[Puerto
Madryn – Reserva Provincial Punta Tombo – Gaiman – Península Valdés]
Früh am
Morgen des 21.03.12 kommen Mike und ich nach ca. 18h Fahrt in Puerto Madryn an.
Wir fühlen uns, wie durchgekaut und ausgespuckt. Cama ist halt eben doch nicht
der gleiche Schlafkomfort, wie Supercama – oder wars gar etwas zu viel Wein im
Bus gestern Abend? Der Besitzer des Hi Patagonia Hostels empfängt uns aber in
so einer guten Stimmung und mit frisch gebrautem Kaffee, so dass die üble Morgenlaune
bald vergessen ist und wir uns auf den Weg machen das Städtchen zu erkunden.
Puerto Madryn ist Ausgangspunkt für das Naturschutzgebiet Península Valdés und geprägt
vom Tourismus. So reihen sich Travel Agencies, Hotels und Restaurants
aneinander und von Juli bis September wagen sich die heimischen Walfische sogar
so nah an die Küste heran, dass man deren Gesang an der Küste hören kann. Nun
gut, es ist erst März, daher müssen wir uns auf die Touristentouren verlassen,
um mit den ansässigen Tieren in Kontakt zu treten.
Als erstes
mieten wir gleich mal ein Fahrrad, beschmieren ein paar leckere Sandwiches
(wovon wir die Hälfte bereits im Hostel verschlingen) und treten heftig in die
Pedale zum 18km entfernte Punta Loma, wo es anscheinend eine Seelöwenkolonie zu
bestaunen gibt. Auf der ganzen Fahrt peinigt uns ein schroffer Gegenwind.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Vorderrad meines Drahtesels die ganze
Zeit Luft verliert und ich ständig anhalten und pumpen muss. Auch die schottrig-sandige
Strasse und die öde flache Steppenlandschaft geben nicht viel Segen ab. Und
naja, beim Punta Loma hält sich die Begeisterung in Grenzen: Von einer
Aussichtsplattform kann man auf die grunzenden und röhrenden Seelöwen herunter
glotzen. Viel mehr erfreuen wir uns am Rückenwind auf dem Nachhauseweg. Der
Tagesausflug zu Südamerikas grösstem Pinguin Nistplatz „Reserva Provincial Punta
Tombo“, mit über einer halben Million Pinguine, beginnt am 22.03.12 bereits um
7 Uhr in der Früh. Die 180km lange Autofahrt verbringe ich hauptsächlich mit
Schlafen – genau das, was viele der Pinguine auch tun, wenn wir ankommen. Die
meisten schlafen oder chillen ganz gemütlich in der Sonne, andere watscheln für
ein kühles Bad Richtung Meer und hie und da veranstalten sie ein verdriessliches
Krächzkonzert. Weil Pinguine nicht frontal sehen können, verrenken sie immer
ganz ulkig den Kopf, wenn man nahe an ihnen vorbeiläuft.
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Im
Land der Pinguine wird… |
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…herumgewatschelt… |
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…in
der Sonne gekuschelt… |
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…und
herzzerreissend geschrien |
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Whasssssup? |
|
Mit
Mike an der Atlantikküste |
Auf dem Rückweg
macht unser Tourbus einen Stop in Gaiman, einer der ersten Walisischen
Siedlungen aus dem späten neunzehnten Jahrhundert, das für seine Nachmittagstee-
und Kuchentradition bekannt ist. Faktisch heisst das, dass hier Touristen mit
ihren Bussen hin gekarrt werden und dann aus Sympathie oder Teeliebe in den
Teehäuser das 75 Peso (ca. 16 CHF) teure Treatment erhalten: Tee und Kuchen.
Beim Blick in so ein Teehaus bestätig sich meine Annahme: Ein paar Touristen-Omis
sitzen am Tisch, trinken Tee und schmausen an einer cremigen Torte, während
Schnulzenmusik läuft – die Locals können sich den Spass nicht leisten. Auch Mike
und ich ziehen einen Spaziergang durchs langweilige Dörfchen der teuren Teatime
vor. Wieder zurück in Puerto Madryn gehe ich am Beach Joggen, während die Sonne
untergeht und den Himmel in sämtliche Pastellfarben hüllt. Quality Time! Das
Wetter hier in Patagonien ist schon ziemlich herbstlich und ich geniesse die
Frische im Vergleich zum heissen Buenos Aires.
Am 23.03.23 steht ein weiterer Tagesausflug an. Diesmal
brettern wir mit dem Mercedes Bus wieder etwa 200km nach „Península Valdés“,
eines der besten südamerikanischen Naturreservate. Die Touristen kommen hier
her, um Seelöwen, Seeelefanten, Guanakos (sowas, wie Lamas), Pinguine und
andere Vögel zu sichten. Auf unserem Trip sehen wir all diese Tiere, denn sie
scheint es nicht zu kümmern, dass gerade Touristen-Nebensaision ist. Eine viel
grössere Attraktion sind die gigantischen Glattwale, die manchmal in Küstennähe
auf Jagd nach Seelöwenbabys gehen, welche in dieser Jahreszeit grad
Schwimmunterricht nehmen. Schon seit Wochen positionieren sich Touristen und
National Geographics Fotografen in der Gegend, ohne nennenswerte Sichtungen.
Just, als wir beim Punta Cantor ankommen und unsere 2h-Sightseeing Pause machen,
tauchen die Meeresgiganten auf und es schwimmen gleich fünf Tiere in Küstennähe
vorbei. Na das nenne ich einen Glückstreffer!
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Gespanntes
Warten… |
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..und
siehe da, taucht ein Glattwal auf.. |
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..leider gibt’s kein Mittagessen |
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Enjoy Strandleben |
Als Zückerchen vor dem Abschied von Puerto Madryn stehen am
24.03.12 noch zwei aufregende Dinge an, so dass ich am Vorabend vor Vorfreude
fast nicht einschlafen kann:-): Tauchen
mit Seelöwen und direkt im Anschluss mein erster Cold Water Dive zum im 1988 gesunkenen
Fischerboot „Albatros“. Dank ausgefeiltem Verhandlungsgeschick handle ich mit
dem Lobo Larsen Tauchshop einen super Deal für beide Erlebnisse aus, über den
aber Stillschweigen gewahrt wird, da alle anderen Beteiligten mehr bezahlen.
Voller Erwartung steige ich ins 16° kalte Wasser. Der 7mm Wet Suit, das
Thermoshirt, die Tauchschuhe und –Kappe schützen mich vor der Kälte… Just im
Wasser eingetaucht, stupst mich der erste Seelöwe bereits an. Mit der
Schnorchel-Gruppe im Formationsschwumm geht’s dahin, wo sich die meisten Tiere mit
ihren niedlichen, grossen Augen tummeln. Dort zeigen uns die ulkigen Seelöwen
ihre akrobatischen Kunststücke im Wasser, drehen Pirouetten, schnellen auf uns
zu und drehen gekonnt in letzter Sekunde ab. Den einen oder anderen kann ich
sogar berühren und ein ganz frecher beisst mich leicht in die Hand (es fühlt
sich etwa so an, als würde ein Hundewelpen nach einem schnappen). Das Erlebnis
ist einzigartig! Ebenso mein anschliessender Tauchgang auf rund 22m Tiefe zur
„Albatros“. Zweimal tauchen wir sogar durch das Schiffswrack hindurch! Nebst
verschiedenen Fischen, entdecke ich im Dunkeln des Wracks sogar die alten
Instrumente, die mit Algen und anderem Meeresgetiere überwachsen sind. Auch
wenn die Sicht, die Wassertemperatur und auch sonst alles andere nicht mit
Roatan vergleichbar sind, war es ein tolles Abenteuer. Während Mike den Bus
zurück nach Buenos Aires nimmt, beginnt am Nachmittag meine 31-Stündige und 215
CHF teure Reise ans Ende der Welt…
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Sexy
Taucher im 7mm |
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Na
dann schauen wir mal… |
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…süsse
Seelöwen überall… |
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…zeigen
ihre Kunststücke.. |
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..und
begrüssen uns neugierig. |
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Ein
klasse Erlebnis! |
“We live in a wonderful world that is full of beauty, charm and adventure. There is no end to the adventures we can have if only we seek them with our eyes open.” – Jawaharial Nehru
Cheers
Alex
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