[Cancún 3 –
Tegucigalpa 1 – San Juan del Sur (Nicaragua) - Tegucigalpa 2]
Ich fliege
am 27.12.11 nach Cancún, das mir auch beim dritten Besuch nur als Drehscheibe
statt Partyplattform dient – ein Springbreakami würde mir glatt das Tanz- vor
dem Bär streichen! Anyway…ich muss am 28.12.11 saufrüh aufstehen, nämlich um
03.45 Uhr, damit ich den Flieger via Panama nach Honduras erwische. Honduras
war ursprünglich gar nicht auf meinem Plan, doch eine Silvester-Einladung von
Ben und Juan (die ich in Miami kennen gelernt habe) kann ich gewiss nicht
ausschlagen. Zum Glück bin ich rechtzeitig am Flughafen, wo mir Honduras‘ Immigrationspolitik
schon zu frühen Morgenstunden einen Stein in Weg legt: Kein Einchecken ohne Ausreiseticket.
So ein Seich, das habe ich doch noch nicht gebucht (wir werden bald sehen, dass
das nur flugseitig eine Rolle spielt). Obwohl meine Augen vom Sandmännchen noch
etwas verklebt sind, funktioniert mein Scharfsinn schon perfekt: Ich zücke den
Laptop (die beste Investition für meine Reise!), der mir nebst Blog-Generator,
Fotospeicher, mobilem Kino, Telefon, Dj Studio auch als Last Minute Reisebüro
dient und buche ein Flug von Honduras nach Costa Rica für den 12.01. Nun lässt
mich Copa Air einchecken, um meine Reise zum Welt-zweitgefährlichsten Flughafen
ins bis jetzt wohl gefährlichste aller besuchten Länder anzutreten – aber was
ist denn schon ein Leben ohne Abenteuer?
Meine beiden
honduranischen Freunde holen mich mit ihrem glänzenden, schwarzen, bulligen SUV-Ford
mit rundum verdunkelten Scheiben ab. Ein Bodyguard sitzt mit drin. „Dude, it’s
kind of dangerous here – but no worries, you are safe with us“, meint Ben und
zeigt mir seine Pistole im Handschuhfach (ein feature, woran ich mich hier noch
gewöhnen muss). Hoppla, das mit dem „gefährlich sein“, hat wohl doch etwas auf
sich. Auf jeden Fall steigt mein VIP Level von nun an kontinuierlich. Nach
einem leckeren Sushi Essen geht’s zum Site-visit von Ben und Juan’s
Recyclingfirma, die in der noch etwas gefährlicheren Zwillingsstadt Comayagüela
(versucht es gar nicht erst auszusprechen) liegt. Wie Mr. President himself
werden wir von einem weiteren Leibwächter im massiv gepanzerten Ford Pickup von
Ben’s Daddy nachhause chauffiert (wenn man drin sitzt fühlt man die massive
Panzerung und Panzerscheiben regelrecht). Wir werden von einem Auto verfolgt
und ein Motorrad fährt kontinuierlich auf unserer Höhe… aber das sind keine
bösen Jungs, sondern „meine“ bewaffneten Bodyguards, die uns auf Schritt und
Tritt folgen. In der Villa von Ben’s Eltern ist bereits ein Zimmer für mich hergerichtet
und ein Zimmermädchen fragt mich, ob ich etwas zu Trinken möchte. Das Haus mit
Pool, Security Kameras, privater Kunstgallerie, 3 kläffenden Köterchen und
schwerem Eisentor liegt in einer gehobenen, umzäunten Nachbarschaft. Die Strassen
sind mit Toren abgeriegelt und bei der Einfahrt schaut ein Security Guard mit
ernster Mine ins Auto. Ansonsten erinnert mich die in einem grossen Bergkessel
liegende Hauptstadt stark an Quito (mit etwas zu vielen Fastfoodrestaurants und
noch ungleichmässiger verteiltem Reichtum). Mein Status steigt weiter an, als
wir am Abend mit Freunden von Ben und Juan ans LMFAO-Konzert gefahren werden –
VIP versteht sich. Einmal mehr sind die geilen Dubstep Einlagen erwähnenswert.:-)
Noch bevor ein Teil des Bühnensetups wegen einem technischen Defekt abbrennt
(wie wir am nächsten Tag erfahren), verlassen wir zum Glück bereits vor
Konzertende die Lokalität, um im Club Barracca weiter zu feiern. Nachdem ich
geschlagene 23h wach bin (inkl. Reisen, neuem Land und Party) bin ich froh, als
es nachhause geht und ich am nächsten Tag ausschlafen und chillen kann.
|
Party
rock is in the house tonight… |
|
…everybody
just have a good time! |
|
During our song:I’M IN MIAMI BITCH |
|
Monteiiise
chiiiikiiiiiii :D |
Auf dem
Crosstrainer strampel‘ ich mir den Kater weg und vertrödle den Tag, während die
Jungs Arbeiten. Später kommen Ben’s Neffen zu Besuch und überreden mich zum
Call of Duty Game auf der Playstation. Ich bin mit den vielen Knöpfen auf dem
Controller masslos überfordert und die Jungs lassen mich alt aussehen. Als wir
jedoch Ben’s alten Supernintendo an den TV anschliessen zeige ich den Jungs
meine Moves im anno 1991 state of the Art Videospiel Super Mario World, die ich
noch immer in und auswendig kenne! So verdiene ich mir meinen Respekt wieder
zurück.:-)
|
Diesmal
die Prinzessin auf Anhieb befreit!;) |
Für
Silvester haben sich Ben und Juan etwas Spezielles ausgeheckt: Beyond
Beachparty (VIP…what else?) im ca. 7h entfernten San Juan del Sur in Nicaragua.
So stehen wir am Morgen des 30.12.11 um 4 Uhr auf, um Scarlett und Juan
abzuholen und gegen Süden zu fahren. Ich habe bereits in Nicaragua Immigriert,
als es plötzlich heisst: „Ihr könnt mit dem Auto nicht über die Grenze, da die
Nummernschilder nicht echt sind“. Zwar stimmen die Zahlen mit den Papieren
überein, das Schild ist aber aus Plastik, statt aus Metall. Da der
Nicaraguanische Zöllner die 100$ Bestechungsgeld nicht nehmen kann (sein
Supervisor hat bereits Wind vom Case erhalten), zitieren wir Ben’s Bodyguard
aus Tegucigalpa heran (ca. 4h Fahrt), um den bulligen Ford SUV gegen den
sportlichen Lexus zu tauschen. Währenddessen wollen wir in der nächstgrösseren
Stadt auf der Hondurasseite was Essen gehen (hier dürfen wir mit dem
Nummernschild fahren). Aber halt, ich bin ja bereits in Nicaragua immigriert
und will den langwierigen Prozess nicht nochmals machen. Der Honduranische
Zöllner drückt ein Auge zu und lässt mich unglaublicherweise illegal einreisen
(kein Stempel im Pass, kein Ausreiseticket…haha). Das Auto getauscht, fahren
und verfahren wir uns auf der Weiterfahrt, werden von der Polizei angehalten
und fahren uns noch einen Platten ein (die Reifen des Lexus sind für die
mieserablen mittelamerikanischen Strassen nicht geeignet). Finally kommen wir
nach 14h Odyssee in der Beachtown San Juan del Sur an und stürzen uns sogleich
ins Nachtleben an der Beachfront.
|
Barhopping
am Strand |
|
Katerfrühstück
mit Bier Bloody Merry |
Den letzten
Tag in einem zweifelsohne wohl besten Jahr in meinem Leben, verbringe ich an
einem paradiesischen Ort gemeinsam mit super Leuten (mit Ausschlafen, Chillen,
Essen, Baden und Sonnenuntergang am Strand bei Rum+Coke). Nun bin ich bereits 8
Monate am Reisen und erlebe zum Teil die verrücktesten Dinge, lerne
interessante Leute kennen, sehe einmalige Orte auf dieser Welt, erfahre neue Kulturen
und lebe einen ausserordentlich autonomen Lifestyle… Good life! Klar gibt es ab
und zu auch schwierige Momente (neue Kulturen, Sprachbarrieren,…), Herausforderungen
(alleine 10h durch die Wüste von Nevada fahren), mühsame Busfahrten
(Indersandwich), auswegslose Situationen (Blatern an den Füssen und
Kopfschmerzen auf 5000 m.ü.M.) und traurige Augenblicke (Armut, Elend auf der
Welt). Und es versteht sich von selbst, dass ich nach so langer Zeit meine
Famile, Freunde und den Schweizer Alltag dann und wann auch vermisse. Aber ich
bin happy, dankbar und froh, dass ich mich für dieses Abenteuer entschieden
habe. Im Moment ein äusserst VIPisches Abenteuer.:-)
|
Rum+Coke:
Good times even better |
|
Sonnenuntergang
von San Juan |
Am Abend
sind wir total ready für die wohl angesagteste und versnobteste Party in
Zentralamerika. Wir sind 10 Leute in einem Pickup, der uns in einer schier endlos
langen Fahrt zum Venue an einem
abgelegten Privatstrand fährt. Die Uhr zeigt bereits gegen Mitternacht, als wir
all dressed up mit unseren Flip Flops am mit Lichtern, Lagerfeuern und riesigen
Segeln dekorierten Strand entlanglaufen. Von weitem hören wir den Countdown,
der das Jahr 2012 willkommen heisst, während über uns ein Regen von Feuerwerken
den Himmel erhellt und wir in eine der wildesten und lautesten Party in meinem
Leben eintauchen. Ich brauche hier wohl nicht extra zu erwähnen, dass wir bei open
Bar fast exponentiell steil gegangen sind.;-)
|
Ready
für YEP-2011@Beyond… |
|
…mit
Feuerwerk empfangen… |
|
…vor
der Star-Wand posiert… |
|
…und
gefeiert bis in die Morgenstunden |
Nach einem
verchillten Hangovertag mit gesättigtem Partylevel, fahren wir am 02.01.12
wieder zurück nach Tegucigalpa. Wir erwarten etwas schneller zuhause zu sein,
als bei der Hinfahrt und kommen relativ schnell bis zur Grenze, wo ich ohne ein
Ausreiseticket zu checken durch gewunken werde. Nun sind die hiesigen Strassen
ja nicht so smooth, wie in der Schweiz. Obwohl Juan sehr vorsichtig fährt
übersieht er in der Dunkelheit ein Schlagloch… boom und pfft pfft pfft ist wieder
ein Reifen (dieses Mal hinten links) am Ar***. Den Joker Reservereifen haben
wir ja bereits ausgespielt. Wir sind im Dunkeln, mitten in der Pampa und die
Jungs fühlen sich etwas unsicher, da sie ihre Pistolen nicht dabei haben. Ein
Anruf genügt jedoch und bereits ist Ben’s Head of Transport mit seinem Pickup
(und selbstverständlich Bodyguard Pistole) unterwegs zu uns. Ebenfalls zu
unserem Rettungskommando hierher zitiert sind drei Mechaniker mit mobiler Hebebühne
und Ersatzreifen, die etwa 1h später eintreffen. Als sie das Fahrzeug
inspizieren, finden sie heraus, dass das Schlagloch auch den linken vorderen
Reifen zerstört und die Felge gerissen hat. Tja, die dünnen Lexus Finkchen sind
einfach nicht für Honduras Landstrassen gemacht. Da sie nur ein Reserverad mitgebracht
haben muss ein Abschleppkran her. Etwa eine halbe Stunde später trifft dieser
mit zwei neuen Mechanikern ein. Der Lexus wird gehievt und verladen und wir
werden mit dem Pickuptruck zurück nach Tegu chauffiert. Als ich am nächsten Tag,
dem 03.01.12, gegen Mittag aufstehe, steht der Lexus bereits gefixt vor der
Türe. Nach einem Workout auf dem Spinning Bike werden mir von der Köchin
herrliche Pfannkuchen serviert und ich plane meine Weiterreise auf die Bay
Islands. Abends zeigt mir Juan die Stadt. Selbstverständlich nur vom Auto aus,
da es hier ja gefährlich ist – und ich ja noch immer VIP bin.:-) Anschliessend ist
Familientermin angesagt und ich lerne Ben’s ganze Verwandtschaft kennen, die
mich sofort ins Herz schliesst. Tags darauf geht meine Reise weiter… ein neues
Item auf meiner „Bucket List“ wartet…
“Tourists
don’t know where they’ve been, travelers don’t know where they’re going.” – Paul Theroux
Cheers
Alex
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen