[Castro –
Puerto Varas – Santiago de Chile 1]
Wir
schreiben den 14.04.12. Will und ich kommen nach einer gemütlichen Busfahrt durch
die regnerische Gegend von „Norte Chico“ nach einer sanften Überfahrt mit der (yepee)
WIFI-bestückten Autofähre auf die „Isla Grande de Chiloé“, der zweitgrössten Insel in Südamerika, in Castro
an (Tipp von Elena und David). Lonely Planet schwafelt etwas von „culture that
is based on a distinctive mythology of witchcraft, ghost ships and forest
gnomes“. Mal schauen…
Wenn man
auf der Insel Chiloé nur eine Stadt besuchen soll, dann ist es Castro. Sie
beherbergt nämlich alle Idiosynkrasien und Attraktionen des hiesigen
Breitengrades: mildes (wechselhaftes) Klima, drittälteste (permanent bewohnte) Stadt
Chiles, prächtige Holzkirchen (UNESCO Weltkulturerbe) und Palafitos (bunte Pfahlbauten-Häuser
der Fischer an der Küste). Gerne hätten Will und ich die versprochenen Hexen,
Geisterschiffe und Gnome im benachbarten Nationalpark Chiloé mit eigenen Augen gesehen,
doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Die erste Nacht
verbringen wir in einer schäbigen Unterkunft mit noch schmutzigerem Klo (so eklig,
dass wir weder duschen, noch sonst ein Geschäft erledigen). Daher beschliessen
wir am 15.04.12 umzuziehen und folgen dem Ruf des Lonely Planets, wo wir uns im
„Hospedaje Mirador“ für nur etwas mehr Geld mehr Sauberkeit (blitzblankes Klo)
und mehr Komfort (Küche zum benutzen) leisten. Im Anschluss besichtigen wir die
Stelzenhäuser (Glück, wir erwischen ein Moment, wo die Sonne scheint) und die
Holzkirche „Iglesia de San Francisco“ auf dem Plaza de Armas (innendrin ist
alles aus Holz getäfert). Dann wird das Wetter zusehends schlechter und wir
beschliessen, wenns um 14 Uhr bewölkt ist, den Nationalpark auszulassen und
dafür den Rest des Tages im Zimmer zu chillen. Dem ist dann auch so… Zum Wetter
in Castro möchte ich noch folgendes bemerken: Total wechselhaft, meistens auf
der einen Seite des Himmels bewölkt und auf der anderen Sonnig oder vice versa.
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Stelzenhäuser
von Castro als Graffiti… |
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…und
in real Life! |
Mal
schauen, ob wir die ominösen Xanthippen-Schemen-Kobolde (=Hexen-Geister-Gnome) eventuell
auf dem Festland finden. Darum fahren wir am 16.04.12 von Castro zurück nach
Puerto Montt und von dort nochmals 25 Minuten nach Puerto Varas, in eine grad ganz
andere Welt mit ihrem charmanten Lago Llanquihue, dem pro-touristischen Setup
und der freundlichen Atmosphäre. Die sogenannte Rosenstadt ist Ausgangspunkt
für Ausflüge um den Llanquihue-See und zu den Vulkanen Osorno und Calbuco.
Zuerst machen wir eine self-guided
Citytour durch die Stadt, wo Deutsches Kulturerbe (Häuser von Deutschen
Einwanderer aus dem frühen 20. Jahrhundert) und neuzeitige chilenische Kunst (das
verrückte Pablo Fierro Muesum mit Kunst und Krempel) und Kultur (Rosengärten,
Kleinstadtleben) nebeneinhergehen. Diesmal ist es Will, der sagt, als wir an
der Küste entlang laufen:“Ich war zwar noch nie im germanischen Europa, aber so
stelle ich mir das etwa vor“. Ja, die Umgebung hat etwas. Nicht zu vergessen sind
die Strassenhunde, welche sich entweder vor vorbeifahrende Autos stellen, waghalsig
erst in letzter Sekunde wegspringen und ganz wild hinterherrennen und –bellen. Als
zweiten Spass folgen sie den Touristen und hoffen auf einen Snack oder eine
Pose auf dem Urlaubsfoto (wohl eher das Erstere). Tags darauf geht unser Nachtbus von Puerto
Montt nach Santiago. Wir haben aber noch perfekt Zeit, um die Tour zum Vulkan
Osorno zu machen. Als wir jedoch aus dem Fenster schauen und Regen sehen,
beschliessen wir uns einmal mehr fürs Chillen und ich habe Zeit, meine
Weiterreise zu planen. Da dies heute meine wohl letze längere Busfahrt auf der
Reise ist, beschliesse ich nochmals Super-dooper-cama mit waagerechtem
Schlafkomfort zu lösen. Der Preis liegt über Will’s Reisebudget, darum zahle
ich ihm den Aufpreis für den tiefen Schlaf.
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Puerto
Varas Stadttour Schnappschuss... |
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…und
Deutsches Kuschel Haus :-) |
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Farbenfrohes
Ufer von Puerto Varas… |
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..und
was ich euch schon immer sagen wollte |
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Museum vom Künstler Pablo Fierro… |
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…und
die beiden mehr- oder weniger Künstler |
Santiago
ist weit entfernt von mythischem Gedönse, daher muss ich den sagenhaften
Blogtitel leider entschärfen (aber jetzt seid ihr ja eh fast am Ende und könnt
drum auch grad noch fertig lesen).:-) Dafür ist der Vibe dieser Stadt top – nicht
nur, weil uns der herbstlich-sonnig-warme Morgen des 18.04.12 empfängt. Auch
wenn Santiago schlechtere Luft, als Buenos Aires hat, weniger Abwechslung, als
Mexiko Stadt bietet, nicht so Pura Vida, wie San José ist und keine Küste, wie
Lima aufweist kann die Stadt mich schon von Anfang an von ihrer Grossartigkeit
überzeugen. Zuerst das heitere Wetter, dann mit unserem Hostel Plaza de Armas, das sauber und
preiswert ist und direkt über dem Plaza de Armas, dem pulsierenden Herzstück
der Stadt liegt. Obendrauf gibt’s noch eine Free City Tour, die jeden Tag um 10
Uhr auf dem Plaza de Armas startet – passt zeitlich perfekt. Die vierstündige
Tour bringt uns durch die Viertel Downtown, Lastarria und Bellavista…und halt…
ist das nicht Krushi aus England, den ich am 21.03.12 in Puerto Madryn im
Hostel kennen gelernt habe… in der Tat! So trifft man sich wieder… Franco,
unser Tourguide erzählt uns viele informative und lustige Geschichten über
Santiago. Zum Beispiel, dass die Strassenhunde hier allen gehören und eine
gewisse Prozentzahl der Steuern für deren Unterhalt verwendet wird und sie im
Winter von den Leuten manchmal T-Shirts und Mäntel angezogen bekommen. Am
Nachmittag gönnen wir uns ein weiteres Highlight von Santiago: „Café con
piernas“ übersetzt „Kaffee mit Beinen“! Um in den 90er Jahren den Kaffeekonsum anzukurbeln
wurden Kaffeebaren geschaffen, wo ausschliesslich Frauen in Bikini und Strings
den Espresso servieren (kein Alkohol, sondern lediglich günstigen Espresso…tsss…wer
geht denn schon zu Starbucks?!) Hat man Glück, erwischt man die „Happy Minute“,
wo dreimal am Tag die Türen abgeschlossen werden und eine 1-minütige Strip-Show
geboten wird. Guess what?! Nein, Krushi und ich kommen leider nicht in den
Genuss eines Strips, sondern wir diskutieren bei einem Kaffee zwischen Geschäftsleuten
und braven Touristen unsere berufliche Zukunft nach der Reise.
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Ausblick
auf den Plaza de Armas von der Hostel Terrasse |
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Impressionen… |
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…City
Tour… |
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…Santiago |
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Free
Tour Nuts4Nuts Story* |
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Eins
mit Sahne, Will und Krushi |
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Coffee
with Legs (verdunkelt)… |
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…hier
die Soft-Version |
Zum Farewell-dinner
gehen Will, Krushi, Emma (aus Australien) und ich zur Feier des Tages auswärts
Essen. Will bricht’s fast das Herz. Nicht, weil wir nach zwei Wochen
gemeinsamem Reisen getrennte Wege gehen, sondern weil wir in einem chinesischen
Restaurant einkehren. Seine Nudeln schlürft er nach heimischer Tradition mit
Wohlgenuss und hängt mit Gedanken melancholisch in seiner Vaterland (er ist
bereits seit 1.5 Jahren am Reisen). Die bestellte Flasche chilenischer Wein zum
Spottpreis und lustige Spiele, die man aus dem Klassenlager kennt (nein, nicht
Flaschendrehen), heitern den Abend aber schnell wieder auf und wir kommen auf
die dumme Idee am Kiosk weitere Flaschen Wein zu kaufen und im Hostel sowas,
wie Montagsmaler spielen. Gerade mal 1h habe ich geschlafen, als ich in der
Ferne meinen Wecker klingeln höre, mit dem Gepäck zum Flughafentaxi torkle und mir wünschte, ich wäre gestern etwas gescheiter gewesen.:-)
Obwohl ich
weder ein Anzeichen von grusligen Hexen, noch von verkappten Piraten auf
Geisterschiffen gesehen habe, waren die vergangenen Tage ein entspanntes und
interessantes Highlight auf meiner Reise. Mein Abenteuer geht am 19.04.12 weiter,
auf die im Sinne von Mystik weitaus mehrversprechende Osterinsel…
“Your true
traveler finds boredom rather agreeable than painful. It is the symbol of his
liberty-his excessive freedom. He accepts his boredom, when it comes, not
merely philosophically, but almost with pleasure.” – Aldous Huxley
Cheers
Alex
*Vom Erdnussverkäufer zum Millionär, wenn ich richtig
aufgepasst habe.:-)
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