[Iguazú (Argentinien/Brasilien)
– San Ignacio]
Jeder, der
sich als Backpacker bezeichnet, versucht sich bestmöglich vom allgemeinen
Tourist zu differenzieren, um ja nicht in den gleichen Topf von kam (mit
Touristenbus), sah (auf dem Kamerascreen) und knipse (meist wahllos) geworfen
zu werden. So leisten wir (Alexander, J.B und ich) am 13.03.12 einen Effort,
uns vom Massentourismus abzuheben… Um
vor der grossen Touristenlawine vor Ort zu sein, machen wir uns bereits um 7
Uhr auf den Weg zum wohl grössten Naturwunder Argentiniens: Los Cataratas del
Iguazú, die gigantischsten Wasserfälle, die ich in meinem Leben je gesehen
habe! Das ganze Gebiet ist eingebettet in einem wundervollen Wald und besteht
aus 20 grösseren und 255 kleineren, Wasserfällen auf einer Ausdehnung von ca.
2.7km (wobei etwa 75% der Wasserfälle in Argentinien und 25% im
gegenüberliegenden Brasilien liegen). Beim ersten Blick auf die Wasserfälle
bleibt uns der Atem fast stocken: Riesige Wassermengen schiessen über bis zu 80m
hohe Klippen in die Tiefe, während die erfrischende Gischt unsere Gesichter benetzt
und das Licht in prächtige Regenbögen bricht. Trocken bleibt hier niemand! Zuerst
besichtigen wir „Garganta del Diabolo“ (den Teufelsschlund), wobei wir die ca.
2.3km wacker zu Fuss zurück legen und dem touristischen Eisenbähnchen die lange
Nase zeigen. Auf dem Rückweg fällt aufgrund der sengenden Hitze der Entscheid
fürs Bähnchen… nun noch ein paar Fotos aus dem fahrenden Zug geknipst – und
schon wird aus den Reisenden Backpacker pfannenfertige Touristen.
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Das
Wasser braust in den Teufelsschlund |
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Dusche
mit Alexander und JB |
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Weiter
geht die Erkundungstour… |
Nun gut,
dann ziehen wir halt mit der allgemeinen Masse weiter und schlendern auf den
schön angelegten Wegen Paseo Superior und Paseo Inferior durch den Park und
besichtigen die vielen „Saltos“ von unten, von oben und von der Seite. Die
Sonne brennt den ganzen Tag auf uns herunter und ich kann nicht widerstehen ein
eiskaltes, völlig überteuertes Coci zu kaufen… Als das kalte Zuckerwasser meine
Kehle benetzt, muss ich einmal mehr zugeben: Es lebe „The Coca-Cola Company“! Manche
Dinge ändern sich eben nie (siehe ältere Blogs).
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Gigantische
Wassermassen und mittendrin ein Regenbogen… |
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…ich
kriege nicht genug und… |
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..knipse
die Pracht von allen Seiten |
Wieder ganz
a-touristisch (faktisch sogar verboten) ist unser nächstes Abenteuer… Die
beiden kleineren Wasserfälle „Salto Dos Hermanas“ ergiessen sich in einer
wundervollen Waldlichtung in ein einladendes Becken. Der Rest gibt das
heiss-feuchte Wetter, so dass J.B. und ich uns spontan – und trotz den
Verbotstafeln – einen kurzen Schwumm gönnen. Die verwunderten Touristen ziehen
entzückt ihre Kameras und bevor uns ein Park-Ranger erblickt, sind wir
schwuppdiwupp bereits wieder aus dem Wasser. Als wir noch auf die Isla San
Martín gehen wollen, müssen wir leider erfahren, dass das Boot nicht mehr
fährt. Egal, wir beurteilen im vollen Selbstschutz diesen Teil des Parks sowieso
als überflüssig und zu touristisch.:-) Müde vom langen Tag und der drückenden
Hitze, aber glücklich und vollends erfüllt von den wunderbaren Ansichten der
Iguazú Fälle, machen wir uns auf den Rückweg und geniessen ein vorzügliches
Abendessen im Restaurant „La Rueda“. Nicht zu vergessen sind übrigens die
vielen Tiere, die wir gesehen haben: Unzählige Schmetterlinge umtänzeln uns,
knuddelige Nasenbären unterhalten die Touristen, verschiedenfarbige Vögel
lassen mich kalt und zum Glück begegnen wir weder Giftschlange noch Jaguar (Lonely
Planet rät: Official Jaguar tactics are: Don’t run, make yourself look big and
speak loudly – wir wären vorbereitet gewesen!).
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Frecher
Schwumm.. |
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..im
Plantschbecken |
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Definitiv
im Graubereich :-p |
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Die
drolligen Nasenbären nicht füttern… |
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…sonst
werden sie schön aufdringlich |
Wir haben
Glück, als Alexander und ich beim Morgenessen am 14.03.12 beschliessen, noch
die Brasilianische Seite der Wasserfälle zu besuchen. Der Entschluss fällt um
10.00 Uhr; um 10.15 Uhr geht der preiswerte Taxitransport vom Hostel…denn der
einfachste Grenzübertritt ist per Taxi, wo unsere Pässe ohne Fragen gestempelt,
wir direkt zum Parkeingang gefahren und auch dort wieder abgeholt werden. Der
Eintritt ist ein bisschen teurer, als auf der Argentinischen Seite, die
Vielfalt jedoch etwas beschränkter: Der einzige Trail ist der 1.5km lange
„Cânion Iguaçu“ (Achtung, hier wird Portugiesisch gesprochen. Das klingt etwa
so, wie Spanisch mit einem Bazooka Kaugummi im Mund…aber I like!). Bei jeder
Wegbiegung offenbart sich uns eine noch eindrücklichere Sicht auf die tosenden
Wasserfälle, den Dschungel und den brausenden Fluss und am Ende sind wir direkt
unter dem majestätischen Salto Floriano. In voller Euphorie kaufen wir uns ein
überteuertes Souvenir-T-Shirt von unserem vierstündigen Besuch in Brasilien.
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Die
Pracht aus der Brasilianischen Perspektive |
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Alexander
+ Alex etwas touristisch |
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Das
Fall-Finale beim Salto Floriano |
Bis Dato
hatte ich keine Ahnung, was „Reduktionen“ sind – der Lonely Planet klärt mich
aber auf: Um 1600 wurde von den Jesuiten das grösste soziale Experiment in den
Dschungeln von Südamerika durchgeführt: Christliche Missionierung bei den
Guaraní Ureinwohnern. Unter anderem wurde ihnen eine fundierte Ausbildung und
Schutz vor den Sklavenjägern geboten; dafür mussten sie sich der Polygamie und
dem Kannibalismus entsagen. Was für ein Deal! Zusammen mit Alexander fahre ich
am 15.03.12 um 07.30h von Iguazú Richtung San Ignacio, wobei wir den wohl langsamsten
Bus erwischt haben – er hält hinter jedem Baum und Busch, um Leute ein- und
aussteigen zu lassen. Zum Glück haben wir den Panoramasitz vorne oben, so
können wir die grüne, flache Landschaft etwas geniessen und wir fühlen uns, wie
in Abrahams Schloss (ums passend biblisch auszudrücken). In San Ignacio gibt’s
anscheinend die besterhaltene argentinische Reduktion/Mission „San Ignacio
Mini“ zu bestaunen, daher steigen wir dort aus dem Bus aus und schauen uns die
Ruinen an. Noemi, unser Guide, gibt uns eine interessante Führung und schlägt
uns am Ende vor, dass wir doch alle Facebook-Freunde werden sollen.:-) Zu
Mittag wollen wir Tapioca essen (was notabene NICHT das gleiche ist, wie
Yucca). Der Beizer gegenüber der Mission erfüllt uns unseren Wunsch und tischt
Tapioca-Fritten auf, die ähnlich, wie Pommes schmecken, einfach etwas faseriger
sind und zusammen mit einem kalten Goggi uns das (Food-) Paradies auf Erden
bescheren (um nochmals biblisch zu werden). Aussergewöhnlich ist, dass der
Beizer Deutsch spricht (die meisten Leute hier sprechen nämlich nicht mal
Englisch), das von seinem elsässischen Urgrossvater weitergegeben wurde, der
nach Argentinien eingewandert ist. Im Anschluss geht’s weiter nach Posadas, wo
wir erfahren, dass die Fernverkehrsbusse streiken. „Lieber Gott im Himmel, lass
die Busse morgen fahren“ richten wir in einem jesuitischen Stossgebet an den
Gott der Autobusse, bevor wir einschlafen – und siehe da, morgen um 6 Uhr fährt
unser Bus via Paso de Los Libres nach Mercedes….
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Alex+Alex
vor der Kirchenruine |
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Viel
gelacht bei der Führung |
“The worst
thing about being a tourist is having other tourists recognize you as a
tourist.” – Russell Baker
Cheers
Alex
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