Montag, 17. Oktober 2011

Chicago + New York City: Vom Backpacker zum Flashpacker

[Chicago – Atlantic City – New York 1]
Ich durchquere die Bundesstaaten Minnesota, Wisconsin und Illinois und erreiche am Abend des 21.09.11 „Windy City“, die Geburtsstadt Obama‘s – besser bekannt unter dem Namen Chicago. Mitten im „Loop“ checke ich – noch als Backpacker getarnt – im HI-Chicago ein, einem riesigen und modernen Hostel, das von Asiaten belagert ist. Am 22.09.11 und auch tags darauf verzichte ich auf Sight-seeing, da am 23.09.11 Dagi aus der Schweiz ankommt und ich vorher nicht schon alles gesehen haben will. Spontan joine ich am Abend ein paar Leute aus dem Guesthouse für eine crazy Pubtour in West Town (U-Bahn Station „Damen“). Südkorea, Japan, Dänemark, Australien, Sudan, England und Schweiz ist vertreten und in der U-Bahn überreden wir kurzerhand noch eine Chicagoerin, uns auch zu joinen. Als sie uns um 2 Uhr, wenn die Amerikanischen Pubs (viel zu früh) schliessen, zu sich nachhause zum Weiterfeiern einlädt und uns angetrunken mit ihrem Auto dorthin chauffieren will, beschliessen wir einstimmig ins Hostel zurück zu kehren.
Um 18 Uhr am 23.09.11 sollte Dagi landen. Ihre Odyssee am JFK Airport mit gecancelletem Flug, Flughafenwechsel nach La Guardia und abermaligen Verspätung bringt sie erst kurz nach Mitternacht nach Chicago – ohne Gepäck (es trifft erst 24h später ein). Ich indes warte etwa 6h im McDonald’s (free WiFi+Parking) in der Nähe des Flughafens und überbrücke die Zeit mit Bloggen. Wir lassen uns die Laune nicht verderben und gönnen uns am Morgen des 24.09.11 ein Frühstück im aus der Glanzzeit der Route 66 bekannten Lou Mitchells, wo wir in der langen Schlange am Eingang mit feinen Krapfen bei Laune gehalten werden. Noch regnet es und die Wettervorhersage gibt lediglich 1% Gutwetterchance. Doch wir haben den Wetter-Lottosechser gezogen und so scheint nach dem Frühstück die Sonne. Gestärkt machen wir uns auf die architektonische Walking-Tour vom Loneley Planet durch den Loop. Da wir für sämtliche Bike-Tours bereits zu spät sind, buchen wir spontan eine 30 minütige Schifffahrt auf dem Lake Michigan. Und falls ihr euch fragt, woher ich mein stylisches Cap habe, das ich fortan auf fast jedem Foto trage: Ich hab’s mir an diesem glorreichen Tag gekauft!:-) Göttliche Bescherung gibt’s beim Abendessen. Im Lou Malnati’s, wo wir für ein gutes Essen abermals Anstehen, bestellen wir die lokale, bauchfüllende Spezialität: Deep Dish Pizza. Loneley Planet beschreibt wie folgt: „A hulking mass of crust that rises three inches above the plate and cradles a molten pile of toppings. One gooey piece is practically a meal“ – ich überesse mich masslos!:-p Mein Fat-Hangover vom Abendessen und Dagi’s Jetlag annullieren unsere Pläne von Live Blues und Feierabendbier.
Surreales im Millennium Park…
…Cloud Gate aka The Bean
Crown Fountain, Millennium Park
Chicago by Night
Trotz schlechtem Wetter am 25.09.11 lassen wir sämtliche Museen aussen vor und ergattern, vom Glück verfolgt, die letzten zwei Tickets für Chicago’s Original Gangster Tour, um die schaurigen Geschichten und Schauplätze von Al Capone und anderer Badboys aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert zu besichtigen. Das Glück bleibt mir hold und ich gewinne auf der Tour eine Gangster-Tasse. Im Anschluss kaufen wir uns viel zu viel Cheese-Caramel Popcorn (das Gemisch schmeckt lecker) beim traditionellen Garrett Popcorn Shop (selbstverständlich wieder anstehen) und besichtigen den Millennium Park, sowie den Buckingham Fountain der uns allen noch aus Al Bundy’s „Married with children“ Intro bekannt ist. Nachdem wir die Sehenswürdigkeiten auch noch bei Nacht abgelichtet haben, stürzen wir uns mit der Party Crew vom Hostel ins Monday-Night-Life, welches in einer Karaokebar endet, ich aber nicht singe und mir somit ein Schämer erspart bleibt.:-)
Bedrohlich: Gangster Tour
Wieder mal tolle Aussichten:-)
Start der Route 66
Mmmmh..Deep Dish Pizza



New York ruft und daher geht am 26.09.11 die Fahrt weiter ostwärts. Die langsam herbstlich werdende Gegend in Indianapolis, Ohio und Pennsylvania erinnert uns stark an die Szenerie in der guten, alten Schweiz. Wir beschliessen uns für eine POI-Fahrt (Point Of Interest), wo es drum geht etwas Spannung in die langwierige Fahrt zu bringen, indem wir an der Strecke gelegene, zufällig ausgewählte POI’s aus dem Navi anfahren. Als erstes gelangen wir an ein Museum im Nirgendwo, welches Montags natürlich geschlossen hat. Auch beim zweiten Highlight, einer Winery, stehen wir vor verschlossener Tür, da es bereits Abend ist. Wir fahren in den Herbtsregen und wählen als dritten POI aus der Kategorie „Fastfood“ – ganz von unseren Magen gelenkt – einen Burgerking. Der Regen wird immer stärker und die Luft extrem schwül. Zwei Minuten vor dem Ziel ist die Strasse gesperrt und wir werden von der Polizei auf einen 20 Minütigen Umweg umgeleitet, den wir zugunsten unseres Appetits aber in Kauf nehmen. Der Rückweg auf den Highway ist ebenfalls voller Tücken und wir werden abermals von der direktesten Strecke verwiesen, da der orkanartige Regen dazu geführt hat, dass eine Brücke weggeschwemmt wurde. Im Dunkeln preschen wir durch den Gewitterregen, der Bäche und Geröll auf die Strasse verwünscht und mich und meinen Camaro bei Aquaplaning mehrmals auf die Probe stellt (als die Electronic Stability Control des Autos greift, leuchten die Armaturen wie ein Christbaum!). Erster zufälliger POI am 27.09.11 ist der Cowans Gap Sate Park, der wohl noch nie ausländische Touristen gesehen hat, und uns daher etwas feindlich mit Regen empfängt. Per Zufall entdecken wir ein Regen-Gegenmittel: Als wir auf dem Highway das Lied „Raining Again“ von Moby laut aufdrehen hört der starke Regen von einem Moment zum anderen auf. Just, als das Lied zu Ende ist, Regnet es wieder! Spooky.:-o Unser nächster POI ist kaum der Rede wert: Atlantic City in New Jersey, oder auch Las Vegas für Looser. Nicht mal die Drinks können den langweiligen Abend retten. So sind wir froh, können wir am nächsten Tag, den 28.09.11 die leeren Casinos, den öden Strip und die pensionierten Feriengäste verlassen. Bereits vor dem Einzug in die pulsierende, stylische und hype Metropole New York City beginnt meine Transition zum Flashpacker (insgeheim bin ich mit Laptop, erweitertem Backpackerbudget und Camaro ja längst mehr als ein Edelbackpacker): 6h Kleider Shoppen im Garden State Plaza, der grössten Mall von New Jersey ist angesagt. 0% Sales Tax und sowohl Abercrombie, als auch Hollister haben Ausverkauf…yepee! Angekommen in New York City checken wir im HI Hostel ein. Doch bereits am nächsten Morgen (nach einer miserablen Nacht) merken wir, dass 8er Dorm  und New York sich etwa gleich gut ziert, wie meine Trekking Hose und Camaro fahren – also muss ein 4 Stern Hotel her: 3 Minuten vom Times Square entfernt, im 26igsten Stock – Big Apple, wir sind so was von ready für dich!
Dagi@Monopoly
Lucy, das Gadget von Atlantic City

Per Metro geht‘s am 29.09.11 zuerst zur Brooklyn Bridge (einmalige Aussicht auf die Skyline), danach Besichtigung von Ground Zero (10 Jahre nach 9/11 immer noch ein dumpfes Gefühl) und Financial District&Wall Street (inkl. Occopy Wall Street der Demo gegen die Finanzhaie). Im Anschluss eine Fahrt mit der Staten Island Ferry (Zeit für eine Verschnaufpause in der Sonne) und dann nichts wie ab ins Nightlife im Meatpacking District (nach guter alter Manier: Pacifico Bier im Pastis und teuer Drinks in der Gansevoort Bar, wo wir in Dagi’s Geburtstag hineinfeiern und versnobbte UBSler veräppeln). 
Retro Brooklyn Bridge
Occupy Wall Street
Retro Broadway
!!!Nighlife!!!
Obwohl wir erst um 5Uhr ins Bett gehen, stehen wir am 30.09.11 bereits wieder früh auf der Matte für den Central Park (Sonne, wir lieben dich!), 5th Avenue (einen schicken Schal gekauft, schiebe ich dem Backpacker Leben nun ganz den Riegel), Rockefeller Center (Super Aussicht bei Sonnenuntergang), Kurzer Snack im TGIF (wo Dagi von der Crew ihren wohl coolsten Birthday Song ever erhält), danach ab zur Grand Central Station (Regen, wir kennen dich!) und Times Square (definitiv am eindrücklichsten bei Nacht wenn sich die Neonwerbungen im regennassen Boden spiegeln). Obwohl wir k.o. sind feiern wir Dagi’s Bithday im Nightlife der Metropole! Am 01.10.11 ist unsere erste Destination das Flatrion Building (Kennt ihr nicht? Stichwort “schmales Haus”…ahaaa!) danach gibt’s leckeres Frühstück in good old Bubby’s Pie Company (ein MUST in NYC). Wir schlendern durch Chinatown, Little Italy und SOHO (aus NYC nicht wegzudenken, wie Tick, Trick & Track bei Disney), machen einen kurzen Abstecher ins M&M‘s World (Achtung, die Schokopeanuts aus der Säule sind etwa doppelt so teuer, als am Kiosk). Sushi zum Abendessen (die besten Sushi’s gibt’s anscheinend in New York) und dann sind wir so geschafft, dass wir uns für diesmal dem Nachtleben entsagen.
Spass im Central Park

Neeeeew Yoooork


Catch a Taxi am Times Square
Bumblebee am Times Square
Schon ist der 02.10.11 und ich fahre nach einem kurzen Ich-bin-mit-meinem-Camaro-durch-New-York-City-gefahren-Shooting am Times Square Dagi zum Flughafen, wo sie nur knapp den Flieger zurück in die Schweiz erwischt. Ich derweil sehe mich mit einem anderen Problem konfrontiert: Während unserem New York-Abenteuer ist in meinem Camaro ist ein vergessener Sack geschälter Snack-Karotten verfault und erfüllt nun meinen edlen Kumpanen mit einem widerlichen Gestank. Zeit für eine Generalreinigung: 4 junge Mexikaner geben bei einem Carwash ausserhalb von NYC ihr bestes und blitzen&blanken meinen Bumblebee von innen und aussen, ders nach dieser langen Reise bitternötig hat! Da bin ich nun, der Flashpacker Baer: neu eingekleidet und mit poliertem Camaro!
Vom Backpacker (Ecuador)…
…zum Flashpacker (NYC)

Cheers
Alex
„[Flashpacker] THEY PLAY POOR - The peasant farmers local restaurant was full of flashpackers until they found out there was no wifi or air conditioning“ – Urban Dictionary