Donnerstag, 19. Januar 2012

Follow me, deeper and deeper – Follow me, into the deep blue!


[Roatán – Tegucigalpa 3]
„Hopplaschorsch“ denke ich, als ich am frühen Morgen des 04.01.12 den Viana Bus besteige, der mich von Tegucigalpa nach La Ceiba fährt. Benito hat mir „Clase de Oro“ gebucht: Ein Fauteuil, den man fast ganz nach hinten klappen kann, Instruktionsvideo, wie im Flugzeug und On Board-Verpflegung (leider nicht auf Vegis ausgerichtet…aber was solls…Hauptsache VIP). Mit beinahe Schweizerischer Pünktlichkeit komme ich in La Ceiba an und frage einen Taxifahrer, ob er mich zum Pier bringen kann. Leider sind nun mal unter der Population der Taxifahrer die meisten unehrlichen Menschen auf Erden. So fährt er mich (für überteuertes Geld) zum Hafen, wo sich herausstellt, dass die Fähre zur Insel Utila (mein eigentliches Ziel) wegen hohem Wellengang schon seit Tagen nicht fährt (als ob er das nicht gewusst hätte). „You have to go to the airport“, sagt der Taxifahrer schelmisch und kassiert für diese Fahrt gleich nochmals ein Vermögen ab (die Locals, die noch mitfahren zahlen selbstverständlich viel weniger als ich). Ich kriege kurzfristig keinen Flug mehr nach Utila… aber da geht noch ein Flieger auf die zweite Insel Roatán. Die drei Bay Islands (Roatán, Utila und Guanaja) sind bekannt für ihre spektakulären Tauch- und Schnorchelplätze; das Riff gehört zum zweitgrössten Barrier Reef in der Welt. Zugleich bieten die Inseln die weltgünstigsten Tauchkurse an. Wer würde bei Markenartikeln im Ausverkauf denn schon nicht zuschlagen?! Perfekt für die Erfüllung eines weiteres „Bucket List“ Items: 3-Tägiger PADI Open Water Tauchkurs.
In einem Propellerflieger mit 12 Plätzen (das aviatische Pendent zum Chicken Bus) tuckere ich Richtung Paradies. Meinen Lonely Planet gezückt, finde ich im Nu einen als sicher und nachhaltig geltenden Tauchshop mit dem Namen Reef Gilders. Im Preis von ca. 280 USD sind Kursmaterial, Lizenz, Instruktor, 4 „Confined Water“-, 4 „Open Water“-Tauchgänge und drei Übernachtungen inbegriffen. Deal! Zusammen mit Dive-Buddy Aaron aus den USA sammle ich quasi in Privatlektionen meine ersten Unterwassererfahrungen. Die nächsten drei Tage sind hart… Viel Theorie, früh aufstehen, Nitrogen im Blut ;-) und k.o. am Abend… doch der Spassfaktor steigt bei jedem Tauchgang. Ich bin fasziniert von der Unterwasserwelt und Michaela, meine Österreichische Instruktorin ist einfach Spitzenklasse. Sicherheit und Professionalität, sowie Easygoing und Humor machen sie zur perfekten Tauchinstruktorin! Als Aaron und ich am Abend des 07.12.12 die Prüfung zum PADI Open Water Diver bestehen, beschliessen wir kurzerhand noch den zweitägigen Advanced Kurs mit 5 weiteren Tauchgängen anzuhängen. Weniger Theorie, mehr Praxis und Hand in Hand fühle ich mit jedem Tauchgang sicherer in der Tiefe der Karibik. So absolviere ich zwischen dem 08.01.12 und 09.01.12 Peak Performance Boyancy zum Verbessern der Tauchskills, Advanced Open Water Drift in einer zügigen Unterwasserströmung, Abenteuer-Wrack-Tauchgang in 30m Tiefe bei dem im 1997 gesunkenen Frachter El Aguila, Unterwassernavigationstauchgang mit Kompass und dem krönenden Nachttauchgang bei Vollmond! Die Artenvielfalt der Unterwasserkreaturen ist gigantisch: verchillte Unterwasserschildkröten, uuh grosse Hummer, riesige Groupas, monströse Krabben, Grüne Moräne, verschiedenste tropische Fische, unter dem Riff schlafende Fische, String of pearls, die in der Dunkelheit leuchten und überall um mich herum Biolumineszenz in der Dunkelheit. Fantastisch! Nur den versprochenen Tiefenrausch auf 30m Tiefe spüre ich leider nicht wirklich.:-) Als ich beim unermesslichen, prachtvoll bewachsenen Riff ins tiefe Blau des Ozeans blicke, wird mir bewusst, dass man selbst als Taucher nur eine winzig kleine Krabbe im grossen Ozean ist. Es ist fast unglaublich, aber von der Oberfläche des Ozeans weiss man weniger, als von der des Mondes!
Baer als Tauchstudent…Theorie…
…und Praxis
Reefgliders Instructors+Students…
…Celebrating „Open Water“
Wie ist das Tauchmekka Roatán? Nebst den über 100km lebenden Riff ist hauptsächlich West End the place to be. Es ist keine grosse Partyoase, wie Utila, dennoch haben wir hie und da mit einem Rum+Coke die Taucherlebnisse gefeiert. Viel interessanter sind die Koryphäen und andere Geister, die auf dieser Insel leben. Da ist z.B. Edward, ein 60-Jähriger Amerikaner, der schon 10 Jahre hier weilt. Gegenwärtig haust er im Bungalow neben mir und rollt wacker Joints; aber ausnahmslos jedes Mal, wenn ich ihn sehe (sei es am Morgen, wenn ich um 8 Uhr tauchen gehe, oder am Abend wenn ich um 19 Uhr zurück komme)! Rosalie ist die Besitzerin und Katzenmutter der Bungalow-Anlage (Georphi‘s), wo ich wohne. Mitten im grünen Urwald mit Affen, Vögeln, Krebsen…und eben Katzen. Jörg (auch „The Ghost“ genannt), ein etwa 55-Jähriger Aussteiger-Schweizer aus Baden, betreibt den „Chicken Place“ direkt neben Georphi‘s. Seine vegetarischen Burritos sind ein Gaumenschmaus. Er freut sich wiedermal einen Schweizer zu sehen und erzählt mir stolz von seinen 80m-Tauchgängen und der guten alten Zeit auf Roatán. Dann haben wir noch „The Dude“, ein verzauster Insel-Urbewohner, der mal da, mal dort auftaucht und uns ständig Gras verkaufen will. Die Baleadas kriegt er in unserem Stammlokal (wo wir jeden Morgen beim Vorbeigehen ein Frühstücksbaleada mit Ei essen) für 10 statt 20 Lempiras. Natürlich sind auch die Touristen-Amis vertreten in Roatán. Als ein 18-Jähriger ziemlich angeheiterter Sprössling uns an der Bar anquatsch, fragt Aaron zum Witz, ob hinten auf der Tanzfläche sein Daddy sei, sagt er stolz: „Yes, he is this cool guy talking to the black woman over there“ und zeigt auf einen Bierranzigen, glatzköpfigen Weiber“-held“.
Idyllisches Roatán…
…und obligater Sonnenuntergang
In der C-Level Bar feiern wir am Abend des 09.01.12 unser bestandenes PADI Advanced und den Abschied von Roatán. Tags darauf verlassen wir das (Tauch-) Paradies auf Erden und ich fahre zurück nach Tegucigalpa, wo ich von Juan am Busterminal abgeholt werde. Juan nimmt sich den 11.01.12 frei und fährt mit mir und einem Bodyguard zum Landhaus von Benito in Ojojona. So sehe ich noch etwas die Gegend rund um die Hauptstadt. Das Landhaus entpuppt sich als grosse Landresidenz mit BBQ-Rasen, Teich, Wald und Ackerland. Im Garten erteilt uns der Bodyguard eine Lektion im Pistolenschiessen und 3x dürft ihr raten wer auf der Zielscheibe die besten Treffer landet: Soldat Baer (der sein Obligatorisches im Übrigen während seiner Dienstzeit selten selber geschossen hat).:-) Später fahren wir auf den bekannten Picacho-Hügel, wo, wie in Brasilien, eine grosse Jesusstatue mit ausgebreiteten Armen über der Stadt thront. Die Aussicht auf Tegucigalpa ist wunderschön und erinnert mich an das gute alte Bäumli in Winterthur – halt dass hier alles ein bisschen grösser ist. Wies sich gehört, wollen wir am Abend noch einen Farewell-Drink nehmen, denn ich reise Tags darauf weiter nach Costa Rica. Es ist unschwer zu erahnen, dass dieses Vorhaben mit den Jungs und ihren Freunden im Steil gehen endet. Als die Marriott-Hotelbar schliesst gehen wir weiter in die private Bar eines Freundes von Ben, wo ich als Youtube-DJ fungiere und der Rum uns mal wieder good times beschert!;-p
Mit meinen Bodyguards in Tegucigalpa
Baer - Treffsicher
Pictures of…
…the moment
Being Jesus :-)













Am nächsten Morgen begleiten mich alle (inkl. „meiner“ drei Bodyguards) zum Flughafen, wo wir vor dem Abflug noch ein Katerfrühstück geniessen. Um meinem VIP-Dasein noch einen goldigen Abschluss zu geben, werde ich dank einem „special Offer“ von Copa Airlines in die Business Class up-gegraded. Da sagt der nun etwas verwöhnte Tauchbaer natürlich nicht nein. Schon gar nicht, weil ich in Panama 6h Aufenthalt habe und so gemütlich in der Businesslounge sitzen und mich gratis verpflegen kann. Für einmal lasse ich aber die Finger vom Alkohol und lösche meinen Nachbrand mit lounge-igem Wasser.
Bye bye crazy Honduras Friends
The most beautiful thing in the world is, of course, the world itself. – On a Birthday Card in the Movie Cast Away
Cheers
Alex





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