Mittwoch, 4. April 2012

Patagonien – Ab in den Süden!


[Puerto Madryn – Reserva Provincial Punta Tombo – Gaiman – Península Valdés]

Früh am Morgen des 21.03.12 kommen Mike und ich nach ca. 18h Fahrt in Puerto Madryn an. Wir fühlen uns, wie durchgekaut und ausgespuckt. Cama ist halt eben doch nicht der gleiche Schlafkomfort, wie Supercama – oder wars gar etwas zu viel Wein im Bus gestern Abend? Der Besitzer des Hi Patagonia Hostels empfängt uns aber in so einer guten Stimmung und mit frisch gebrautem Kaffee, so dass die üble Morgenlaune bald vergessen ist und wir uns auf den Weg machen das Städtchen zu erkunden. Puerto Madryn ist Ausgangspunkt für das Naturschutzgebiet Península Valdés und geprägt vom Tourismus. So reihen sich Travel Agencies, Hotels und Restaurants aneinander und von Juli bis September wagen sich die heimischen Walfische sogar so nah an die Küste heran, dass man deren Gesang an der Küste hören kann. Nun gut, es ist erst März, daher müssen wir uns auf die Touristentouren verlassen, um mit den ansässigen Tieren in Kontakt zu treten.

Als erstes mieten wir gleich mal ein Fahrrad, beschmieren ein paar leckere Sandwiches (wovon wir die Hälfte bereits im Hostel verschlingen) und treten heftig in die Pedale zum 18km entfernte Punta Loma, wo es anscheinend eine Seelöwenkolonie zu bestaunen gibt. Auf der ganzen Fahrt peinigt uns ein schroffer Gegenwind. Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Vorderrad meines Drahtesels die ganze Zeit Luft verliert und ich ständig anhalten und pumpen muss. Auch die schottrig-sandige Strasse und die öde flache Steppenlandschaft geben nicht viel Segen ab. Und naja, beim Punta Loma hält sich die Begeisterung in Grenzen: Von einer Aussichtsplattform kann man auf die grunzenden und röhrenden Seelöwen herunter glotzen. Viel mehr erfreuen wir uns am Rückenwind auf dem Nachhauseweg. Der Tagesausflug zu Südamerikas grösstem Pinguin Nistplatz „Reserva Provincial Punta Tombo“, mit über einer halben Million Pinguine, beginnt am 22.03.12 bereits um 7 Uhr in der Früh. Die 180km lange Autofahrt verbringe ich hauptsächlich mit Schlafen – genau das, was viele der Pinguine auch tun, wenn wir ankommen. Die meisten schlafen oder chillen ganz gemütlich in der Sonne, andere watscheln für ein kühles Bad Richtung Meer und hie und da veranstalten sie ein verdriessliches Krächzkonzert. Weil Pinguine nicht frontal sehen können, verrenken sie immer ganz ulkig den Kopf, wenn man nahe an ihnen vorbeiläuft.
Im Land der Pinguine wird…
…herumgewatschelt…
…in der Sonne gekuschelt…
…und herzzerreissend geschrien
Whasssssup?

Mit Mike an der Atlantikküste



Auf dem Rückweg macht unser Tourbus einen Stop in Gaiman, einer der ersten Walisischen Siedlungen aus dem späten neunzehnten Jahrhundert, das für seine Nachmittagstee- und Kuchentradition bekannt ist. Faktisch heisst das, dass hier Touristen mit ihren Bussen hin gekarrt werden und dann aus Sympathie oder Teeliebe in den Teehäuser das 75 Peso (ca. 16 CHF) teure Treatment erhalten: Tee und Kuchen. Beim Blick in so ein Teehaus bestätig sich meine Annahme: Ein paar Touristen-Omis sitzen am Tisch, trinken Tee und schmausen an einer cremigen Torte, während Schnulzenmusik läuft – die Locals können sich den Spass nicht leisten. Auch Mike und ich ziehen einen Spaziergang durchs langweilige Dörfchen der teuren Teatime vor. Wieder zurück in Puerto Madryn gehe ich am Beach Joggen, während die Sonne untergeht und den Himmel in sämtliche Pastellfarben hüllt. Quality Time! Das Wetter hier in Patagonien ist schon ziemlich herbstlich und ich geniesse die Frische im Vergleich zum heissen Buenos Aires.

Am 23.03.23 steht ein weiterer Tagesausflug an. Diesmal brettern wir mit dem Mercedes Bus wieder etwa 200km nach „Península Valdés“, eines der besten südamerikanischen Naturreservate. Die Touristen kommen hier her, um Seelöwen, Seeelefanten, Guanakos (sowas, wie Lamas), Pinguine und andere Vögel zu sichten. Auf unserem Trip sehen wir all diese Tiere, denn sie scheint es nicht zu kümmern, dass gerade Touristen-Nebensaision ist. Eine viel grössere Attraktion sind die gigantischen Glattwale, die manchmal in Küstennähe auf Jagd nach Seelöwenbabys gehen, welche in dieser Jahreszeit grad Schwimmunterricht nehmen. Schon seit Wochen positionieren sich Touristen und National Geographics Fotografen in der Gegend, ohne nennenswerte Sichtungen. Just, als wir beim Punta Cantor ankommen und unsere 2h-Sightseeing Pause machen, tauchen die Meeresgiganten auf und es schwimmen gleich fünf Tiere in Küstennähe vorbei. Na das nenne ich einen Glückstreffer!
Gespanntes Warten…
..und siehe da, taucht ein Glattwal auf..
..leider gibt’s kein Mittagessen
Enjoy Strandleben
Als Zückerchen vor dem Abschied von Puerto Madryn stehen am 24.03.12 noch zwei aufregende Dinge an, so dass ich am Vorabend vor Vorfreude fast nicht einschlafen kann:-):  Tauchen mit Seelöwen und direkt im Anschluss mein erster Cold Water Dive zum im 1988 gesunkenen Fischerboot „Albatros“. Dank ausgefeiltem Verhandlungsgeschick handle ich mit dem Lobo Larsen Tauchshop einen super Deal für beide Erlebnisse aus, über den aber Stillschweigen gewahrt wird, da alle anderen Beteiligten mehr bezahlen. Voller Erwartung steige ich ins 16° kalte Wasser. Der 7mm Wet Suit, das Thermoshirt, die Tauchschuhe und –Kappe schützen mich vor der Kälte… Just im Wasser eingetaucht, stupst mich der erste Seelöwe bereits an. Mit der Schnorchel-Gruppe im Formationsschwumm geht’s dahin, wo sich die meisten Tiere mit ihren niedlichen, grossen Augen tummeln. Dort zeigen uns die ulkigen Seelöwen ihre akrobatischen Kunststücke im Wasser, drehen Pirouetten, schnellen auf uns zu und drehen gekonnt in letzter Sekunde ab. Den einen oder anderen kann ich sogar berühren und ein ganz frecher beisst mich leicht in die Hand (es fühlt sich etwa so an, als würde ein Hundewelpen nach einem schnappen). Das Erlebnis ist einzigartig! Ebenso mein anschliessender Tauchgang auf rund 22m Tiefe zur „Albatros“. Zweimal tauchen wir sogar durch das Schiffswrack hindurch! Nebst verschiedenen Fischen, entdecke ich im Dunkeln des Wracks sogar die alten Instrumente, die mit Algen und anderem Meeresgetiere überwachsen sind. Auch wenn die Sicht, die Wassertemperatur und auch sonst alles andere nicht mit Roatan vergleichbar sind, war es ein tolles Abenteuer. Während Mike den Bus zurück nach Buenos Aires nimmt, beginnt am Nachmittag meine 31-Stündige und 215 CHF teure Reise ans Ende der Welt…
Sexy Taucher im 7mm

Na dann schauen wir mal…


…süsse Seelöwen überall…
…zeigen ihre Kunststücke..
..und begrüssen uns neugierig.
Ein klasse Erlebnis!

 “We live in a wonderful world that is full of beauty, charm and adventure. There is no end to the adventures we can have if only we seek them with our eyes open.” – Jawaharial Nehru
Cheers
Alex

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