[Calgary – Banff – Lake Minnewanka]
Nach etwas mehr als einem Monat zurück in der Heimat, ist es
Zeit für eine kleine Zugabe. Noch mitten im Reisefieber irgendwo in Chile via
Skype und Email geplant, ist am 29.06.12 der Tag gekommen, wo ich zusammen mit
Gebruder Jay als gänzliche Edelbackpacker (mit Rollkoffer und diversem
unnötigem Mist im Gepäck, wie Solarlichter und Lasershow für das richtige Camperfeeling,
oder Haarföhn) erneut in ein Flugzeug steige, mit dem Ziel: Kanada, Eh! Es
steht schon von Anfang an fest; dies werden zwei spitzbübische, amüsante und schweineteure
Abenteuerwochen. Auf dem Plan stehen RV-Campingtour von Calgary zu den nördlich
gelegenen Nationalparks, runter bis zum Glacier Nationalpark in die USA, zurück
nach Calgary ans 100-jährige Stampede Cowboyfestival und dann noch drei Tage
nach Vancouver. Schon beim Buchen unseres Edelweiss Air Fluges geht der Spass
los. Der Flieger geht bis Vancouver mit Stoppover in Calgary und Jay meint:
„Dann steigen wir einfach in Calgary aus!“. „Meinst du wirklich, das geht so
unkompliziert, wie beim Busfahren?“, sage ich. „Irgendwie geht’s bestimmt, und
sonst haben wir noch Plan B, dass wir uns im Flugzeug einfach so daneben
benehmen, dass sie uns in Calgary rausschmeissen…“, lacht Jay durch das Skype
und prompt endet unsere Buchung in einem chaotischen hin-, her- und umgebuche.
Plan A geht aber doch noch auf und der Business-Flug ist sogar noch günstiger,
als (der ohnehin schon teure) Economy-Platz, was dem Edelbackpacking mit
Gourmetmenus, Champagner- und Weingelage, bequemem Sitz und rosenduftendem
Facial-Mist Spray noch einen drauf gibt. Nicht zu vergessen sind unsere Koffer,
die bereits schon beim Hinflug offensichtlich auf Übergewicht hindeuten (Jay ist
1kg unter dem Maximum, Crest 2.1kg].
In Calgary (dank
Zeitverschiebung ist es erst Freitagvormittag) fahren wir mit unseren
prollig-prallen Rollkoffern im sauberen, zentral gelegenen „HI Calgary City
Centre Hostel“ ein, sind geblendet von der Sonne und werden beim Hotdog kaufen bereits
zum ersten Mal fast übers Ohr gehauen. Trotz Jetlag merke ich aber den
Schwindel und korrigiere den genannten Preis korrekt nach unten. Um uns wach zu
halten, steuert Jay schon zu den ersten Krimskrams-Touristen-Souvenirläden, was
wir während diesen Ferien noch zu Genüge (fast wie eine neue Trendsportart)
betreiben werden. Am Abend treffen wir Gerda, meine Cousine die in Calgary lebt,
zum Dinner und anschliessendem Walmart-Shopping, wo wir uns für die ersten
Campingtage mit Food und Krimskrams-Gadgets eindecken. Völlig müde vom 24h+
langen und erlebnisreichen Tag, fallen wir ins Bett und stören uns nicht mal
gross daran, dass es vor (Baustellenlärm bis 23 Uhr) und im Zimmer (laute Gäste
die ganze Nacht durch) nervig Laut ist. Der Jetlag ist stärker…
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Rollkoffer
Edelbackpacking |
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Cousinentreffen
vor Lieblingsmall |
Calgary, die drittgrösste
und am schnellsten wachsende Stadt Kanadas (1.1 Mio Einwohner) ist eine moderne
redneck-Präriestadt mit seriösen Businessallüren, Grossstadtcowboys in
Pickup-Trucks und Sauberem Stadt- und Nachtleben mit Sprungbrett in umliegende
Nationalparks. Die lokale Strassenbahn ist im Stadtzentrum gratis. Wir müssen
am 30.06.12 jedoch ins ticketpflichtige Aussenquartier, um unser Recreation
Vehicle (kurz RV) abzuholen. Da die Strassenbahn gerade kommt, begeben wir uns
als Schwarzfahrer in die Grauzone und legen uns bereits Aussagen für die
nichtwissende Touristenmasche zurecht, falls wir erwischt würden. Unterwegs
merken wir, dass wir unsere Einkaufstüten im Kühlschrank im Hostel vergessen
haben. Darum nehmen wir bei der nächsten Station die Bahn zurück und lösen aus
unerklärlichen Gründen ein Ticket (deswegen verpassen wir sogar eine Bahn). Just,
als wir zurück aufs Perron kommen, laufen wir zwei Bahnpolizisten in die Arme,
die uns prompt nach dem gottseidank gelösten Ticket fragen. Schwein gehabt,
diesen Kontrolleuren hätten wir überall begegnen können. Als sie uns fragen
„Where do you come from“, sind wir im ersten Moment beide etwas überfordert,
denn wir denken, sie fragen uns wie wir zu dieser Station gekommen sind und
durchschauen, dass wir das Ticket erst gelöst haben. Daher geben wir anfänglich
etwas verstörte Antworten und retten die Situation mit einem gekonnten
Themawechsel. Schlussendlich sind sie aber so freundlich und hilfsbereit
(voilà, hier ist man eben noch „Freund und Helfer“), dass sie für uns sogar
noch per Funk mit der Zentrale abchecken, welchen Bus wir nehmen müssen. Nicht
alle kommen so glimpflich davon, wie wir. Auf dem Rückweg sehen wir, wie sie
einen Schwarzfahrer stellen. Bei unserem RV-Vermieter CanaDream werden wir von
der putzigen Heidi freundlich empfangen und eingeführt, ins Camperleben.
Gekonnt schwätzt sie uns noch diverse Zusatzversicherungen (Glasbruch der
Frontscheibe, Schlüssel im Camper einschliessen und – ganz geil – die All
inclusive Reinigung bei Abgabe) auf, bevor wir Richtung Banff losbrausen.
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Wortwörtlich: Schwarzfahrer |
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6
Platz-Penthouse auf Räder für 2 :-) |
Der erste Schock
trifft uns, als wir unseren Penthouse-Cruiser volltanken. Das Benzin hier ist
zwar entschieden günstiger, als in der Schweiz. Nichtsdestotrotz, als die Zapfsäule
$ 200 anzeigt, schauen wir besorgt unter’s Auto, ob der Tank vielleicht ein
Loch hat. Tja, wirklich ökonomisch ist unser mobiles Hotel ja nicht, mit einem
Verbrauch von ca. 30lt/100km. Uns stehen noch 3000km bevor – das werden teure
Ferien! Noch bevor wir im 130km entfernten Banff ankommen, kommt der zweite
Schauder. Schon von Anfang riechen wir immer wieder einen merkwürdiger Geruch
in der Führerkabine. Vielleicht ein verstecktes, angefaultes Fischstäbchen vom
Vormieter werweissen wir. Plötzlich finden wir jedoch heraus, dass dies austretendes
Gas vom undichten Ventil ist. Dies wäre zusammen mit den Benzindämpfen beim
Tanken irgend wann zum hochexplosiven Gemisch geworden (einmal nämlich hat ein
Tankstellenbesitzer seelenruhig ca. 2m neben uns geraucht, während wir vollgetankt
haben). Den Defekt behoben, kommt bereits das dritte Problem: In Banff sind
alle Campingplätze wegen dem verlängerten Nationaltag-Wochenende in Kanada
restlos ausgebucht. Als unerfahrene RV-Camper trauen wir uns noch nicht, einfach
am Strassenrand zu schlafen. Schlussendlich können wir unser Mobil aber bei
einem Campground an die Strasse stellen. Der letzte Schock für diesen Tag kommt
an der Kasse beim Einkaufen: Obwohl wir kleinlichst Preise verglichen, nur
wenig unnötige Dinge (der Elias-Bärenhonig musste einfach sein) und so günstig,
wie möglich eingekauft haben, zeigt das Total $ 196. Naja egal, das werden eh teure ferien.:-) Während
Jay im Camper noch Pasta kocht, bin ich in meinem Suitenzimmer schon im Jetlag-Tiefschlaf.
Obwohl uns die
Touristeninformation in Banff schlechtes Wetter prognostiziert hat, können wir
am 01.07.12 das Frühstück in der Sonne geniessen und beim anschliessenden Verdauungsspaziergang
sehen wir eine Herde elchartiger Hirschkühe beim Weiden im Tann. Der Banff-er
Nationalpark liegt inmitten einer saftig grünen Landschaft mit schneebedeckten
Bergspitzen, wilden Gletscherbächen und bilderbuchartigen Aussichten. Eine Gegend,
um den inneren Frieden zu kultivieren. Die Idylle wird mir aber jäh zerstört,
als ich 1-877-RESERVE auf dem Buschtelefon im Campground wähle, um beim
Kanadischen Campingplatz-Reservations-Service meine Wünsche für übermorgen in
Lake Louise zu äussern. Als hätte ich 1-877-RETARDED gewählt, stellt sich das
Telefonat als oberkompliziert heraus und ich vergeude mindestens 15 Minuten damit,
dass mir irgendwelche Terms & Conditions herunter gelallt werden. Der
Scenic Drive zum Lake Minnewanka enthüllt uns nebst wunderschöner Landschaft
viele indische Touristen, bietet am Two Jack Lake die ideale Kulisse für einen
Nacho-Schmaus (unsere Küche haben wir ja immer dabei…) und ein entspanntes „Pfüsi“
danach (…das Bett ebenso!). Wir sind uns einig: RV-Campingferien bieten höchste
Lebensqualität!
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Good
morning guys.. |
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How
do you like our sunshine? |
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Tea
n’Chill |
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Scenic
drive |
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Schnappschuss.. |
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..beim Einkaufen +.. |
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@Two
Jack Lake |
Zu den fünf einmaligen
Festen in Kanada gehört der Canada Day, der am 1. Juli (sinngemäss des 1.
Augustes zuhause) zur Gründung von Kanada gefeiert wird – halt einfach noch
etwas amerikanisch-inszenierter. So findet auch im gemütlichen, atmosphärischen
Rocky-Mountain Städtchen Banff-Town eine grosse Parade mit unzähligen Kanadafähnchen,
fröhlichen Leuten, BBQs, Feuerwerk und what have you statt. Zur richtigen Zeit
für den Canada Day sind wir im Lande, aber nicht Rechtzeitig zurück im
Städtchen für die verheissungsvoll klingende „Steve Harmer’s Motivational Magic
Show“ und „Banff’s Stupid Pet Tricks“, die im Nachmittagsprogramm stehen.
Endlich einen Parkplatz für unser 9m langes Mobile Home gefunden (nein Jay, die
Äste haben das Dach nicht zerkratzt), stellen wir fest, dass unser Abwassersystem
tropft und eine blaue Spur (von den ja nicht mit nassen Händen anzufassenden
Regenerationssteinen für’s Klo) hinter uns zurück lässt. Ein Blick ins Handbuch
verrät, dass wir zurück auf den Campingplatz zum Ablassen aka „dumpen“ müssen. Wir
finden heraus, dass unsere Heidi – wie beim Gashahn – wohl nicht richtig
zugemacht hat. Wahrscheinlich wollte sie, so interpretieren wir, dass wir sie zum
troubleshooten unterwegs des Öfteren anrufen. Wieder zurück in der Stadt finden
wir zwei Glückspilze einen nahen Parkplatz und sind rechtzeitig zur recht
patriotischen, rot-weiss gefärbten Parade mit vielen Fahnenschwingern und
Kanadaguggen am Start.
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Happy.. |
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..Canada.. |
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..Day! |
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Schaumparty-Wagen |
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Heute
sind alle Kanada |
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Erst
das „dumpen“.. |
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..dann
das Vergnügen* |
Unsere anschliessende
Chrömlitour führt uns durch unzählige (mindestens 15) Souvenirshops und Jay
sagt jedes Mal: „Das war jetzt das letzte, was ich mir gekauft habe“. 9 T
Shirts, 2 Pulli, 2 Totempfähle als Deko fürs Auto, 2 Cowboyhüte, 2 indianische Traumfänger,
Aufnähflagge, Bärengadgets, Kühlschrankmagnet… einfacher wärs zu beschreiben,
was wir nicht gekauft haben: Das lächerliche Ganzkörperpijama mit Elch am
Arsch, eins der unzähligen T-Shirts mit lahmen Sprüchen drauf („Born to Golf,
Forced to Work“),… Mit 1000 Taschen und Tüten zurück in unserem mobilen Palast,
macht sich die erste Vorahnung von Übergewicht im Koffer bemerkbar. Wir einigen
uns darauf, von nun an weniger einzukaufen, wissen aber im Vornherein, dass wir
dies eh nicht einhalten. Der krönende Abschluss des Tages nach einem leckeren
selbstgekochten Abendessen in unserer mobilen Küche, ist das Feuerwerk mit
aaaah ooooh-Effekt und ein Gutenachttee auf unserem Campingplatz.
„Als Camper wollen wir
möglichst umweltschonend unterwegs sein und kaufen daher wiederverwendbare
Plastiktüten fürs Einkaufen. Natürlich haben wir diese immer vergessen
mitzunehmen beim Einkaufen. Als Alex endlich mal daran gedacht hat, passiert
folgende Szene im Supermarkt:
Crest packt an der Kasse die Sachen in die Ökotüte.
Jay sagt: Crest, klaust du noch ein paar Einwegplastiktüten, die wir als
Mülltüten verwenden können.“
Cheers
Alex
* Für die, dies
bemerkt haben: Auch unsere Fotos werden mal gecrashed.:-)
Hey Alex,
AntwortenLöschenich habe gerade deinen (oder euren?) Blog entdeckt und bin begeistert! Eure Fotos sind super und die Beiträge sowieso, sehr witzig und spaßig zu lesen, ich hatte große Freude dabei und würde am liebsten meine Koffer packen, um es euch gleich zu tun! Ich will nämlich auch sehr bald mit einem Camper durch Kanada und kann es kaum erwarten! Deshalb suche ich schon lange im Netz nach coolen Blogs, Infos über Kanada, mögliche Routen, etc.! Dabei habe ich z.B. folgenden Blog gefunden: http://www.wohnmobil-mieten-kanada.de . War für mich sehr hilfreich, ich habe ein paar Dinge gefunden, die ich noch nicht wusste!
Auch bei dir habe ich ein paar Infos gefunden, die mir sicher noch helfen werden. (ich habe mir notiert: niemals das Dumpen vergessen!)
Also macht weiter so,
LG, Jenny
@Jenny: Danke für dein Feedback. Hat mich sehr gefreut, dass du meinen Blog magst! Meine grosse Reise ist leider zu Ende.. ich bin wieder zrück im Alltag. Zwar auch grad wieder am Reisen - aber geschäftlich ist halt doch etwas anders.:-)
AntwortenLöschenViel Spass auf deiner geplanten Reise.
Cheers
Alex