[Puno/Lake
Titicaca]
10 Monate
oder 307 Tage bin ich bereits unterwegs, als ich am 22.02.12 mit Chih Chan den
Bus von Cuzco nach Puno nehme. Mittlerweile habe ich 10 Länder bereist, über 10‘000
Fotos geschossen und unzählige neue Freundschaften auf der ganzen Welt geknüpft.
Zur Feier des Tages gibt’s für euch ein weiteres Blog Update…
Sieben
Stunden sollte die Fahrt dauern, doch an
einem Ort bleibt der Bus für längere Zeit stehen und als wir im Kriechgang
weiterschleichen riecht es nach verbranntem Gummi. Chih Chan meint etwas
nervös: „I know this smell… it’s not good!“. Als er in Panama unterwegs war,
hatte sein Bus mitten auf der Strecke eine Panne. In einer mühsamen Aktion via
Autostopp und Kollektiv-Lokal-Bus ist er weitergereist und mit grosser
Verspätung am Zielort angekommen. Bei uns sieht’s zum Glück besser aus: Wir
erreichen Puno – wenn auch erst nach etwa 8.5h – aber ohne Panne und checken im
Point Hostel ein. Am nächsten Tag besichtigen wir die Stadt. Da noch immer der
Karneval im Gange ist, werden wir mit bunten Tanzaufführungen und
Rasierschaumspray belohnt. Puno ist ein „kleines“, 118‘000-Einwohner grosses
Städtchen am Ufer des tiefblauen Titicaca-Sees im Süden von Peru. Nebst dem,
dass es hier recht touristisch ist (horrende Essenspreise), bieten die engen (teils
etwas klaustrophobisch wirkenden) Gässchen und die farbenfroh gekleideten
lokalen Frauen mit ihren Filzhüten (die übrigens etwas gegen Touristenkameras
haben) nicht viel Neuartiges.
|
Hinterrücks
geknipst |
|
Cuy,
sweet Cuy-landet oftmals aufm Teller in Peru |
|
Ausser
Atem auf Huajsapata |
|
Feiern
bis in die Nacht |
Unsere am
24.02.12 gebuchte Tagestour zu den Floating Islands und Isla Taquile entpuppt
sich als reinste Kaffeefahrt, wie die beiden Deutschen Mädels Anne und Anna,
die ebenfalls mit von der Partie sind, zielgerecht feststellen. Laut Wikipedia
ist eine Kaffeefahrt die verschleiernde Bezeichnung für eine organisierte Fahrt
mit dem Bus oder Schiff mit angeschlossener Verkaufsveranstaltung. Teilnehmer
sind typischerweise Rentner, die das Angebot einer scheinbar billigen
Ausflugsfahrt mit Kaffee und Kuchen (daher der Name) oder einem Mittagessen
nutzen. So tuckern wir rentnermässig per Boot, das in jeder Hinsicht einem
Touristencar ähnelt (Carsitze, Steuerrad und gefüllt mit kamerabestückten
Touristen), zu den schwimmenden Inseln. Diese sind gekonnt von den
Uros-Einwohnern aus Totora-Schilf geflochten. Ursprünglich geschafften, um sich
von kriegerischen Inkas zu schützen, sind sie heute primäres Ziel für
Touristen. Der Touristenschwarm wird auf die verschiedenen Floating Islands
verteilt, wo uns die Funktion der schwimmenden Inseln und die Lebensweise deren
Bewohnern näher gebracht wird. Selbstverständlich werden uns die
unbrauchbarsten Handycraft Souvenire feilgeboten und so clever vermarket, dass
es schwer ist, hart zu bleiben. Die „Mercedes Benz“ Drachenbootfahrt zur
nächsten Insel, mit dem ebenfalls aus Schilf kunstvoll gefertigten
Doppelstöcker-Schiff, wird uns regelrecht aufgedrängt (für schlappe 10 Soles „Zustupf
an den Kapitän“). Ein paar von uns sind aber clever und wir steigen ins
reguläre Tourboot ein. Die Überfahrt dauert 3.5 Minuten und auf der anderen
Seite erwarten uns weitere fein säuberlich präsentierte Souvenire, sowie ein
überpreistes Frühschoppen-Bier-Angebot und irgendwelche frittierten Snacks.
|
Idyllische
Floating Islands… |
|
…bis
die Souvenirstände aufgebaut sind |
|
Unter
die Uros gegangen |
|
Drachen
vs. Baer |
Da unsere
Reisegruppe aber nicht so wirklich in Kauflaune ist, wird die Fahrt zur Isla
Taquile bald fortgesetzt. Die Überfahrt dauert 2.5h und ist von Regenfall
geprägt. Doch alsdann wir an der Insel anlegen scheint – wie bestellt – die
Sonne. Auch hier wird die Touristenherde clever aufgeteilt, um das rurale
Feeling der Insel nicht zu zerstören. Taquile ist etwa 5.5km lang und 1.6km
breit und das Zuhause von etwa 1700 quechuasprachigen Einwohnern, die
verschiedene altgebackene Traditionen aufrecht erhalten. Die Männer tragen je
nach Familienstand unterschiedliche Kappen. So verrät eine rote Kappe, dass der
Mann verheiratet ist und rot-weiss heisst Single; kein Wunder zählt Swissdate
hier nicht zu der erfolgreichsten TV-Sendung. Nach einem kurzen Spaziergang
erreichen wir den Innenhof einer Siedlung, wo der Tisch für das Mittagessen
bereits gedeckt ist. Der Guide erklärt uns die lokalen Traditionen, dann wird
uns das Mittagessen feil geboten. Chih Chan, Anna, Anne und ich setzen uns aber
ins frische Gras, von Blumen umgeben und essen unseren clever vorbereiteten
Lunch. Gestärkt watscheln wir mit etwa 20 anderen Touristen zum Plaza de Armas.
Unterwegs sehen wir weitere Touristengrüppchen durch die Gegend wandern und wir
werden von diversen bunten und betrunkenen Karnevalsgesellschaften mit
monotoner Guggenmusik und Tanz begleitet. Bis heute wissen wir nicht, ob dies
nur für die Touristen inszeniert wird, oder wir aufgrund der Karnevalszeit
einfach Glück hatten. Selbstverständlich lauern unterwegs diverse Souvenirsbuden
und Handycraft-Stände, um weichherzigen Touristen das Geld aus der Tasche zu
ziehen. Wir begnügen uns aber am Sonnenschein, der Aussicht, dem bunten Karnevalsfolk
und dem selbstverständlich mitgebrachten Rum+Coke, der auf knapp 4000 m.ü.M
ordentlich einschenkt.
|
Isla
Taquile, unberührt… |
|
…und
mit blöden Touristen |
|
Bunter
Karneval |
|
Sorry,
Mädels: Verheiratet |
|
Passend:Vor
Souvenirbude |
Die
langwierige Rückfahrt überbrücke ich mit Hörbuch und Powernap und gehe
anschliessend noch im kühlen Abend am Titicacasee (auf 3830m Höhe) Joggen. Beim
gemeinsamen Farewell-Abendessen in einer Rock-Bar schmieden wir Pläne für eine
Reunion in Berlin und ich trinke meinen ersten Peru Libre (Cuba Libre mit Inka
Cola).
|
Farewelldinner |
|
On the road nach La Paz |
Nachdem ich
mit Chih Chan während einer Woche viel erlebt und an exquisiten Orten den einen
oder anderen Rum+Coke getrunken habe, gehen wir 25.02.12 getrennte Wege.
Während ich meine Reise via Copacabana und La Paz (Bolivien), Richtung Buenos
Aires (Argentinien) fortsetze, nimmt Chih Chan den Bus nach Arequipa. Eigentlich
wollte ich noch die Bolivianische Seite des Titicaca-Sees besuchen, doch als
mir beim Grenzübergang beim Aussteigen aus dem Bus der Träger meines kleinen
Rucksacks reisst (den ich notabene erst vor 2 Wochen in Costa Rica gekauft
habe), beschliesse ich direkt nach La Paz weiterzufahren, um mir dort einen
neuen zu erwerben. Die 15h lange Fahrt führt mich durch eine wundervolle
Landschaft, vorbei an bravem Bauernvolk inmitten hoher Berge, tiefer Seen,
blauen Wäldern, grünen Matten und friedlich wiehernden Kuhherden…
|
Kommt,
und wagt… |
|
…den
Karnevalstanz! |
The real
voyage of discovery consists not in seeking new landscapes but in having new
eyes.” -Marcel Proust
Cheers
Alex
...friedlich wiehernden kuhherden - geenau ;) sehr geil!!
AntwortenLöschenCheers, tatj
@Tatj: Ha dänkt die Hommage muesi mal no mache!:-p XOX
AntwortenLöschen