Donnerstag, 8. März 2012

Abenteuer Machu Picchu


[Cuzco – Machu Picchu]

Nach 5 Tagen Oase wartet am 18.02.12 eine neue Episode auf mich: Machu Picchu, die Geheimstätte der Inkas. Um dort hin zu gelangen nehme ich einen Bus nach Cuzco. Da dieser erst am späteren Nachmittag fährt, will ich vor dem Auschecken im chilligen Carola del Sur Hostel noch ein letztes Mal auf die Sanddünen kraxeln. Also mache ich mich nach 10 Uhr auf den Weg. Es ist noch nicht zu heiss und ich überlege mir, ob ich nur barfuss gehen soll, denn das Erklimmen der Sandberge geht mit Flip Flops nicht wirklich gut. Glücklicherweise packe ich sie dann doch auf den Rucksack, denn nachdem ich die Aussicht auf die endlose Wüstenlandschaft und die grüne Oase nochmals genossen habe, zeigt die Uhr schon gegen Mittag und der von der Sonne aufgeheizte Sand gleicht einer Herdplatte. Im heissen-Kohletanz-ähnlichem Laufschritt renne ich zuerst barfuss die Düne herunter, bis es zu heiss wird und ich die Flip Flops montiere und gelegentlich mit meinem mitgebrachten Wasser die Füsse benetze. Leider nützen beide Massnahmen sehr wenig und der höllisch heisse Sand brennt an meinen Füssen und Fusssohlen, so dass ich schreien könnte. Noch Stunden nachher glühen die Füsse nach (und auch jetzt wo ich die Zeilen schreibe, meine ich eine Resthitze zu verspüren). Im Bus (der übrigens WiFi hat) lerne ich Chih Chan kennen, ein Backpacker aus Taiwan, mit dem ich noch viel Spass haben werde…
Zu Ehren von Tupac :-)
Zu Ehren von David ;-)
Der Bus bringt mich von Ica (406 m.ü.M.) nach Cuzco (3416 m.ü.M.) durch die zuerst trockene, grassteppenartige Pampa, vorbei an kleinen Dörfchen und windet sich immer höher in die anfangs noch stark bewaldeten Berge, die aber immer karger werden, je höher wir ansteigen. Die Höhe kriege ich auch anders zu spüren: Während ich im Bus „Schlafe“ habe ich ein paarmal das Gefühl, dass meine Atmung aussetzt und ich keine Luft mehr bekomme. Ich wache auf und erst nach einem tiefen, bewussten Atemzug normalisiert sich die Situation wieder. Ansonsten bin ich schnell akklimatisiert, ausser dass ich von der angenehmen Wüstensonne in den nasskalten Bergen gelandet bin. Im Point Hostel eingecheckt, besichtige ich am 19.02.12 zusammen mit Chih Chan die Stadt, wo der bunte Karneval voll im Gange ist. Ein Riesenhit scheint die rasierschaumartige Substanz aus der Spraydose zu sein, mit der sich die Kids regelrechte Schlachten liefern…
Schlacht der Titanen…
…Chih Chan hats voll getroffen
Das Meerschweinchen bei Hatunrumiyoc 
Aussichtspunkt hoch oben von Cuzco
Pictures of..
..the moment..
..in Cuzco
Vom graziösen Machu Picchu habe ich von diversen Reisenden schon viel Verwirrendes gehört… Inca Trail pro und kontra, es ist schwierig ein Ticket zu bekommen, wegen dem gegenwärtigen Regen nicht möglich, unbedingt frühmorgens ein Ticket für Huayna Picchu ergattern, etc… So beschliessen wir bei einem lokalen Reisebüro Klarheit einzuholen und unseren Trip zu buchen. So weit so gut – doch der Agent der Agency verwirrt uns noch mehr, so dass wir schnellstmöglich das Weite suchen und unser Glück bei einem zweiten Reisebüro versuchen. „Everything is possible“, sagt uns Fidel und organisiert für uns der perfekte Trip für den kommenden Tag. Etwas Glück hatten wir, da zwei Touristen ihre Tour annulliert haben und wir von ihrem Ticket auf den Huayna Picchu profitieren konnten (seit 2012 muss man dieses Ticket nämlich vorreservieren). Die Frage des touristischen 5-tägigen Inka Trails erübrigt sich, da dieser im Februar sowieso geschlossen hat.

Unser Abenteuer zur gut versteckten Inka-Städte, welche erst vor 100 Jahren entdeckt wurde, beginnt am 20.02.12, wo wir zuerst mit dem Bus 2h von Cuzco nach Ollantaytambo fahren und von dort den – zugegeben „etwas“ touristischen – 2h-Zug nach Aguas Calientes nehmen. Dort ist bereits unser Hotel „Sayacamarca“ reserviert und wir bereiten uns für den morgigen Trip zum Machu Picchu vor, indem wir Proviant und Rum einkaufen. Anstatt beizeiten schlafen zu gehen, zelebrieren wir im Hotel eine kleine Rum-pre-Party mit vier Chilenen, die ebenfalls in unserer Reisegruppe sind.
Flirtender Tourist in Ollantaytambo
Pre-Party vor dem grossen Aufstieg
 Neben dem Hotel rauscht ein tosender Fluss, der uns das Gefühl gibt wir nächtigen direkt unter dem Rheinfall und so können wir von Glück reden, dass Chih Chan seinen Wecker hört (mein Backup-Handywecker ist wegen leerem Akku out of order). Nach dem Frühstück machen wir uns gemeinsam mit den Chilenen auf den Weg in die Dunkelheit zum Tor des Machu Picchus, das um 5 Uhr öffnet. Unzählige Treppen trennen uns vom Plateau auf dem Bergrücken mit seinen misteryösen Inkaruinen. Es ist noch dunkel und leichter Regen setzt ein, als wir mit dem Aufstieg durch den taufrischen Wald mit seinen unzähligen Geräuschen beginnen. Ausser Puste und komplett nassgeschwitzt kommen wir nach ca. 1h oben an und gehen direkt weiter zum Einlass des Huayna Picchus wo wir unter den ersten der total 400 täglich zugelassenen Touristen sind. Beim Schild „Small“ und „Big“ Huayna Picchu werden wir stutzig und entscheiden uns schlussendlich für „Small“, da Chih Chan meint, „Small“ sei besser, da die Aussicht auf die Ruinen „small“ ist, so dass man viel mehr sehen würde. Eilig erklimmen wir den Berg, da sich der Morgennebel verzieht, um so top-shots ohne Touristen im Hintergrund zu erhalten. Der Aufstieg beinhaltet schmale Pfade neben schroffen Felsklippen und Seile, wo man sich eine steile Felswand hochziehen muss. Just, als wir oben sind, drückt die Sonne den Nebel weg und gibt eine wundervolle Sicht auf die Ruinen und die umliegenden Täler frei. Wir stossen Mit Rum und Coke resp. Fanta an und feiern den glorreichen Moment. Mit uns ist nur Brett aus den USA auf dem Gipfel – wir fragen uns noch, wo denn die anderen Touristen bleiben? Langsam verzieht sich auch der Nebel hinter uns und enthüllt den mächtigen Huayna Picchu frei – aha… wir stehen also nur auf dem kleinen Pussy Picchu!
Die 6 verstrichenen Bergsteiger am Morgen
Morgengrauen


Spass mit dem Lama
Tataaa… Machu Picchu
Huayna Picchu „le grand“ enthüllt sich
Nichts, wie ran an den Aufstieg zum grossen Berg! Schon etwas angesäuselt müssen wir uns konzentrieren, dass wir beim keinen Fehltritt machen. Die jähen Inka-Treppchen sind zum Teil nur fussbreit und es gibt keine Sicherung… nur klaffender Abgrund. Der Weg führt durch eine schmale Höhle, wo man sich durchzwängen muss (da zu wenig Platz ist, den Rucksack vorhergeschoben) und als Finale steht noch eine klapprige Holzleiter und ein Felsplateau bevor, das man nur auf allen vieren bezwängen kann. Erst mal oben angekommen, geniessen wir die wunderbare, atemberaubende Aussicht auf die terrassenförmige Stadt und das System von Treppen, die winzigen Touristen und die umliegende Landschaft – und stossen mit dem restlichen Rum an. Wenn man so hoch oben steht und auf die um 1450 gebaute Anlage schaut, wird einem irgendwie klar, dass die Spanischen Conquistadores keine Chance hatten, diese zu entdecken. Der Abstieg geht um einiges leichtfüssiger – gottseidank bin ich schwindelfrei (und trinkfest)! Mit müden Beinen erreichen wir die Inkastadt und eine 2h Führung gibt uns interessante Einblicke in die damalige Lebensweise der Leute, das clevere Kanalsystem, wo Wasser vom benachbarten Machu Picchu-Berg hingeführt wurde und den geheimnisvolle Quarzstein mit seiner unsterblichen Energie im einstmaligen Observatorium. Den Abstieg schaffen wir in 25 Minuten und sehr schlapp vom ereignisreichen Tag, warten wir auf den Zug. In der „Executive Class“ fahren die müden Bergsteiger zurück und werden in Cuzco mit Regen empfangen.
Den richtigen Picchu gewählt und…
…nach der Bezwingung erneut angestossen
Lamahafte Ruinen

Tapferer Bergsteiger!



“Living on Earth is expensive, but it does include a free trip around the sun every year.” – Unknown
 Cheers
Alex



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