Reisen ziemlich mitgenommene Kopie des Passes, welche in den Händen des Polizisten sogleich zerfällt. Ich behalte eine ernste Miene, innerlich lache ich mich aber kaputt.:-)
Die zweite Hälfte der Fahrt schlafe ich leider nicht mehr so gut. Das kommt wohl davon, dass ich völlig aus-ge-chillt bin.:-)

“CHILLING - a cool way of telling someone you sat around doing nothing.” – Urban Dictionary

Cheers
Alex