Mittwoch, 28. Dezember 2011

Auf den Spuren der geheimnisvollen Mayas

[Oaxaca – San Cristóbal de las Casas – Palenque – Tulum – Playa del Carmen – Isla Mujeres – Cancún 2]
Um Oaxaca zu erreichen muss ich mich erst einer halsbrecherischen Busfahrt über einen kurvigen Pass stellen. Der Fahrer rast und ich bin zur Abwechslung mal froh über die Topes. Im Hostal del Mercado eingecheckt, erkunde ich die lebhafte Stadt der Künstler, Museen und Mezcal-Shops (das Agavegebräu wird an jeder Ecke feilgeboten – manchmal sogar inklusive dem darin schwimmenden Agavewurm). Beim Abendessen (wo ich die komplex mit 21 Zutaten zubereitete – und ebenso schmeckende – Mole Sauce probiere) lerne ich John aus Australien kennen, der schon seit Ewigkeiten unterwegs ist. Um Geld zu verdienen, jobbt er ab und zu als Animationsdesigner für die Filmindustrie (so hat er z.B. die Schlange im letzten Harry Potter animiert). Zurück im Hostel treffe ich auf meinen Roommate, einen 69-Jährigen Mexikaner, der auch schon 9 Jahre am reisen ist, sich sein Reisen aber anders finanziert bekommt. Unter vorgehaltener Hand erzählt er mir, dass sein Bruder der meistgesuchte mexikanische Drogenbaron ist. Damit ich nicht zum „der Mann, der zu viel wusste“ werde, lasse ich hier weitere Ausführungen.:-) Am 04.12.11 starte ich mein Sightseeing Programm schon früh: Erkunden der Stadt (Zócalo, Calle Alcalá, Iglesia de Santa Domingo, Instituto de Artes Gráficas, Centro Fotográfico), erklimmen des Monte Albán (majestätische Zapotekenruinen aus 500 v.Chr. mit einer frischen Bergbrise), erleben von Arbol Del Tula (über 2000 Jahre alter und mit seinem Diameter von 14m dickster Baum der Welt) schaffe ich in einem Tag. Hungrig vom Mordsprogramm schleppe ich mich mit letzter Kraft ins Flor de Loto, wo der joviale Kellner sogar ein paar Worte Schweizerdeutsch kann.
Sonntagmorgen in Oaxaca
Der geschäftige Mexikaner:-)
Die mystischen Ruinen auf Monte Albán
Dickster Baum der Welt (vgl.Leute dahinter)
Per Zufall Julia wiedergetroffen
Nach einer heissen Schokolade und süssem Brot darin getunkt, mache ich mich am Morgen des 05.12.11 auf zum Busbahnhof – weiter geht die Reise. Der Nachtbus nach San Cristóbal de las Casas geht zwar erst am Abend, so habe ich Zeit zum bloggen während ich vom Musikshop gegenüber mit ver-salsa-ten Popliedern berieselt werde. Zufällig treffe ich auf Julia, die ich ganz zu Beginn im Hostel in Cancún kennen gelernt habe. Die Welt ist eine Scheibe. Nicht? Na aber der ADO Busbahnhof definitiv eine Drehscheibe für Reisende! Am Morgen des 06.12.11 komme ich etwas übernächtigt in San Cristobal an. Auf dem Weg zum Hostel treffe ich auf Ulla und Claudia aus Deutschland, die dito auf Hostelsuche sind. Wir entscheiden uns für die Jugendherberge und schlagen so noch Prozente raus mit meiner Mitgliedskarte (für alle notabene); ebenso frech gehen wir Frühstücken.:-) Die Aussicht auf das morgendliche San Cristóbal müssen wir uns zuerst verdienen, indem wir zur Kirche Cerro de San Cristóbal hochlaufen. Drinnen in der Kirche ist die Weihnachtsdeko bereits montiert. Unter anderem so grell leuchtende farbige Neonröhren um ein Bild der Schutzpatronin Guadalupe, dass meine Augen brennen. Anschliessend bummeln wir durch die schüsig-farbig-koloniale Stadt und lassen uns selbstverständlich das Schokoladenmuseum inkl. Pralinentasting nicht entgehen. Während die Ladies Reiten gehen (ich die Idee des Reitens aber nichts für mich finde), miete ich mir ein Bike und radle etwa 10km zu den Grutas de San Cristóbal (Rancho Nuevo Höhlen). Als es etwa 6km bissig bergauf geht wünsche ich mir heimlich ebenfalls auf nem Gaul zu sitzen. Die Höhlen sind in einem lichten Pinienwald mit 80er Jahre-orangen Restaurants und Souvenirshops. Ein 350m langer beleuchteter Gang in die Höhle eröffnet mir eine neue unterirdische Welt mit unzähligen Stalagmiten und –laktiten.
Aussicht auf San Cristobal
Dinner bei der etwas verrückten Liz
Biker + Höhlenforscher Baer
Picture of the moment in San Cristobal
Am 07.12.11 beschliessen wir gemeinsam eine Tour nach Palenque zu unternehmen und dann statt nach San Cristóbal zurück zukehren gleich von dort mit dem bewährten Nachtbus nach Tulum weiterzureisen. Auf die Wasserfälle Agua Azul und Misol-Ha werfen wir nur kurz einen Blick, da wir jedes Mal, wenn wir zum Touribus aussteigen, mit Regen empfangen werden. Den Rest der Zeit schlagen wir im Trockenen (oder im Schärmen, wie ich den Deutschen Mädels auf gut Schweizerdeutsch beibringe) tot. Die Maya Ruinen von Palenque liegen mitten im Jungle und somit fügt das bewölkte Wetter ein gewisses Abenteurer-Flair hinzu, als wir die Anlage betreten und von weit her die Affen röhren hören. Erst als es ganz am Schluss unserer Tour zu Regnen beginnt, nimmt der Spassfaktor etwas ab. Dennoch sind diese mystischen Mayaruinen mit einem begehbaren Grab im Innern von El Palacio das Highlight der bis jetzt besichtigten epochemachenden Stein-beige-Meisterleistungen.
Mayaruinen mitten im Dschungel
Mayaruinen mitten im Dschungel
Die Nachtfahrt bringt uns am 08.12.11 vom Regen in die Sonne und von der kalten Berglandschaft wieder zurück ans türkisblaue Meer von Tulum. In der Berauschtheit des Meeresrauschens beschliessen wir für eine Nacht eine Cabaña am Meer zu nehmen – obwohl uns der Rezeptionist im Hotel Zazilkin in höchstem Masse unsympathisch empfängt. Dieser erste Eindruck wird sich später noch bestätigen. Nun  ist aber erst mal am Strand chillen,  beim Riff schnorcheln und lecker Abendessen angesagt. Die Nacht in unseren Cabañas ist bitterkalt und der Hauch von Laken spendet nicht wirklich Wärme. Umso mehr freue ich mich, als der Wecker mein Zähneklappern um 06.25 übertönt, um zur Abwechslung mal dem Sonnenaufgang beizuwohnen und anschliessend in der Morgensonne am Strand Joggen zu gehen. Als wir den missvergnügten Rezeptionist bitten, ob wir unsere Rucksäcke bei ihm lagern dürfen, während wir die Maya Ruinen am Strand von Tulum besichtigen, verneint er dies uns gehässig. Und warum können denn die drei Australier ihr Gepäck bei ihm lagern?  Tja, manchmal begegnet man halt auch solch sturen Leuten auf seiner Reise. So checken wir zuerst im günstigeren Hostel Weary Traveler im Zentrum von Tulum ein bevor’s wieder zurück zum Strand und Sightseeing geht. Als wir die ehemalige Tempelanlage von den Mayas in Tulum betreten, kann ich lebhaft nachvollziehen, warum sie sich gerade hier niedergelassen haben. Im Vergleich zu Dschungel, Bergspitze oder mitten in einer Steppe, thront diese Anlage Ferienresort-mässig über dem türkisblauen Meer der karibischen See. Das Leben in der Maya  Kommune mit eigenem Strand muss dereinst traumhaft gewesen sein. Heutzutage ist die Anlage jedoch nur noch von Touristen und fast ebenso vielen Iguanas bevölkert. Am Abend ist „grand opening“ der Bar „Juan y Jose“ direkt gegenüber dem Hostel. Bei Free drinks sind natürlich auch wir mit von der Partie.
Später Abend in Tulum
Maya Traum-Beachresort
Maya Traum-Beachresort
Mit Ulla+Claudia auf den Spuren der Mayas

Unsere nächste Destination am 10.12.11 ist das obertouristische Playa Del Carmen, wo die Preise nebst mexikanischen Pesos auch in US Dollar und Euro angeschrieben sind und eine garstige Touristenschaar von hauptsächlich amerikanischen Billigurlaubern in den Strassen herumtummelt. Kein Ort zum wirklich wohl fühlen – aber bestimmt gut zum Party machen. Für einen Schnäppchenpreis haben wir uns das komfortable Hotel Barrio Latino in Strandnähe reserviert. Doch weder Party noch Strand werden wir in „Playa“ aufmischen, denn wir haben keinen Bock auf Massentourismus. Abends chille ich mit Ulla und Claudia in der Strandbar Fusion und beobachten bei einem Gin Tonic, wie der Mond langsam aufgeht und seinen silbernen Glanz auf dem Meer verteilt. Tags darauf gehen wir auf den tagesfüllenden Tupperware Party-Trip Namens: „Easy Tours to Chichén Itzá, Cenote…whatever und Valladolid“. So viel zu „Kein Bock auf Massentourismus“.:-) Der Touribus holt uns schon früh beim Hotel ab und macht seine erste Pinkelpause just bei einem grossen Souvenirshop. Chichén Itzá ist die berühmteste und besterhaltene Mayastätte, wo sich bereits Kreti und Pleti tummeln, als wir gespannt aus unserem Touristenbüschen aussteigen. Die Guided Tour führt uns an mehr Souvenirständen vorbei, als an Mayaruinen selbst. Doch wir haben im Anschluss ja noch grosszügige 30 Minuten zur freien Verfügung zum erleben des Mayaspirits. Obwohl man hier die Ruinen nicht besteigen darf, bin ich sehr beeindruckt von der mystischen Anlage. Ich versuche mit der linken Hirnhälfte das strukturierte, orientierte und astronomisierte Design zu verstehen und mit der rechten Hirnhälfte den Spirit zu fühlen und mich in das geschäftige Treiben der alten Zeit, rund um die Pyramide von Kukulcán zurück zu versetzen. Im Anschluss geht’s zur Cenote Ik Kil, die man nur durch einen clever angelegten Souvenirshop betreten kann. Im grossen Wasserloch, das den Mayas wohl als Wasserspeicher gedient haben muss, hängt vom Rand viel Grünzeug herunter und sorgt für eine wundervolle Verzierung. Nun haben wir Hunger auf das bevorstehende Buffet. Ich rechne schon mit dem Schlimmsten, als wir bei einer grossen Restaurantanlage anhalten (gegenüber gibt’s übrigens einen Souvenirshop) und uns die Angestellten mit Mexikanischer Musik und einem gekünstelten Lächeln fürs à discrétion Buffet empfangen. Der Food ist aber erstaunlicherweise lecker und pro-vegetarisch! Während dem Essen werden uns Mexikanische Volkstänze vorgeführt und ich fühle mich, wie Eric Cartman im Casa Bonita!:-) Dann zieht die Karawane der Touristenbusse weiter auf einen kurzen Abstecher in die Provinzialstadt Valladolid, um – falls bis jetzt noch nicht erledigt – die letzten Souvenirs zu ergattern.
The Baer brav bei Cichén Itzá…
…und später beim Seichmachen
Beschwimmbare Cenote
Etwas übersightseed in Valladolid
In meinem Lonely Planet wird Isla Mujeres als beste Insel der Gegend gerühmt, daher beschliessen wir am 12.12.11 nichts wie dort hin! Wir sind jedoch etwas enttäuscht, als wir vom touristischen Playa auf der fast ebenso touristischen Insel ankommen. Die „Insel der Frauen“ kann weder mit der verchillten Atmosphäre von Holbox mithalten, noch einen schöneren Strand, als Tulum bieten! In unserem Hostel Poc Na feiern wir am Abend eine ausgelassene Beachparty unter Palmen – schon nur deswegen hat sich der Trip auf die Insel gelohnt. Tags darauf, am 13.12.11 kehre ich mit Ulla und Claudia zurück nach Cancún, wo wir das Partymachen aber – ganz a-typisch für Cancún – bleiben lassen.
~The End~
“There is a great moment, when you see, however distant – the goal of your wandering. The thing which has been living in your imagination suddenly becomes a part of the tangible world.” – Freya Stark
Cheers
Alex

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