Samstag, 21. Juli 2012

Bärenspass in den Rockies


[Lake Moraine – Lake Louise – Peyto Lake – Athabasca Glacier – Sunwapta Falls – Maligne Lake – Jasper – Valemount – Vernon – Kelowna – Pentiction - Osoyoos]

Voller Gebietsneugierde, Campingelan und Edelbackpackgebrüste geht unsere Fahrt am 02.07.12 nach einem ausgedehnten Rühreifrühstück durch die neblig-graue und saftig-grüne Rocky Mountain Gegend weiter Richtung Lake Louise. Plötzlich stauen sich die Autos vor uns und Fahrzeuge halten auf dem Pannenstreifen an, die Insassen steigen aus ihrem Gefährt und rennen nach vorne. Leute, nach nicht mal 10 Minuten Fahrt haben wir hier einen klassischen „Bear-Jam“ mit hohen Chancen für einen ersten Kontakt. Nichts wie ebenfalls rechts ran fahren, Kamera schnappen und zur Menschentraube rennen, um auch ein paar Shots zu haben. Wir sind baff, als wir eine Grizzlybärenmutter mit drei Jungtieren aus nächster Nähe (ca. 50m mit Zaun dazwischen) sehen. Unsere ersten Bären ausserhalb von Bern oder Zoo! Erst nach etwa 15 Minuten kommt ein Ranger, um sowohl die Tiere, als auch die nach schweizerischem Autobahngesetz längst straftätigen Touristen zu verscheuchen. Zu seinem Leidwesen kann er jedoch erst die Schreckschusspistole nicht abfeuern und ruft etwas hilflos „Hey bear, hey bear!“, um die Getiere in den Wald zurück zu verscheuchen und „For your safety, please move back to your veicle“, um den Touristenmob in die Autos zurück zu zitieren. 20 Minuten später das gleiche Szenario: Stau, Touristenmenge, Jay und Baer machen Foto vom bear (diesmal 10 Meter Abstand vom Braunbär mit Zaun), Ranger, Schreckschusspistole und weg ist der Braunbär und die Touristenschaar. Was für ein Glück wir doch haben. Die Jahreszeit lässt aber auch die besten Kräuter und Beeren am Strassenrand gedeihen.
Wie im Zoo – einfach echter
Ich sag’s ja: Bärenspass!:-)
Schreckschuss geht in die Hose
Zweite Bärensichtung
Der Moraine Lake im engen Ten Peaks Tal ist Türkis, eingebettet in dunkelgrüne, dichte Wälder mit schwimmendem Treibholz auf der Wasseroberfläche – genau so, wie man Kanada aus Sicht des geistigen Auges beschreiben würde. Lonely Planet empfiehlt uns wärmstens einen Hike zum Sentinel Pass „Walk with outstanding views of Mt Temple and the surrounding peaks“. Wie die lustigen Hirten und fröhlichen Knaben machen wir uns frohen Mutes auf die ca. 3h lange Wanderung bergauf mit posenden Murmeltieren, Sonne, Wind, schönen Wäldern und Wandervögelgetünchtem Ambiente. Der weitaus grösste Spass ist aber die ca. 100m lange Schnee-Rutschpartie auf unseren Regenponchos, die unseren Rückweg um einiges verkürzt. Mit nassen Hosen, müden Beinen und Canada’s finest views auf unseren Memorycards, kehren wir zu unserem Camper zurück und machen uns auf den Weg, um Brot und Käse einzukaufen. Mit zwei vollen Einkaufskörben kommen wir aus dem Laden. Eigentlich weiss ja jedes Kind, dass man nicht hungrig einkaufen soll.:-) Auf dem vorgebuchten Zeltplatz nisten wir uns ein, stillen den Hunger und lassen den Abend ausklingen.
Typisch Kanada

Wandervögel

Rutsch-Spass
Asiaten-Attraktion Murmeltier
Stilechtes Eichhörnchen
Jamie&Oliver im RV am Kochen
Ohne Worte
Beizeiten stehen wir am 03.07.12 auf und widmen uns der Meditation und Tai Chi, einem reichhaltigen Frühstück und der val’schen Schmierphilosophie. Da uns unser Trip auch in die USA führt, müssen wir unser ESTA Formular  updaten und kehren dafür in einer Lodge mit Internet ein. Hier geniessen wir ein zweites Frühstück und warten ein Gewitter ab, das jedoch just bei unserem anschliessenden Besuch am Lake Louise voll über uns herunter bricht. Auf der Weiterfahrt sichtet Jay beim Vorbeifahren einen am Strassenrand weidenden Braunbären und in Folge zetteln wir einen riesigen „Bear Jam“ an. Dank unserem idiotisch-gefährlichen Mut, dem aufmerksamen Beobachten der Bärenfährte  und der Geduld des Ausharrens, gelingen uns die besten Shots aus unmittelbarer Nähe zum Raubtier (halsbrechende 8m, diesmal ganz ohne Zaun!). Weiter geht die Fahrt entlang des Icefield Parkways mit seiner majestätischen Aussicht auf  dramatische Schneeberge, schwindende Gletscher, von Hochwasser noch wilder gewordene Flüsse, aquamarinfarbene Seen und rauschende Wasserfälle…
Lake Louise fällt irgendwie ins Wasser
Wetterbesserung beim nächsten Lake
Lim-Bear-Baer
Gefährlich nahe! Wo ist der Bärenspray?
Nach einer Touristentour zum Perito Moreno in El Calafate (ein paar Blogs weiter oben) und einer waghalsiger Schülerreise zum Mortaratschgletscher in Graubünden (ein paar Jährchen zurück) haut uns der „Athabasca Glacier“ nicht mehr aus den Socken. Jedoch jäh aus den Socken haut uns der blöde Rauchmelder im RV, der beim Maiskolben backen plötzlich ausgelöst wird. Unsere montierten Ohropax und ein paarmal in den Sensor pusten lösen das Problem vorerst… bis wir später unsere Anti-Rauchmelder Strategien noch verfeinern. Die durch den starken Regen in den letzten Wochen angeschwollenen Flüsse verwandeln die Sunwapta Falls in reissende, tosende Höllenschlunde. Einst über die Gesteine, durch die schmalen Täler ergossen, münden sie jedoch wieder in ruhigere, umso idyllischere Flüsse mit Verzweigungen und waldbewachsenen Inseln. Den siebten Bär, den wir sichten, chillt am Strassenrand und gönnt sich ein Dinner for one vor dem Eindunkeln. Just beim Einbiegen in den Wapiti Campground sichten wir noch einen Kojoten. Jetzt fehlt uns nur noch ein Elch, um die „Canada Big Four“ (Bär, Elch, Koyote und Murmeltier) komplett zu haben… let’s see…
Baer Attack (oder Bärenspass)
Gischt Attack
 Am Morgen des 04.07.12 verstopfen wir zuallererst mal die Dumpingstation beim Zeltplatz. Weil wir uns wider Heidi’s Ratschlag zu einlagigem WC Papier mit dem zweilagigen Upgrade ein bisschen Komfort gönnen wollten, hat die ganze Schlacke den Schlauch und das Dumpingloch blockiert und uns vor eine trickige Aufgabe gestellt. Doch genug des Fäkalhumors – wir hatten ja schon immer Pech mit dem Dumpen. Um die Stimmung wieder etwas hochzuheben, prophezeie ich grossartig, dass wir heute auf der, gemäss Lonely Planet elchträchtigen Cruise  zum Malinge Lake, einen Elch sehen werden. Keine 10 Minuten später sichten wir ein solches Tier mit stattlichem Geweih feucht fröhlich grasend… äh fröhlich im feuchten Gras etwa 15m von uns entfernt am Strassenrand.  Malinge Lake an und für sich ist dafür nicht mehr so spektakulär. Da haben wir mindestens ebenso schöne Seen in der Schweiz. Ok, vielleicht bietet der grau in graue Himmel und die regnerische Atmosphäre auch nicht die ideale Kulisse. Vielleicht sind wir aber auch einfach schon zu verwöhnt, was Berge und Seen anbelangt. Bei einem schönen Pullout braten wir Burger zum Mittagessen und veranstalten einmal mehr ein Rauchmelderkonzert.
Auf dem Weg zum Malinge Lanke
Elchartiger Hirsch
Unsere Fahrt führt uns zurück nach Jasper Town, das bestimmt sehr schön gewesen wäre, wo wir aber nur für ein Fuel-up anhalten und dann unsere Tour gegen Westen fortführen. Unser Plan ist es, heute möglichst weit zu kommen. Daher stoppen wir auch in Valemount nur kurz, um die nötigsten (und wiedermal unnötigsten) Essenseinkäufe zu tätigen. Per Zufall entdecken wir dann aber den wunderschön, so-hab-ich-mir-Kanada-vorgestellt gelegenen Canoe River Campground, etwas südlicher von Valemont. Mit unseren Cowboyhüten dekoriert, geniessen wir einen Rum in einem Ambiente von in die Abendsonne gehüllten Blumenwiesen, weidenden Pferden und schon fast kitschig wirkenden Schneebergen im Hintergrund. Eine Kulisse, die den romantischen Brokeback Mountain-Szenen eine ernsthafte Konkurrenz bietet. Das in unserem RV empfangene Zeltplatz-WiFi macht die Invasion des lästigen Mückengefasel und Fliegengesäusel beinahe wieder wett. „Morgen kaufen wir hartes Zeugs gegen die Stechmücken“ murmelt Jay aus der anderen Seite unseres Mobile-Homes, bevor er einschläft. „Klatsch“ machts bei mir und ich rotte hoffentlich noch die letzte Mücke aus, die mir nervig um den Kopf schwirrt.
Cowboys, Rum und Abendsonne..
..fast zu perfekt
Das Klima wird entschieden wärmer und stabil-sonniger, je weiter wir am 05.07.12 südlicher fahren durch Ortschaften, wie Clearwater, Kamloops, Vernon und Kelowna. Die Berge verwandeln sich in Hügelzüge, grosszügige Früchteplantagen deren Erzeugnisse am Strassenrand in dutzenden verführerischen Ständen feilgeboten werden. Angesichts unseres bevorstehenden Grenzübertritts in die USA, sind wir aber damit beschäftigt unseren bereits eingekauften Vorrat abzubauen. Planet Bee (Shop rund um den Honig mit grossem Bienenstock, den man aus nächster Nähe betrachten kann), sowie der Erlebnisbauernhof (Faktisch ein grosser, clever aufgezogener Hofverkauf) in Vernon sind bereits im Begriff zu schliessen, als wir ankommen. Uns reicht die Zeit nur noch für eine kurze Besichtigung. Aber das Highlight und geheime Bucketlist Item von uns beiden ist sowieso die bevorstehende Übernachtung auf dem Parkplatz des Walmart Supercentre in Kelowna mit Frühstück auf dem Parkplatz und abermals nötigem und unnötigem ge-shoppe durch die endlosen Regale (das Ablaufen sämtlicher Gänge und aufmerksame Betrachten der Produkte dauert ungefähr 3h). 
Roadtripspass
Bienenspass
Bauernspass
Walmartspass
Am 06.07.12 geht die Fahrt durchs gedeihende Okangan Valley weiter, entlang der klassischen Wine-route (aber völlig abstinent) nach Pentiction, wo wir Daniel, einen ehemaligen Reisekumpan von Jay besuchen und an der gemütlichen Seepromenade in der Sonne chillen. Unsere letzte Station ist Osoyoos, die „heisse Wüste Kanadas“, die den Namen wegen ihrem See und grünem Gebirgskleid unseres Achtens nicht verdient hat. Unter Wüste haben sich die erfahrenen Berber Sanddühnen, Kamele und Wüstenmäuse vorgestellt. An einem superschön gelegenen Pullout mit einem Million Dollar View stellen wir unser illegales „Wüsten“-Camp auf…
Good night…
 “You can find your way across this country using burger joints the way a navigator uses stars.” – Charles Kuralt
 Cheers
Alex





Sonntag, 15. Juli 2012

Zugabeee-eh Kanada!


[Calgary – Banff – Lake Minnewanka]

Nach etwas mehr als einem Monat zurück in der Heimat, ist es Zeit für eine kleine Zugabe. Noch mitten im Reisefieber irgendwo in Chile via Skype und Email geplant, ist am 29.06.12 der Tag gekommen, wo ich zusammen mit Gebruder Jay als gänzliche Edelbackpacker (mit Rollkoffer und diversem unnötigem Mist im Gepäck, wie Solarlichter und Lasershow für das richtige Camperfeeling, oder Haarföhn) erneut in ein Flugzeug steige, mit dem Ziel: Kanada, Eh! Es steht schon von Anfang an fest; dies werden zwei spitzbübische, amüsante und schweineteure Abenteuerwochen. Auf dem Plan stehen RV-Campingtour von Calgary zu den nördlich gelegenen Nationalparks, runter bis zum Glacier Nationalpark in die USA, zurück nach Calgary ans 100-jährige Stampede Cowboyfestival und dann noch drei Tage nach Vancouver. Schon beim Buchen unseres Edelweiss Air Fluges geht der Spass los. Der Flieger geht bis Vancouver mit Stoppover in Calgary und Jay meint: „Dann steigen wir einfach in Calgary aus!“. „Meinst du wirklich, das geht so unkompliziert, wie beim Busfahren?“, sage ich. „Irgendwie geht’s bestimmt, und sonst haben wir noch Plan B, dass wir uns im Flugzeug einfach so daneben benehmen, dass sie uns in Calgary rausschmeissen…“, lacht Jay durch das Skype und prompt endet unsere Buchung in einem chaotischen hin-, her- und umgebuche. Plan A geht aber doch noch auf und der Business-Flug ist sogar noch günstiger, als (der ohnehin schon teure) Economy-Platz, was dem Edelbackpacking mit Gourmetmenus, Champagner- und Weingelage, bequemem Sitz und rosenduftendem Facial-Mist Spray noch einen drauf gibt. Nicht zu vergessen sind unsere Koffer, die bereits schon beim Hinflug offensichtlich auf Übergewicht hindeuten (Jay ist 1kg unter dem Maximum, Crest 2.1kg].

In Calgary (dank Zeitverschiebung ist es erst Freitagvormittag) fahren wir mit unseren prollig-prallen Rollkoffern im sauberen, zentral gelegenen „HI Calgary City Centre Hostel“ ein, sind geblendet von der Sonne und werden beim Hotdog kaufen bereits zum ersten Mal fast übers Ohr gehauen. Trotz Jetlag merke ich aber den Schwindel und korrigiere den genannten Preis korrekt nach unten. Um uns wach zu halten, steuert Jay schon zu den ersten Krimskrams-Touristen-Souvenirläden, was wir während diesen Ferien noch zu Genüge (fast wie eine neue Trendsportart) betreiben werden. Am Abend treffen wir Gerda, meine Cousine die in Calgary lebt, zum Dinner und anschliessendem Walmart-Shopping, wo wir uns für die ersten Campingtage mit Food und Krimskrams-Gadgets eindecken. Völlig müde vom 24h+ langen und erlebnisreichen Tag, fallen wir ins Bett und stören uns nicht mal gross daran, dass es vor (Baustellenlärm bis 23 Uhr) und im Zimmer (laute Gäste die ganze Nacht durch) nervig Laut ist. Der Jetlag ist stärker…

Rollkoffer Edelbackpacking
Cousinentreffen vor Lieblingsmall

Calgary, die drittgrösste und am schnellsten wachsende Stadt Kanadas (1.1 Mio Einwohner) ist eine moderne redneck-Präriestadt mit seriösen Businessallüren, Grossstadtcowboys in Pickup-Trucks und Sauberem Stadt- und Nachtleben mit Sprungbrett in umliegende Nationalparks. Die lokale Strassenbahn ist im Stadtzentrum gratis. Wir müssen am 30.06.12 jedoch ins ticketpflichtige Aussenquartier, um unser Recreation Vehicle (kurz RV) abzuholen. Da die Strassenbahn gerade kommt, begeben wir uns als Schwarzfahrer in die Grauzone und legen uns bereits Aussagen für die nichtwissende Touristenmasche zurecht, falls wir erwischt würden. Unterwegs merken wir, dass wir unsere Einkaufstüten im Kühlschrank im Hostel vergessen haben. Darum nehmen wir bei der nächsten Station die Bahn zurück und lösen aus unerklärlichen Gründen ein Ticket (deswegen verpassen wir sogar eine Bahn). Just, als wir zurück aufs Perron kommen, laufen wir zwei Bahnpolizisten in die Arme, die uns prompt nach dem gottseidank gelösten Ticket fragen. Schwein gehabt, diesen Kontrolleuren hätten wir überall begegnen können. Als sie uns fragen „Where do you come from“, sind wir im ersten Moment beide etwas überfordert, denn wir denken, sie fragen uns wie wir zu dieser Station gekommen sind und durchschauen, dass wir das Ticket erst gelöst haben. Daher geben wir anfänglich etwas verstörte Antworten und retten die Situation mit einem gekonnten Themawechsel. Schlussendlich sind sie aber so freundlich und hilfsbereit (voilà, hier ist man eben noch „Freund und Helfer“), dass sie für uns sogar noch per Funk mit der Zentrale abchecken, welchen Bus wir nehmen müssen. Nicht alle kommen so glimpflich davon, wie wir. Auf dem Rückweg sehen wir, wie sie einen Schwarzfahrer stellen. Bei unserem RV-Vermieter CanaDream werden wir von der putzigen Heidi freundlich empfangen und eingeführt, ins Camperleben. Gekonnt schwätzt sie uns noch diverse Zusatzversicherungen (Glasbruch der Frontscheibe, Schlüssel im Camper einschliessen und – ganz geil – die All inclusive Reinigung bei Abgabe) auf, bevor wir Richtung Banff losbrausen.
Wortwörtlich: Schwarzfahrer
6 Platz-Penthouse auf Räder für 2 :-)
Der erste Schock trifft uns, als wir unseren Penthouse-Cruiser volltanken. Das Benzin hier ist zwar entschieden günstiger, als in der Schweiz. Nichtsdestotrotz, als die Zapfsäule $ 200 anzeigt, schauen wir besorgt unter’s Auto, ob der Tank vielleicht ein Loch hat. Tja, wirklich ökonomisch ist unser mobiles Hotel ja nicht, mit einem Verbrauch von ca. 30lt/100km. Uns stehen noch 3000km bevor – das werden teure Ferien! Noch bevor wir im 130km entfernten Banff ankommen, kommt der zweite Schauder. Schon von Anfang riechen wir immer wieder einen merkwürdiger Geruch in der Führerkabine. Vielleicht ein verstecktes, angefaultes Fischstäbchen vom Vormieter werweissen wir. Plötzlich finden wir jedoch heraus, dass dies austretendes Gas vom undichten Ventil ist. Dies wäre zusammen mit den Benzindämpfen beim Tanken irgend wann zum hochexplosiven Gemisch geworden (einmal nämlich hat ein Tankstellenbesitzer seelenruhig ca. 2m neben uns geraucht, während wir vollgetankt haben). Den Defekt behoben, kommt bereits das dritte Problem: In Banff sind alle Campingplätze wegen dem verlängerten Nationaltag-Wochenende in Kanada restlos ausgebucht. Als unerfahrene RV-Camper trauen wir uns noch nicht, einfach am Strassenrand zu schlafen. Schlussendlich können wir unser Mobil aber bei einem Campground an die Strasse stellen. Der letzte Schock für diesen Tag kommt an der Kasse beim Einkaufen: Obwohl wir kleinlichst Preise verglichen, nur wenig unnötige Dinge (der Elias-Bärenhonig musste einfach sein) und so günstig, wie möglich eingekauft haben, zeigt das Total $ 196. Naja  egal, das werden eh teure ferien.:-) Während Jay im Camper noch Pasta kocht, bin ich in meinem Suitenzimmer schon im Jetlag-Tiefschlaf.

Obwohl uns die Touristeninformation in Banff schlechtes Wetter prognostiziert hat, können wir am 01.07.12 das Frühstück in der Sonne geniessen und beim anschliessenden Verdauungsspaziergang sehen wir eine Herde elchartiger Hirschkühe beim Weiden im Tann. Der Banff-er Nationalpark liegt inmitten einer saftig grünen Landschaft mit schneebedeckten Bergspitzen, wilden Gletscherbächen und bilderbuchartigen Aussichten. Eine Gegend, um den inneren Frieden zu kultivieren. Die Idylle wird mir aber jäh zerstört, als ich 1-877-RESERVE auf dem Buschtelefon im Campground wähle, um beim Kanadischen Campingplatz-Reservations-Service meine Wünsche für übermorgen in Lake Louise zu äussern. Als hätte ich 1-877-RETARDED gewählt, stellt sich das Telefonat als oberkompliziert heraus und ich vergeude mindestens 15 Minuten damit, dass mir irgendwelche Terms & Conditions herunter gelallt werden. Der Scenic Drive zum Lake Minnewanka enthüllt uns nebst wunderschöner Landschaft viele indische Touristen, bietet am Two Jack Lake die ideale Kulisse für einen Nacho-Schmaus (unsere Küche haben wir ja immer dabei…) und ein entspanntes „Pfüsi“ danach (…das Bett ebenso!). Wir sind uns einig: RV-Campingferien bieten höchste Lebensqualität!

Good morning guys..
How do you like our sunshine?
Tea n’Chill
Scenic drive
Schnappschuss..

..beim Einkaufen +..

@Two Jack Lake
Zu den fünf einmaligen Festen in Kanada gehört der Canada Day, der am 1. Juli (sinngemäss des 1. Augustes zuhause) zur Gründung von Kanada gefeiert wird – halt einfach noch etwas amerikanisch-inszenierter. So findet auch im gemütlichen, atmosphärischen Rocky-Mountain Städtchen Banff-Town eine grosse Parade mit unzähligen Kanadafähnchen, fröhlichen Leuten, BBQs, Feuerwerk und what have you statt. Zur richtigen Zeit für den Canada Day sind wir im Lande, aber nicht Rechtzeitig zurück im Städtchen für die verheissungsvoll klingende „Steve Harmer’s Motivational Magic Show“ und „Banff’s Stupid Pet Tricks“, die im Nachmittagsprogramm stehen. Endlich einen Parkplatz für unser 9m langes Mobile Home gefunden (nein Jay, die Äste haben das Dach nicht zerkratzt), stellen wir fest, dass unser Abwassersystem tropft und eine blaue Spur (von den ja nicht mit nassen Händen anzufassenden Regenerationssteinen für’s Klo) hinter uns zurück lässt. Ein Blick ins Handbuch verrät, dass wir zurück auf den Campingplatz zum Ablassen aka „dumpen“ müssen. Wir finden heraus, dass unsere Heidi – wie beim Gashahn – wohl nicht richtig zugemacht hat. Wahrscheinlich wollte sie, so interpretieren wir, dass wir sie zum troubleshooten unterwegs des Öfteren anrufen. Wieder zurück in der Stadt finden wir zwei Glückspilze einen nahen Parkplatz und sind rechtzeitig zur recht patriotischen, rot-weiss gefärbten Parade mit vielen Fahnenschwingern und Kanadaguggen am Start.
Happy..

..Canada..

..Day!
Schaumparty-Wagen
Heute sind alle Kanada

Erst das „dumpen“..
..dann das Vergnügen*
Unsere anschliessende Chrömlitour führt uns durch unzählige (mindestens 15) Souvenirshops und Jay sagt jedes Mal: „Das war jetzt das letzte, was ich mir gekauft habe“. 9 T Shirts, 2 Pulli, 2 Totempfähle als Deko fürs Auto, 2 Cowboyhüte, 2 indianische Traumfänger, Aufnähflagge, Bärengadgets, Kühlschrankmagnet… einfacher wärs zu beschreiben, was wir nicht gekauft haben: Das lächerliche Ganzkörperpijama mit Elch am Arsch, eins der unzähligen T-Shirts mit lahmen Sprüchen drauf („Born to Golf, Forced to Work“),… Mit 1000 Taschen und Tüten zurück in unserem mobilen Palast, macht sich die erste Vorahnung von Übergewicht im Koffer bemerkbar. Wir einigen uns darauf, von nun an weniger einzukaufen, wissen aber im Vornherein, dass wir dies eh nicht einhalten. Der krönende Abschluss des Tages nach einem leckeren selbstgekochten Abendessen in unserer mobilen Küche, ist das Feuerwerk mit aaaah ooooh-Effekt und ein Gutenachttee auf unserem Campingplatz.
„Als Camper wollen wir möglichst umweltschonend unterwegs sein und kaufen daher wiederverwendbare Plastiktüten fürs Einkaufen. Natürlich haben wir diese immer vergessen mitzunehmen beim Einkaufen. Als Alex endlich mal daran gedacht hat, passiert folgende Szene im Supermarkt:
Crest packt an der Kasse die Sachen in die Ökotüte.
Jay sagt: Crest, klaust du noch ein paar Einwegplastiktüten, die wir als Mülltüten verwenden können.“ 
Cheers
Alex

* Für die, dies bemerkt haben: Auch unsere Fotos werden mal gecrashed.:-)