Donnerstag, 17. November 2011

Holbox – Baer geht Pleite im Paradies

[Cancún 1 – Holbox]
Einmal mehr dreht mein Rucksack durchnässt seine Runden auf dem Laufband, als ich am 01.11.11 in Cancún lande. Den Regen habe ich aus Miami grad mitgebracht, doch bald verziehen sich die Wolken, als ich mit dem Sammeltaxi an den unzähligen Hotelkomplexen an der Zone Hotelera vorbeifahre, die auf die nächste Touristenwelle (oder spätestens auf Springbreak) warten. Für zwei Nächte checke ich in der Altstadt von Cancún im etwas chaotischen, aber herzlichen Hostel Ka’beh ein, wo die Übernachtung im Dorm nicht mal 10 USD kostet. Der junge Hostelbesitzer empfiehlt mir wärmstens die Insel Holbox (sprich: Holbosch), denn ich erzähle ihm, dass ich ein paar entspannte Tage an einem ruhigen Plätzchen verbringen will. Genau dort will ich hin! Am Abend des 02.11.11 chille ich mit Julia aus Deutschland bei einem erfrischenden Pacifico Bier am Parque Las Palapas, wo wir das bunte Treiben des Festes „Día de los Muertos“ beobachten. Offensichtlich fürchtet man sich hier in Mexiko nicht vor dem Tod, sondern begegnet ihm mit einer gewissen Ironie, denn der Tod wird als allgegenwärtiger Teil des Lebens betrachtet.
Ein etwa 3,5h Bustrip bringt mich am Mittag des 03.11.11 raus aus der grossen Stadt, vorbei an grünen… ich schlafe ein… und wache zum Glück just auf, als der Bus um einen Kreisel fährt, wo „Welcome to Chiquila“ steht. Hier muss ich raus, um die Fähre nach Holbox zu nehmen! Schnell krame ich meine Sachen zusammen und stampfe zum Pier. Nach 30 Minütiger Fahrt mit raunenden Dieselmotoren in der wunderschönen Spätnachmittagssonne komme ich im Paradies an…
Welcome to Holbox…
…a tranquil peace of heaven
In Holbox gibt es keine geteerten Strassen und fast ausschliesslich Golfwagen, die als Taxi, Goods carrier und Insel-Cruisemobile fungieren. Bei meiner Ankunft sind die Strassen übersäht von grossen Wasserpfützen, die von starkem Regen zeugen – gutes Timing, denn knapp habe ich die Hurricane Evakuation vor ein paar Tagen verpasst. Das verschlafene, bunte Dörfchen mit schnüsigen Hotels, kleinen Tante Emma Läden, schmucken Boutiquen, einladenden Cafés und Restaurants versinkt in der Abendsonne, während ich von einer teilzeit Taxichauffeuse zum Tribu Hostel chauffiert werde. Freundlich werde ich von der Besitzerin Mia empfangen und leiste mir ein Einzelzimmer mit grossem Bett, eigenem Bad und Balkon. Aber die Backpackercommunity trifft sich auf der runden Terrasse neben der Küche…Da sind unter anderem die Langzeitgäste, Teilzeitaussteiger oder Kurzurlauber Jenny aus den USA, Marco aus Holland, Camila aus Schweden, Marc aus UK und Ariel aus Argentinien, Sabine aus der Schweiz, sowie ein Kitesurfer Pärchen und der Hostel Hund Mango, der am Strand jeweils die T-Shirts der badenden (nicht nur) Hostelgäste einsammelt und zum Hostel zurück bringt. Das farbenfrohe Hostel ist wundervoll, sauber und eine Minute vom Strand und fünf Minuten vom Dorfkern entfernt. Hier bin ich, um wiedermal Ferien von den Ferien zu nehmen.:-) Ohne viel zu unternehmen bleibe ich sage und schreibe zwei Wochen bis zum 17.11.11 auf der ruhigen, verchillten Insel Holbox. Fern von jedem Zeitgefühl, Parties, chaotischen, versmogten Städten, sightseeing und sonstigen Verpflichtungen (von denen ich als Backpacker ja ohnehin wenige habe). Die Zeit des süssen Nichtstuns vergeht wie im Flug…
„Geschäftiges“ Treiben am Morgen
Onkel „Emma“ wartet auf Kundschaft

Holbox Chillt…


…badet…


…und fischt!

Mein Zuhause im Paradies
Mein Designer-Stuhl am Strand
Am ersten Abend auf der Insel werde ich als Empfang gerade mal von 35 Mücken an meinen beiden Füssen gestochen. Die Mistviecher sind überall! Es sind wohl gemerkt nur weibliche Moskitos, die einen stechen…die männlichen ernähren sich von Blumen – auch in real life sind wir Männer ja meist mit weniger zufrieden.:-) Anyway…von da an bade ich clever täglich im Anti Brumm, was mich davor rettet nochmals lebendig aufgefressen zu werden. À propos auffressen:
Zusammen mit Camilla mieten  wir zwei Drahtesel, um auf die andere, unbewohnte Seite der Insel zu fahren, respektive bis zum Fluss, der die beiden Inselteile trennt. Unterwegs kaufen wir noch Moskitoschutz und wir werden von der Verkäuferin hingewiesen auf all die Gefahren von Mücken (nicht umsonst nennt man den Teil der Insel „punto mosquito“), scharfen Muschelkanten, Fischen, die einen elektrisieren, wenn man drauf tritt und anderen gefährlichen Gruselviecher; wobei wir sprachbedingt den Kontext nicht immer verstehen. Indiana Jones-mässig waten wir durch das seichte Meer auf der Sandbank weiter aussen im Meer, wo eine Flamingokolonie herumstolziert, um die andere Seite zu erreichen (den Fluss kann man nicht überqueren). Ein wundervoller, friedlicher Strand mit unzähligen grossen Muscheln, Seesternen und riesen Seeschneckenhäuser heisst uns willkommen. Die angenehme Brise hält Moskitos und die Hize fern. Als wir zurück ins Hostel kommen, erfahren wir, dass auf diesem Teil der Insel Krokodile leben. Das war dann in diesem Fall der Teil der Warnung, den wir nicht verstanden haben. Wieder mal Glück gehabt!:-)
Erkunden der Insel
Das Wandern ist des Flamingos Lust?
Verchillter Kumpel
Verchillter Strand-mit Krokodil im Wasser?

Die Hauptattraktion von Holbox ist der Strand, wo ich Spaziergänge im glitzernd weissen Sand unternehme, entspannt ein Buch lese (über Quantenphysik, da ich mein Hirnzellen wiedermal etwas herausfordern muss) oder ins erfrischende Meer eintauche. Am Morgen brauche ich den Wecker nicht zu stellen, denn ich wache meistens mit dem Tageslicht um 6 Uhr auf und beginne dann den Tag mit einer Joggingrunde, solange es noch nicht zu heiss ist. Das Abendprogramm besteht jeweils aus einem atemberaubenden Sonnenuntergang – Quality Time für stille Gedanken oder SPA für die Seele. Anschliessend koche ich entweder in der Hostelküche ein einfaches Essen oder gehe mit den Leuten aus dem Hostel in unser Favoriten-Restaurant „La Sirenita“. Hier gibt’s für ungerechnet ca. 0.7 CHF pro Häppchen leckere tacos, soupes oder tortas (sandwiches). Anders als bei den viel, viel teureren Touristenfallen isst man hier halt aus (mehr oder weniger sauber gespülten) Plastiktellern und gibt sich mit einem minimalen Interior zufrieden (einem etwas heruntergekommenen Altar und ein TV, der herzzerreissende Soaps spielt, die ständig durch irgendwelche spanischen Werbungen unterbrochen werden). Aber wer braucht denn schon Luxus, wenn man bereits im Paradies is(s)t? So brauche ich wenig Geld und realisiere erst, als ich noch 200 Pesos (ca. 13 CHF) habe, dass der eizig funktionierende Bankomat hier weder meine Postcard, noch meine Kreditkarten akzeptiert (in Holbox gibt’s drei Bankomaten: Zwei davon zeigen anscheinend schon seit Wochen irgendwelche Errors und der dritte boykotiert meine Karten). Na toll! Das Hostel, indem es keine Möglichkeit für Kreditkartenzahlung gibt, ist noch nicht bezahlt und irgendwie muss ich auch wieder von der Insel kommen. Überglücklich finde ich 500 Pesos in den Taschen meiner Hose, als ich sie waschen will. Das bringt mich wenigstens durch die nächsten Tage. Zur Feier des Tages leiste mir frisches, warmes Brot aus der Bäckerei und dazu ein eiskaltes Goggi. Herrlich! Die Hostelrechnung kann ich schlussendlich via meinem Dad mit einer Banküberweisung begleichen  und mir – ganz im Sinne der Leitsätze der VBZ: „Ich bin auch eine Bank“ – vom Hostel noch 500 Pesos in Cash auszahlen lassen. Knapp bin dem Pleitegeier entkommen…
Baer in Paradise!
Perfekter Sonnenuntergang…
…aber achtung: Moskitoalarm!
Perfektes Dinner

Und weils so schön ist nochmals:-)
Als die Strände vom vielen Seegras gereinigt werden, bemerkt man, dass die Touristensaison so langsam anrollt. Auch das Dörfchen wacht aus seinem Dornröschenschlaf auf, als immer mehr Touristen eintreffen und die Baren ihre Musik lauter aufdrehen. Im Dezember beginnt auf Holbosch die Hochsaison. Am 17.11.11 ist meine Regenerationsphase abgeschlossen und ich bin ready für die Maya Tempel, Grossstadtrummel und bestimmt auch wieder etwas Party.;-) 04.00 zeigt die Uhr, als der Wecker klingelt, um die 5 Uhr Fähre aufs Festland zu erwischen. Die Morgenluft ist noch immer schwül. Gemeinsam mit zwei anderen aus dem Guesthouse machen wir uns auf in die Dunkelheit, Richtung Hafen…
“Silence has nothing to do with being quiet. It’s being quiet in the jaws of noise. Only one thing going on! Everything! Many faces, one body. Infinite is its reach. So very, very big it can afford to be very, very small, with nothing lost.“ – Robert Yanasak
Cheers
Alex

2 Kommentare:

  1. Hey Bär, wenn in D.F. bist, melde dich:

    philipp.baumann@mx.ey.com, +41 79 220 1678 (CH-EY Nummer funktioniert noch, ansonsten 5549344073

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  2. @Philipp: Selbstverständlich... bi über es verlängerets Weekend döt... zieh di warm a.:-)

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