Montag, 2. April 2012

Ferien auf dem Bauernhof


[Esteros del Iberá – Buenos Aires 2]

Noch am selben Tag, dem 16.03.12 im stark Wild Wild West (wig wiggy-wig wiggy-Wild Wild West) angehauchten Mercedes angekommen, begeben wir uns sogleich auf Gaucho-Jagd (ein Gaucho ist das südamerikanische Pendent zum Cowboy). Und siehe da, tritt ein Prachtexemplar gleich mehrfach vor unsere Kameralinsen. Während wir die Stadt erkunden macht er Bankgeschäfte, quasselt mit dem Dorfpolizisten und verschwindet in die Busterminal-Toilette, als er pissed-off ist, weil wir immer gleich unsere Kameras auf ihn richten. Um in die unberührte Natur zum Nationalpark „Esteros del Iberá“ zu gelangen buchen wir die teuerste Taxifahrt ever (450 Peso, das sind knapp CHF 100 für einen Weg). Graciela, die kurrlig-kurvige Reiseberaterin (mindestens einmal ins Schminkdöschen gefallen) organisiert für uns den Trip und gibt uns gleich noch eine Lebensweisheit mit auf den Weg: „Calavera no chilla“ – Leute, die das Partymachen lieben, sollten sich nicht über die Konsequenzen beschweren. Die 2h Taxifahrt über eine ungeteerte Strasse mitten unter dem Sternenhimmel der Südhemisphäre ist phänomenal und inspiriert uns gleich noch für ein kleines Fotoprojekt, als wir im 120km entfernten Colonia Pellegrini ankommen und in unserer Ranch eingecheckt haben.
Stolzer Gaucho
Famous Graciela
Scary-Fotoprojekt
Am 17.03.12 erkundigen wir das atemberaubend schöne und zum Glück noch nicht mit Touristen überlaufene Sumpfgebiet (zweitgrösstes der Erde), welches unzählige Vögel, Wasserschweine (sehen aus, wie ein Mix aus gigantischer Maus gekreuzt mit Esel), Krokodile, gruselige Spinnen, Brüllaffen (sie haben aber nicht gebrüllt) und anderes Gedöns beherbergt. Unterwegs treffen wir einen Touristen, der uns stolz ein Bild auf seiner Kamera zeigt und sagt: „I have seen a sleeping Fox“. Der schläft noch immer im Dickicht, als wir an die Stelle kommen. Obwohl die Mittagshitze herunterdrückt, geniessen wir die Natur in vollen Zügen, fotografieren eklige Spinnen die ihre grossen Netze über die Wege gespannt haben und Wasserschweine, die gemütlich in der Gegend herum stehen. Bei Sonnenuntergang machen wir eine Bootstour durch das Gewässer, um Auge in Auge mit den Krokodilen zu sein. Grandios! Dabei lernen wir ein nettes Deutsches Pärchen kennen, das in der selber Ranch wohnt, wie wir.
Hallo Wasserschwein…
…geniesst du dein Bad?
Hallo Krokodil..
..ich hab schon bisschen Respekt vor dir
Tarzan-Baer
Spinnenfotograf
Vogelnest?
 Eingeschlafen zum Hundegebell-Chorus allegro aus der Ferne, werden wir am nächsten Tag in aller Frühe von einem Hahnen- und Insektenorchester crescendo geweckt – wie Ferien auf dem Bauernhof! Die Natur ruft, so begeben wir uns nach dem Frühstück am 18.03.12 zum zweiten Mal in den Naturpark. Die Sonne ist erst grad aufgegangen, die Luft noch kühl und der Parkwärter verschlafen, als wir beim Reservat ankommen. Die perfekte Zeit, um im Wald Affen zu sichten… wäre da nicht dieser Fuchs, den wir am Vortag noch friedlich schlafend aus der Ferne geknipst haben. Plötzlich schnellt er mit gesenktem Kopf auf uns zu und bleibt nicht stehen. Fuck, das ist kein normales Verhalten für ein Wildtier. „Tollwut“ schiesst mir durch den Kopf, als er eine zweite Attacke startet. Das doofe Viech lässt sich nicht verscheuchen, auch nicht mit einem Stock, den wir auflesen und wild herumfuchteln. Fluchtartig verlassen wir den Wald und hasten zur Ranger-Station - der Fuchs ist uns gefährlich nah auf den Versen. Als ich meinen Stock nach ihm werfe, apportiert er ihn, wie ein Hund. Schlussendlich werden wir aufgeklärt, dass er zahm ist, wie ein Hund, da er sich schon so an Leute gewöhnt ist. Tja, sogar sowas kann passieren, wenn zwei Stadtkinder die Natur erkunden!
I have seen a sleeping Fox.
Sleeping Fox my ass!
Wildkatze: Genauso zahm,
wie der doofe Fuchs

Nachdem wir etwa eine Stunde in der Hitze herum gestapft sind und erfolglos nach Mittagessen gesucht haben (No me gusta el siesta), geben wir uns mit Chips, Keksen und CAP (erfrischendes Coke And Beer) aus dem Kiosk zufrieden und finden einen Taxi, der uns die 120 km nach Mercedes zurück fährt. Aus den verstandenen 400 Peso (zu früh gefreut) werden schlussendlich aber 500 Peso, die wir angesichts der Sprachbarriere jedoch anstandslos bezahlen. Wir ergattern die letzten beiden Suite-Cama Sitze für den Übernachtbus zurück nach Buenos Aires. Gestärkt mit Pizza und etwas ausgechillt auf dem Platz im Dorfzentrum, wo wir das bunte Treiben beobachten, werden wir von einer äusserst attraktiven Stewardess mit Furby-Blick in unsere Luxus-Suite auf Rädern eingewiesen. Den Sitz zum waagrechten Bett umfunktioniert und von der argentinischen Autobahn in den Schlaf gewiegelt, erwachen wir am 19.03.12 wieder zurück in Buenos Aires. Wir checken im El Sol Hostel de Ricoleta ein, wo wir von unserer „Hostelfamily“ empfangen werden.
Argentinische Mate-Kultur…
..von Jung und Alt




Treue Blog-Leser erinnern sich bestimmt an meine Abenteuer auf dem Himalaya. Mit Clara und John (aus Irland) habe ich die 6 herausfordernden Trekkingtage im Markah Valley erlebt und das gefährliche Dowhnillbiken zum Nubra Valley überlebt. Damals haben wir uns zum Spass für März in Buenos Aires verabredet. Als ich an diesem Tag meine Mails checke, sehe ich eine Nachricht von den beiden, ob ich nun in Buenos Aires sei. Logo – Here is the Baer!  Wir treffen wir uns zum Abendessen – indisches Restaurant selbstverständlich – und haben uns viel zu erzählen und reden über die vergangenen Abenteuer. What a reunion!!!
Vor 9 Monaten in Indien…
…Clara+John wieder in BsAs getroffen

Tags darauf, am 20.03.12, ziehen starke Sommergewitter mit dicken Hagelkörnern auf. Die Wettervorhersage sieht trübe aus, daher beschliesse ich kurzfristig mit Mike (aus Holland) ins 1300km entfernte Patagonien zu verduften. Wir erhalten noch für denselben Tag ein supergünstiges Angebot mit einem Cama Bus (halbschräges Schlafen) für 480 Peso nach Puerto Madryn. Erneut ergattern wir die Panoramasitze in der Front und sehen zu wie die endlos flache Landschaft langsam in die Dunkelheit versinkt, als wir Richtung Süden flitzen.
“Me and Artemus Clyde frog go save Salma Hayek from the big metal spider. A wiggy wig wig wiggy wiggy wig Fresh cowboy from the west side Wiggy wiggy scratch yo yo bang bang Me and Artemus Clyde frog go save Salma frog polly prissy pants Go down to, well... rumpletumpskin” – Eric Cartman
 Cheers
Alex





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen